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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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aufzustehen.
„Geht das auch ein bisschen schneller?“
Sarah kämpfte sich auf die Beine, plumpste aber kurz danach auf den Hintern zurück. Die Schmerzen hatten sie doch zu sehr geschwächt.
„Würdest du weniger fressen und dich fit halten, wie ich es tue, dann würde es dir auch leichter fallen, jetzt aufzustehen.“
Eine erneute Welle der Wut erfasste Sarah und sie schaffte es nun auf die Beine zu kommen. Sie tastete ihr rechtes Ohr ab. Das Ohrläppchen und ein Teil der Ohrmuschel fehlten. Sie fühlte ihr warmes Blut, das aus der Wunde austrat. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Sid auf sie zu wankte.
„Sid will das Mädchen jetzt essen“, sagte er und grunzte.
„Nicht jetzt, du Tölpel! Jetzt bringen wir sie erst mal hoch.“
„Los jetzt, du gehst voran und mach keine Dummheiten“, sagte Denise an Sarah gewandt und zeigte ihr mit dem Kantholz die Richtung.
Sarah erschrak, als plötzlich eine weibliche Stimme von der Decke ertönte: „Wir sagen jetzt fein gute Nacht, heute bist du zum letzten Mal erwacht.“
Sarah unterdrückte ein Wimmern. Sie würde hier nie wieder lebendig herauskommen. Selbst wenn es ihr gelang, Denise zu überwältigen, gab es da noch den Wahnsinnigen und wer weiß wie viel Leute im Hintergrund, die diese perfide Aufführung hier inszeniert hatten.
Sid gluckste vergnügt, als er die Stimme vom Band hörte. Sarah schritt langsam den Kellergang entlang. Sie musste ihre ganze Willenskraft einsetzen, um trotz der Schmerzen überhaupt gehen zu können. Als sie langsamer wurde, bohrte sich das Kantholz in die Unterseite ihres Rückens und trieb sie voran. Sie erreichten den Ausgang des Kellers und Sarah stöhnte auf bei der Aussicht, die Treppe hochsteigen zu müssen. Sie hielt sich am Geländer fest und nahm einen Schritt nach dem anderen.
„Lecker-Schmecker, Black und Decker. Lecker-Schmecker, Black und Decker“, säuselte Sid vor sich hin.
„Halt den Mund“, zischte Denise, woraufhin ein Klagelaut von Sid zu hören war.
„Woher kommt das ganze Blut, auf deinen Klamotten, deiner Haut und oben im Flur?“, fragte Sarah.
„Das ist Filmblut. Eine unverzichtbare Requisite jeder Horror-Produktion.“ Denise lachte.
„Dieser Sid, wer ist das und wieso hört er auf dich?“
„Sid wurde einst, mit 3 oder 4 Jahren, in einer Kleinstadt wie Dover gefunden. Nur mit einem Schlüpfer und einem Unterhemd bekleidet, über und über mit Dreck, Rotz und Blut besudelt, irrte er, am Daumen lutschend und irgendwas vor sich hin brabbelnd, durch eine Wohngegend in der Nähe eines großen Waldgebiets. Irgendjemand verständigte die Polizei. Die waren erst mal ratlos, denn niemand vermisste ein Kind, auf das seine Beschreibung zutraf. Man startete eine Suche in dem Wald, in der Hoffnung irgendetwas zu finden, das Rückschlüsse auf seine Identität geben konnte. Man fand schließlich eine abgelegene Blockhütte, deren einziges Fenster zugenagelt war. Drinnen stank es bestialisch und überall waren Blutspuren. Fliegen surrten um zwei Kadaver herum, die bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, mit Bisswunden übersät und schon fast gänzlich verwest waren. Das Einzige, das Sid direkt mit diesem grauenvollen Ort in Verbindung brachte, war ein altes goldenes Medaillon, was man neben einer der Leichen fand. Es ließ sich aufklappen und enthielt ein Foto des Jungen, das ganz ähnlich aussah, wie das was hier im Wohnzimmer steht und das wir uns übrigens aus dem Internet geholt haben. Trotz umfangreicher Ermittlungen konnte nie geklärt werden, was genau geschehen ist und wer für diese Gräueltaten verantwortlich war. Sid wies einige schwere Verhaltensdefizite auf und kam zunächst in ein Heim, später dann in die Psychiatrie. Er hat wahrscheinlich das geistige Niveau eines 4-jährigen und einige gravierende Störungen, um es vorsichtig auszudrücken. Der Idiot begann mich nach einer Weile als eine Art Mama-Ersatz oder große Schwester anzusehen, jedenfalls konnte ich seine Zuneigung gewinnen. Auf mich stehen halt Männer, Frauen und selbst geistig Zurückgebliebene.“ Denise lachte bösartig.
„Was ist mit seiner Gesichtshaut passiert?“
„So sah er schon aus, als man ihn aufgriff. Er wurde dann natürlich ausführlich untersucht und die Ärzte meinten, diese Furchen und Narben sind durch nicht behandelte, schwere Verbrennungen dritten Grades entstanden. Womöglich wurde ein Kochtopf mit heißem Wasser in sein Gesicht gekippt. Keiner weiß genau, woher er kommt und was er erlebt hat. Aber

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