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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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seinen Computerbildschirm warf. Binnen einer Minute beschloss er, einen der Streifen durch den Scanner laufen zu lassen, der die gesicherten Abdrücke auf ein Bildschirmfeld neben jenen aus Bishops Polizeiakte übermittelte. »Treffer«, erklärte er nachdrücklich. »Darwin Bishops Fingerabdrücke sind auf dem Tablettenfläschchen.«
    Das überraschte uns nicht. Ich sah zu Anderson und erwartete, auf seinem Gesicht einen befriedigten Ausdruck zu sehen, doch er sah seltsam beunruhigt drein. »Was ist los?«, fragte ich.
    »Nichts«, antwortete er wenig überzeugend. »Läuft alles so, wie wir es erwartet haben.«
    »Dann nehmen wir uns jetzt mal den Jungen vor«, schlug Fields vor.
    Cranberg studierte jeden der Klebestreifen eingehend und lud jeden Abdruck auf das Bildschirmfeld neben Billys Fingerabdrücke von der Einwanderungsbehörde. Einige Male kehrte er zu den Klebestreifen zurück, die er bereits betrachtet hatte, doch nachdem er den letzten durch den Scanner hatte laufen lassen, schüttelte er den Kopf. »Keiner der gefundenen Fingerabdrücke gehört Billy Bishop«, verkündete er.
    »Und Sie sind ganz sicher«, sagte ich.
    »Mehrere Leute haben dieses Medikamentenfläschchen mit bloßen Händen angefasst«, erklärte Cranberg, »aber Billy eindeutig nicht.«
    »Das wär’s dann also«, sagte Fields. »Sie haben Ihre Antwort. Ich kann Ihnen versichern, dass Captain O’Donnell das gar nicht gefallen wird.«
    Zum ersten Mal, seit ich den Bishop-Fall übernommen hatte, empfand ich ungetrübte Erleichterung, denn ich stimmte mit Anderson überein: Wenn Billy versucht hätte, Tess zu ermorden, dann hätte er nicht überall mit Ausnahme des Tablettenfläschchens Fingerabdrücke hinterlassen, von einer Botschaft ganz zu schweigen. Und wenn Billy Tess nicht vergiftet hatte, dann war es auch sehr unwahrscheinlich, dass er Brooke getötet hatte. Ich hoffte, dass die Geschworenen das ebenso sehen würden.
    Ich sah abermals zu Anderson, in der Erwartung, ein Spiegelbild meiner eigenen Stimmung zu sehen. Er zwinkerte mir zu und nickte verhalten, doch es war kein Anzeichen von Triumph zu erkennen. Vielleicht war ihm bei dieser anstrengenden Ermittlung ganz einfach die Puste ausgegangen.
    Ein junger Mann aus der Foto-Abteilung erschien mit einem braunen Umschlag in der Hand in der Tür.
    »Sie kommen genau zum richtigen Zeitpunkt«, verkündete Fields. »Dann lassen Sie uns mal einen Blick auf das Foto werfen. Vielleicht haben wir ja eine Glückssträhne.«
    »Möchten Sie es sich zuerst ansehen?«, fragte der junge Mann Fields.
    Entweder Fields hörte das Unbehagen in der Stimme des jungen Mannes nicht, oder er ignorierte es. »Nicht nötig«, sagte er. »Wir sind hier unter Freunden.« Er nahm den Umschlag entgegen, öffnete ihn und holte einen 13 mal 18 Zentimeter großen Schwarzweiß-Hochglanzabzug heraus. Er starrte wie vom Donner gerührt darauf, und zum ersten Mal, seit ich ihn kennen gelernt hatte, erlosch sein Dauerlächeln. »Was geht hier vor?«, stieß er leise hervor.
    Ich trat neben ihn und schaute mir das Foto an. Mir stockte das Herz. Ich sah Anderson an, der mit hängendem Kopf dastand. Zweifellos hatte er die Strandszene bereits erkannt, als Leona das Negativ hochgehalten hatte. Denn er und Julia waren die einzigen beiden Personen darauf, die eng umschlungen an einem verlassenen Stück Strand auf Nantucket standen. Bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich zu ihm sagen sollte, schob er sich an Fields und mir vorbei und verließ den Raum.
    Ich folgte Anderson, während ich mich darauf konzentrierte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Wogen verschiedenster Emotionen brachen sich über mir. Ich fühlte mich verraten, wütend und dumm, alles zugleich. Und ich hatte Angst. Ich hatte mich hoffnungslos in der Geografie des Bishop-Falls verlaufen. Wenn Anderson mich über seine Beziehung zu Julia angelogen hatte, worüber hatte er dann sonst noch gelogen? Konnte ich den Informationen trauen, die er mir über Bishop gegeben hatte? Schließlich war er es gewesen, der mir von Bishops Affäre mit Claire Buckley erzählt hatte. Er war es gewesen, der bestätigt hatte, dass Bishop Lebensversicherungen auf die Zwillinge abgeschlossen hatte.
    Doch damit begnügte sich mein Verstand noch lange nicht. Hatte Anderson von Anfang an meine Verführung inszeniert? Steckten er und Julia unter einer Decke und benutzten mich dazu, den Verdacht auf Darwin Bishop zu lenken, um ihn aus dem Weg zu schaffen?
    Und was war mit

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