Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
Vom Netzwerk:
ergeben müssen, kann die beteiligten Kriminaltechniker beeinflussen. Außerdem hat er die Angewohnheit, ihnen pausenlos über die Schulter zu sehen. Deshalb fürchte ich, dass sie, wenn sie ein wenig fahrig werden, über die Ergebnisse stolpern, die er von ihnen erwartet, ohne dass sie es überhaupt bemerken.«
    Das war eine ziemlich beeindruckende psychologische Beurteilung, insbesondere von einem Pathologen.
    Mein Gesichtsausdruck muss meine Gedanken verraten haben. »Ich habe einen Doktortitel in Psychologie«, erklärte Fields. »Das hier ist meine zweite Laufbahn.«
    »Eine ziemlich große Umstellung«, sagte ich. »Was hat Sie veranlasst, das Fach zu wechseln?«
    »Ich wurde es leid, den Leuten die Wahrheit aus der Nase zu ziehen«, gestand er. »Wenn ich die Fakten von einer Haarprobe haben will, dann brauche ich mir nicht die Mühe zu machen, zuerst eine geborgene therapeutische Umgebung zu schaffen. Ich werfe das Haar in einen Mixer und ziehe die DNS anschließend in einem Gel auf.«
    »Das kann man mit Psychotherapie-Patienten nun wirklich nicht machen«, gestand ich augenzwinkernd zu.
    »Nicht, wenn man davon abhängig ist, dass sie wiederkommen«, konterte er.
    Fields führte uns von seinem Büro zum Labor. Wir stellten uns neben ihn an einen langen schwarzen Labortisch mit verchromten Gasdüsen und Hähnen und beobachteten Leona, eine schmächtige, kaum einsfünfzig große Frau mit von Arthritis gezeichneten Händen, wie sie das Tablettenfläschchen mit einem Straußenfederpinsel einstäubte. Jede Bewegung schien eine Qual für sie zu sein, und von Zeit zu Zeit ließ sie der stechende Schmerz in ihren Gelenken zusammenzucken. Sie brauchte beinahe zwanzig Minuten, um mit fünf Zentimeter langen Streifen einer speziellen Klebefolie die Hälfte der Fingerabdrücke auf dem kleinen Tablettenfläschchen zu sichern. Als die Schmerzen sie zu überwältigen schienen, fragte Fields sie, ob er weitermachen solle. »Nein«, erwiderte sie scharf. »Hierbei darf nicht geschludert werden.«
    Fields lachte und gab sich geschlagen, worauf wir eine weitere Viertelstunde warteten, bis Leona fertig war.
    »Wir bringen den ganzen Satz zu Simon Cranberg«, erklärte Fields. »Er kann uns dann sagen, ob die Fingerabdrücke mit denen von Darwin Bishop oder Billy übereinstimmen.«
    Wir waren bereits auf dem Weg zur Tür, als Leona uns zurückrief. »Ich schätze, ich hätte auch das Innere des Fläschchens einstäuben sollen«, sagte sie.
    Wir sahen sie verblüfft an.
    »Der Verdächtige könnte darauf geachtet haben, die Außenfläche nicht anzufassen«, erläuterte sie, »aber vielleicht war er beim Herausnehmen der Pillen nicht so vorsichtig.«
    »Sie hat Recht«, sagte Fields.
    Wir kehrten an den Labortisch zurück, und Anderson übergab Leona erneut die Papiertüte mit dem Tablettenfläschchen.
    Leona holte sie heraus, schraubte den Verschluss ab und spähte hinein. »Hmm«, sagte sie.
    »Hmm, was?«, fragte ich.
    Sie antwortete nicht, sondern griff nach einer Pinzette und schob sie in das Fläschchen. Als sie die Pinzette wieder herauszog, klemmte darin ein zweieinhalb Zentimeter großes Fotonegativ.
    »Was zum Teufel ist das?«, entfuhr es Anderson.
    »Es hatte sich an die innere Wölbung des Fläschchens gelegt«, sagte sie. »Die Farbe ist der der Flasche so ähnlich, dass wir es übersehen hätten, wenn wir uns nicht die Zeit genommen und die Sache anständig gemacht hätten.« Sie deutete mit ihrem krallengleichen Finger auf Fields. »Lassen Sie sich das eine Lehre sein.« Sie hielt das Negativ gegen das Licht, sodass wir einen Blick darauf werfen konnten. Das Bild war klein und schemenhaft, doch es sah wie eine Strandszene aus, mit winzigen Gestalten im Vordergrund.
    »Wir lassen gleich einen Abzug machen«, sagte Fields. »Das dauert nur ein paar Minuten.«
    Wir ließen das Fläschchen bei Leona zurück, damit sie mögliche Fingerabdrücke auf der Innenseite sichern konnte, gaben das Negativ in der Foto-Abteilung ab und gingen zu Cranbergs Büro.
    Simon Cranberg entpuppte sich als ein schwerfälliger Mann in einem Overall mit breiten Koteletten und einer Halbbrille. Er sah aus wie eine Kreuzung aus Ben Franklin und Attila dem Hunnen. Er hatte Darwin Bishops Fingerabdrücke bereits auf seinen Computer heruntergeladen, deshalb machten wir uns als Erstes daran, nach ihrer Entsprechung auf Leonas Klebefolienstreifen zu suchen. Cranberg betrachtete jeden Streifen mit einer Lupe, wobei er hin und wieder einen Blick auf

Weitere Kostenlose Bücher