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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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prangten. »Es ist wie ein Museum«, flüsterte North.
    Claire Buckley führte uns zur Tür von Darwin Bishops Arbeitszimmer. Er saß in einem genieteten Ledersessel mit hoher Lehne hinter einem langen, gediegen-schlichten Schreibtisch und starrte durch Verandatüren, die Ausblick über den Swimmingpool, den Tennisplatz und das Meer boten. Er trug ein frisch gebügeltes Freizeithemd und eine Khakihose. »Es ist mir egal, ob du sie nach Palm Beach oder Myopia schaffst«, erklärte er gerade mit einer herrischen Stimme, in der nicht einmal mehr ein Anflug seines Brooklyner Akzents lag. »Meinetwegen kannst du sie auch im Stall in Greenwich lassen. Packer kann sie in White Birch laufen lassen. Ich muss verständlicherweise im Moment aussetzen.« Er bemerkte uns und winkte uns herein.
    Wir blieben zögernd in der Tür stehen.
    »Gehen Sie nur rein«, sagte Claire. »Er kümmert sich gleich um Sie.« Sie drehte sich um und verschwand.
    Wir nahmen auf dem Sofa einer kleinen Sitzgruppe an einer Wand Platz, zu der noch weitere Sessel gehörten.
    Bishop drehte sich auf seinem Schreibtischsessel zu uns herum und musterte uns, während er sein Telefongespräch beendete. Er war ein beeindruckender Mann. Sein Haar war silbern und aus seiner hohen Stirn gekämmt, unter der tief liegende stahlgraue Augen funkelten. Seine Haut war makellos gebräunt. Seine breiten Schultern, die muskulösen Unterarme und seine kräftigen Handgelenke ließen erkennen, dass er trotz seiner einundfünfzig Jahre noch immer durchtrainiert war.
    Ich ließ meinen Blick durch das Arbeitszimmer schweifen. Ein Orientteppich in zarten Grün-, Rosa- und Beigetönen bedeckte den Boden. Zwei der Wände wurden von weiß lackierten Einbauregalen gesäumt, in deren Borden überall ledergebundene Bücher standen, die aussahen, als wären sie noch nie aufgeschlagen worden. Auf einem runden Tisch aus massivem Walnussholz standen etwa ein Dutzend Familienfotos in Silberrahmen. Eines zeigte Bishop und die beiden Jungen beim Segeln auf einer Yacht, ein anderes Bishop im Smoking, Arm in Arm mit einer wunderschönen jüngeren Frau mit schwarzem Haar, von der ich annahm, dass es sich um seine Frau Julia handelte. Auf einem dritten Foto saß Bishop in Reithosen und Stiefeln auf einem muskulösen Pferd und zeigte mit einem Poloschläger gen Horizont.
    Bishop hatte offenkundig gerade am Telefon besprochen, in welchem Stall seine Polopferde untergebracht werden sollten. Der Palm Beach Polo Club und der Myopia Hunt Club waren die Vorzeigezentren dieses Sports. Gary Packer, Geschäftspartner des legendären Medienmoguls Rupert Murdoch, war einer seiner Schutzheiligen.
    Mir fiel auf, dass sich unter den Fotos auf dem Tisch keines von Bishops kleinen Töchtern befand.
    »Das ist sehr freundlich, Pedro«, brachte Bishop das Gespräch zum Abschluss. »Wir werden es durchstehen.« Er legte auf, erhob sich und kam zu uns herüber. Stehend wirkte er sogar noch imposanter als hinter seinem Schreibtisch. Er musste mindestens einsfünfundachtzig, vielleicht sogar einsneunzig groß sein. »Tut mir Leid, dass Sie warten mussten«, sagte er. »Win Bishop.« Er streckte mir seine Hand entgegen. »Und Sie müssen Dr. Clevenger sein.«
    Wir schüttelten einander die Hand, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Er legte nichts in seinen Handschlag, so als wäre er ein König, der einem Untertan die Gnade zuteil werden ließ, ihn zu berühren.
    »Mein Beileid«, sagte ich.
    Er setzte sich in einen Sessel gegenüber von Anderson und mir. »Wir werden es durchstehen«, wiederholte er.
    Ein unbehaglicher Moment verstrich, während Bishop uns abwartend ansah, aber durch nichts erkennen ließ, dass er noch etwas sagen würde. Mir ging auf, dass Win Bishop Geschmack daran gefunden hatte, Macht über andere zu besitzen.
    »Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn ich und Dr. Clevenger hier mit Billy sprechen …«, setzte Anderson an.
    Bishop hob eine Hand. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Bei all den Vorbereitungen, die nötig waren, um es in die Wege zu leiten, habe ich versäumt, Sie auf dem Laufenden zu halten: Billy ist nicht mehr hier.«
    »Nicht mehr hier?«, wiederholte Anderson. »Wo ist er?«
    »Ich habe seine Einweisung in die psychiatrische Payne-Whitney-Klinik in Manhattan veranlasst«, antwortete Bishop und sah mich an. »Man versicherte mir, es sei eine hoch angesehene Institution. Gehört zu Cornell.«
    »Durchaus«, bestätigte ich. »Was erhoffen Sie sich von seiner

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