INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)
Vernunft. Nur wie eigentlich immer hatte Denise ihren Willen durchgesetzt. Das konnte er sich auch kaum zum Vorwurf machen, denn als sie ihm die Zusage dafür abgenötigt hatte, hatte sie gerade zwischen seinen Beinen gekniet und innegehalten, sein bestes Stück mit ihrem Mund zu verwöhnen. Damit sie weitermachte, hätte er ihr sogar versprochen, sie in einem mit rosa Plüsch und allerlei Kitsch ausgestatteten Märchenschloss zu heiraten. Wobei das ein schlechtes Beispiel war, denn geheiratet hätte er sie in der Tat, ohne lange zu überlegen, seinetwegen überall und jeder Zeit. Nur leider war Denise keine Frau zum Heiraten, da sie, Richards Einschätzung nach, höchstens sich selbst liebte, und wahrscheinlich nicht mal das. Sie hatte selbstzerstörerische Phasen, in denen ihr alles egal zu sein schien. Einmal hatte er sie überrascht, als sie gerade eine Flasche Wodka geleert hatte, auf dem Boden hockte und sich teilnahmslos mit einem Messer in den Oberschenkel ritzte. Er hatte ihr das Messer aus der Hand gerissen und auf die Frage, was der Scheiß solle, hatte sie nur gestammelt, dass sie etwas Besonderes sein wolle, sie aber keinen höheren Sinn in ihrem Leben sähe und sie das Gefühl hatte, eh jung zu sterben. Dann gab es wiederum auch eine andere Denise, die durchaus wusste was sie wollte, und vor allem rücksichtslos alles tat, um dies zu bekommen.
Obwohl sie ihm bereits kurz nach ihrem Kennenlernen auf einer Schicki-Micki-Party in Los Angeles, zu der allerlei Sternchen und Möchtegern-Stars mit der Hoffnung erschienen waren, dass sie jemand Wichtigen trafen, gestanden hatte, dass sie von Monogamie nicht viel hielt, hatte Richard sich nach ihren ersten Dates in sie verliebt. Er war der Meinung gewesen, dass sie vielleicht nur noch nicht den Richtigen getroffen hatte und er ihr schon geben könnte, was sie brauchte. Sie sahen sich schnell mehrmals die Woche, hielten engen Kontakt und der Sex zwischen ihnen gipfelte jedes Mal, angetrieben von intensiver Leidenschaft und geradezu animalischer Gier auf den Körper des anderen, in einer puren Ekstase aus Lust und Schweiß. Außerdem merkten sie, dass sie gut miteinander reden konnten und es entwickelte sich immer häufiger ein sehr persönlicher Gedankenaustausch. Richard erzählte ihr von seinen Träumen etwas Einmaliges zu schaffen, damit reich zu werden und sich selbst zu beweisen, dass er zu großer Kunst in der Lage war. Sie bestärkte ihn in seinem Glauben, dass er bislang verkannt worden war und, dass seine Visionen und seine Kreativität ihm den Weg ebnen würden, sich selbst zu erfüllen. Und trotz dieser Nähe – körperlicher, wie auch seelischer Art -, die zwischen ihnen zweifellos entstanden war, machte Denise keinen Hehl daraus, dass sie nach wie vor mit anderen Männern, und auch Frauen, ins Bett ging. Sie meinte, sie brauche die Bestätigung gewollt und begehrt zu werden und auch wenn sie Richard mochte, könnte er alleine die Leere in ihr nicht füllen. Richard hatte das so hingenommen, aber mit der Zeit verletzte es ihn immer mehr, dass sie mit jedem vögelte, der ihr gerade gefiel und es ihr größtes Hobby zu sein schien, Leute aufzureißen und sie mit ihren Reizen zu betören. Zeigte jemand mal wenig Interesse – was selten vorkam -, nahm Denise das nur als Ansporn, diese Person mit allem was ihr einfiel, doch noch herumzukriegen. Mit der Zeit ebbten Richards Gefühle für Denise ab und er betrachtete dieses Verhältnis zu ihr sehr zwiespältig. Der Sex mit ihr war grandios und er wollte keinesfalls darauf verzichten, denn sie war ein hemmungsloser Lustgarant, der alle seine schmutzigsten Phantasien mit Freude befriedigte. Auf der anderen Seite tat sie ihm emotional nicht gut. Sie war in seinen Augen ein sehr egozentrischer Mensch, mit einer kaputten Seele. Dass gerade sie es vor einigen Jahren geschafft hatte, eine Arbeitsstelle in der Psychiatrie zu bekommen, verwunderte ihn am meisten. Bevor jemand dort arbeiten konnte, musste er doch etliche Eignungstests bestehen, hatte er gedacht. Aber sie war halt höchst manipulativ und konnte perfekt in irgendwelche Rollen schlüpfen. Von daher musste er wirklich zugeben, dass sie großes Talent als Schauspielerin hatte. Zu seinem Glück, denn nur durch Denise konnten sie an einen gestörten Psychopathen wie Sid erst herankommen. Es hatte Richard zwar nicht gefallen, dass Denise einen ihrer ehemaligen Kollegen mit heißem Sex dermaßen den Kopf verdrehte, dass der alles tat, um Sids heimliches
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