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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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Schwester verloren hatte …»Ich werde es ihm sagen«, versicherte ich. »Und ich werde dafür sorgen, dass er sich Ihren Wünschen fügt.«
    »Ja, gut. Dann also gute Nacht«, sagte sie.
    Ich setzte mich neben Billy auf die Couch. Er fing an zu weinen. »Hör mir jetzt bitte gut zu«, sagte ich. »Du hast niemanden umgebracht. Aber du hast diese Jungs, die Jason gehänselt haben, verletzt. Es sieht so aus, als hättest du sie sogar ziemlich schwer verletzt – möglicherweise hast du ihnen ein paar Knochen gebrochen.«
    Sichtlich darum bemüht, seine Fassung wieder zu finden, nickte er. »Ich bin ausgerastet«, gestand er.
    »Da ist noch etwas anderes«, sagte ich.
    Billy hatte genug von dem Telefongespräch mit angehört, um zu wissen, was damit gemeint war. »Ich hab einfach nur dagestanden und versucht, mir vorzustellen, was Brooke durchgemacht haben muss«, sagte er. »Das habe ich bisher noch nie getan. Nicht ein einziges Mal. Aber als ich am Zimmer von Jasons Schwester vorbeigekommen bin und sie schlafen gesehen habe, konnte ich einfach nicht anders.« Er starrte auf den Fußboden. »Also bin ich einfach reingegangen und hab sie angesehen. Ich meine, stellen Sie sich das doch nur mal vor: aufzuwachen und nicht atmen zu können. In einem kleinen Bett zu ersticken, während deine Mutter unten im Haus ist und dein Vater dasteht und dich sterben lässt.«
    So sehr ich Billys Mitgefühl mit dem Leiden anderer begrüßte, bereitete es mir doch Sorgen, dass er nicht begriff, wie unangemessen sein Verhalten gewesen war. »Mr. Sanderson hatte Mühe, dich aus deiner Versenkung herauszureißen. Er musste dich schütteln.«
    »Ich habe sie angestarrt, aber ich habe Brooke gesehen.«
    Der Blick, den er mir zuwarf, verriet tiefe Trauer, doch ich glaubte auch (oder bildete ich es mir nur ein?), einen Anflug morbider Neugier darin zu erkennen, beinahe schon so etwas wie Erregung. »Du hast bei diesen Jungs die Kontrolle verloren«, sagte ich. »Und es war falsch, ohne Erlaubnis in das Zimmer von Jasons Schwester zu gehen.«
    Billy nickte.
    Ich sah durch das Fenster des Cottage zum Vollmond hinauf, während ich den Mut zusammennahm, ihm die Konsequenzen seines Verhaltens zu schildern. »Es wird eine Weile dauern, bis den Sandersons wieder wohl bei dem Gedanken ist, dass du bei ihnen bist. Sie möchten nicht, dass du zu ihnen kommst – oder dich mit Jason triffst.«
    Billy starrte mich wütend an. »Warum nicht?«
    »Du hast ihnen Angst gemacht«, erklärte ich.
    »Ich habe Jason verteidigt«, sagte er.
    »Nein. Du bist weit darüber hinausgegangen. Und du bist ohne Erlaubnis durch das Haus der Sandersons spaziert, ins Kinderzimmer und …«
    »Glauben sie, ich hätte Brooke umgebracht?«, stieß er empört hervor.
    »Die Sandersons müssen an ihr Baby denken«, erwiderte ich ausweichend. »Wahrscheinlich erinnerst du sie daran, wie schnell ein Leben zu Ende sein kann, darauf läuft es hinaus. Und im Moment wollen sie nicht daran erinnert werden. Sie sind frisch gebackene Eltern.«
    »Schwachsinn«, gab er zurück. »Sie glauben, ich hätte es getan.« Höhnisch verzog er den Mund. Kein Zittern mehr. Keine Tränen. »Die können mich mal. Meinetwegen können sie alle zur Hölle fahren.« Er stand auf. »Ich werde nicht aufhören, mich mit Jason zu treffen, nur weil seine Eltern arrogante Arschlöcher sind.« Er machte einen Schritt auf die Tür zu.
    Ich stand auf und hob meine Hand, in der Hoffnung, ihn überzeugen zu können, sich seine Wut von der Seele zu reden. Doch bevor ich ein Wort sagen konnte, stieß er mich beiseite und stürzte hinaus.
    »Billy!«, rief ich ihm nach.
    Er lief los und verschwand in Richtung des Hauses.

22
    Ich gab Billy ein paar Minuten, damit er sich ein wenig beruhigen konnte, ehe ich ihm zum Haus folgte. Da ich die anderen nicht wecken wollte, schloss ich mit meinem eigenen Schlüssel auf, doch Julia, ihre Mutter und Garret standen bereits im Wohnzimmer und sahen mich unbehaglich an. Billy hatte das ganze Haus aufgeweckt, als er hereingestürzt war, die Tür zugeschlagen hatte und den ganzen Weg zu seinem Zimmer hinauf lautstark mich, die Sandersons und sein eigenes elendes Leben verwünscht hatte.
    »Was ist passiert?«, fragte Julia. Sie trug das schlichte weiße T-Shirt, das sie zuvor in ihrem Zimmer ausgezogen hatte und das kaum ihre Blöße bedeckte. Als sie meinen Blick bemerkte, sah sie verlegen auf ihre Oberschenkel hinunter.
    »Warum reden wir nicht irgendwo darüber, wo wir ungestört

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