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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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sind«, schlug ich vor.
    »Er wünschte, er wäre tot, hat er gebrüllt«, sagte Garret.
    Ich war mir nicht sicher, wie viel Garret und Candace von der ganzen Sache erfahren sollten. »Er hat sich heute Abend mit ein paar Rabauken angelegt. Eine Hand voll von Jungs, die Jason Sanderson ständig hänseln. Die Dinge sind außer Kontrolle geraten, und die Sandersons machen sich Sorgen wegen Billys Jähzorn. Sie wollen nicht, dass er sich weiterhin mit ihrem Sohn trifft.«
    Candace schüttelte bestürzt den Kopf.
    »Wurde jemand ernstlich verletzt?«, sagte Julia. »Hat Billy …«
    »Sieht so aus, als wäre nicht mehr als ein möglicherweise gebrochener Arm dabei herausgekommen«, beschwichtigte ich sie. »Es könnte ein juristisches Nachspiel geben, aber …« Ich sah Julia an. »Ich denke, wir sollten unter vier Augen darüber sprechen und entscheiden, was zu tun ist.«
    »Das halte ich für eine gute Idee«, pflichtete sie bei.
    Julia und ich gingen ins Esszimmer und setzten uns an den Tisch. Im Schein der gedimmten Lampen erzählte ich ihr alles, was ich wusste. »Billy kann so liebenswert sein, dass man leicht vergisst, wie viel Hilfe er noch braucht«, sagte ich.
    »Findest du, er sollte irgendwo eingewiesen werden?«, fragte Julia. »In eine Privatklinik oder so etwas? Würde das nicht helfen, falls Anklage gegen ihn erhoben wird?«
    Die Vorstellung, Billy so kurz nach seinem Aufenthalt im Payne Whitney in eine weitere Klinik zu stecken, gefiel mir nicht sonderlich, doch mir war klar, dass dies möglicherweise die einzige Lösung war. »Wir sollten mit ihm darüber reden, sobald er sich beruhigt hat. Außerdem sollten wir Carl Rossetti anrufen, für den Fall, dass Billy einen Anwalt braucht.« Ich sah auf die Uhr. Fast 2 Uhr früh. »Die Polizei hat sich bislang noch nicht gemeldet. Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Gibt es denn irgendeine Einrichtung, wo er hinkönnte und die … freundlich ist?«, fragte Julia. »Ich meine, nicht in irgendeine geschlossene Psychiatrie. Das wäre zu schrecklich für ihn.«
    Ich überlegte einen Moment lang, dann kam mir eine Möglichkeit in den Sinn. »Ich könnte mit Ed Shapiro sprechen, einem Freund von mir, der das Riggs Center in Stockbridge leitet«, sagte ich. »Es ist eher eine Art Sanatorium. Sie nennen es ›therapeutische Gemeinschaft‹. Die Patienten wohnen in kleinen Häusern und werden täglich psychotherapeutisch behandelt.« Ich atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur nicht, ob sie jemanden mit einem so ausgeprägten Hang zur Gewalttätigkeit wie Billy aufnehmen würden, auch wenn es sich um einen persönlichen Gefallen handelt.«
    »Es schien alles so gut zu laufen«, seufzte Julia und ergriff meine Hand. »Damit sind die Flitterwochen wohl zu Ende.«
    Damit sind die Flitterwochen wohl zu Ende
. Wenn ich mir die Zeit genommen hätte, über diesen Satz nachzudenken, dann hätte ich mich vielleicht daran erinnert, dass ich ihn fast wortwörtlich schon einmal gehört hatte – von Lilly. Und dann wäre mir vielleicht auch aufgefallen, dass die beiden Frauen etwas sehr Wichtiges gemeinsam hatten. Doch der Ärger mit Billy führte dazu, dass ich mich Julia noch näher fühlte. Mein Verstand begann bereits, ihn als unser Kind zu betrachten. Ich strich mit den Fingern über die Innenseite von Julias Arm, als ich plötzlich Garret in der Esszimmertür stehen sah. Abrupt zog ich meine Hand zurück. Wir achteten sehr sorgsam darauf, vor den Augen der Jungs Körperkontakt zu vermeiden. »Was gibt’s, Kumpel?«, fragte ich.
    »Ich schätze, ich sollte Ihnen besser etwas sagen«, erklärte er.
    »Was?«
    Garret trat mit ernster Miene neben uns.
    »Garret?«, sagte Julia. »Was ist los?«
    »Es geht um Billy«, erwiderte er.
    »Möchtest du dich hinsetzen?«
    »Nein. Ich wollte eigentlich nichts davon sagen«, erklärte er und sah dabei zuerst mich, dann Julia an.
    »Was hast du auf dem Herzen?«, fragte ich.
    »Ich habe etwas gefunden«, sagte er und pulte mit dem Nagel seines Mittelfingers an der Haut seiner Daumenkuppe.
    Ich wartete.
    »Ich habe einfach gehofft«, setzte er an. »Ich weiß nicht mal, worauf.«
    »Was hast du gefunden, Garret?«, fragte Julia mit sanftem Nachdruck.
    »Eine Katze«, sagte er und sah sie an.
    »Eine Katze«, wiederholte ich, während ich reflexartig im Stillen den Rest ergänzte, doch zugleich inbrünstig hoffte, dass ich mich irrte.
    »Ich war auf dem Weg zum Bach.« Er sah mich an. »Es gibt da einen Bach im Wald, ein

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