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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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wahrscheinlich vollgefressen auf ihrer Couch schlief, von fetten Mäusen - oder eher Fischen - träumte und nicht ahnte, dass ihr Frauchen sich hier womöglich in größter Gefahr befand. Außerdem erinnerte sich Sarah an einen Text, den sie im Geschichtsunterricht der Highschool über das Mittelalter gelesen hatte. Damals wurden Katzen in die Fundamente von Häuser eingemauert, um böse Geister zu bekämpfen und damit Unglück von den Bauwerken abzuwenden. In manchen Gegenden hielt sich über Jahrhunderte der Brauch, dass eine schwarze Katze in ein neu erbautes Haus geschickt wurde, noch bevor die Bewohner einzogen. Das Tier sollte alle bösen Geister, die möglicherweise in dem Bauwerk ihr Unwesen trieben, auf sich ziehen, damit die Menschen verschont blieben. In einigen Ländern heißt es, eine schwarze Katze bringe demjenigen Glück, dessen Weg sie kreuzt. Aber wehe sie verweilt auf diesem Weg und setzt sich vor ihn – das bedeutet größtes Unglück. Sarah dachte daran, dass die Katze auf ihrem Weg aus der Kammer hinaus angehalten hatte. Unbehagen machte sich in ihr breit. Sie schüttelte den Kopf.
Ich hab wahrlich reellere Probleme, als mich jetzt auch noch von solch einem dämlichen Aberglauben verunsichern zu lassen. Sarah wollte sich noch den Rest des Kellers anschauen und dann nach oben zurückkehren, um der Polizei die Suche nach Denise zu überlassen. Deren Eintreffen konnte ja nun nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Ihr Blick fiel auf die Tiefkühltruhe und sie verspürte den Impuls, sie zu öffnen. Sie wusste selbst nicht, warum eigentlich.
Was sollte da schon drin sein? Wahrscheinlich ein paar Pizzen, Fischstäbchen, Speiseeis und Koteletts. Was man halt so in der Kühltruhe aufbewahrt. Oder ein paar nackte Leichen, sorgfältig übereinander gestapelt mit weit aufgerissenen Augen und einem konservierten Ausdruck des Grauens im Gesicht.
Sarah ermahnte ihre innere Stimme, endlich die Schnauze zu halten. Sie wusste zwar, dass ihr manchmal in den unpassendsten Momenten die merkwürdigsten Gedanken kamen, aber gerade in ihrer jetzigen Situation war das wenig hilfreich. Um sich selbst zu beweisen, dass ihre Phantasie mal wieder mit ihr durchging und um sich zu beruhigen, öffnete sie die Kühltruhe kurzerhand. Sie war leer, bis auf … Sarah entfuhr ein schriller Schrei und sie knallte die Truhe wieder zu. Sie taumelte entsetzt einige Schritte rückwärts. Was für ein kranker Scheiß ging hier eigentlich ab? Sie ging erneut auf die Truhe zu und öffnete diese, um noch einmal nachzuschauen und sich zu vergewissern, dass sie sich das nicht bloß eingebildet hatte. Es gab keinen Zweifel. In einem Ablagefach der Truhe lag eine menschliche Hand. Eine menschliche Hand, an welcher der Daumen fehlte und stattdessen nur noch ein mit gefrorenem Blut bedeckter Stumpf vorhanden war. Angewidert und voller Angst schloss Sarah erneut die Truhe. Sie wusste zwar nicht, wie alle fürchterlichen Ereignisse heute zusammenhingen, aber sie war sich sicher, dass sie in großer Gefahr war. Sie musste schnellstmöglich hier raus, bevor sie selbst – komplett oder zerstückelt – in solch einer Truhe landete. In diesem Moment hörte sie ein Schreien. Das wehklagende Schreien eines Kindes. Der kleine Sid! Dieses laute, intensive Geschrei klang als hätte er starke Schmerzen, oder als ob ihm jemand starke Schmerzen zufügte. Sarah musste auf der Stelle nach ihm schauen. Auch wenn sie selbst ihr Leben dabei riskierte. Sie war schließlich für das Wohlergehen dieses unschuldigen Kindes verantwortlich. Sarah eilte aus der Kammer heraus der Treppe entgegen.

 
    13
     
    Als Sarah durch den Keller huschte, stieg ihr erneut ein Hauch eines ekelhaften Gestankes in die Nase, der sich noch am ehesten als eine Mischung aus ranzigem Fleisch, saurer Milch und irgendetwas süßlichem beschreiben ließ. Sarah stellte sich vor, dass so ein gewaltsamer Tod roch und sie musste an Denise denken. Konnte es sein, dass ihre Leiche weiter hinten im Keller vor sich hin verweste? Aber selbst wenn Denise tot war – Sarah spürte einen schmerzhaften Stich im Herzen -, würde ihre Leiche doch jetzt noch nicht so stinken, oder doch? Sarah eilte die Treppe hoch und stolperte, sodass sie beinahe hingefallen wäre. Sie konnte sich im letzten Moment noch abfangen. Das Grauen drohte sie zu überwältigen. Was sie heute bereits erlebt hatte, war einfach zu viel für ihren Verstand. Vor allem wusste sie diese Ereignisse nicht einzuordnen. Die Stimme

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