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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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Einweisung?«
    Ehe Bishop antworten konnte, erfüllte der schrille Schrei eines Babys – wohl seine überlebende Tochter – das Arbeitszimmer.
    Bishop verzog das Gesicht.
    »Ich komme schon, Schätzchen!«, rief Claire Buckley. Ich hörte ihre Schritte auf der Treppe, als sie nach oben eilte.
    Bishop stand auf, ging zur Tür und schloss sie. Dann setzte er sich wieder und schlug die Beine übereinander. Er trug keine Socken, und ich starrte unwillkürlich auf seinen Knöchel, auf dem eine primitive grünschwarze Tätowierung eines Friedenszeichens prangte.
    »Vietnam«, erklärte er in Antwort auf die Frage, die mir im Gesicht gestanden haben musste, ohne mir die Gelegenheit zu geben, weiter darauf einzugehen. »Lassen Sie mich etwas in Bezug auf Billy klarstellen«, sagte er. »Meine Frau und ich haben alles in unserer Macht Stehende getan, um einen äußerst gestörten jungen Mann zu retten. Nachdem Chief Anderson mich über das Ergebnis der Obduktion in Kenntnis gesetzt hatte, musste ich mich der Wahrheit stellen. Billy kann nie wieder hier bei uns wohnen. Ich muss meine Familie beschützen. Ich muss daran denken, dass es noch ein zweites kleines Kind hier gibt.«
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    Anderson beugte sich vor. »Die Staatsanwaltschaft wird die Einweisung ins Payne Whitney als eine Strategie betrachten, die Verhaftung Ihres Sohnes zu verhindern.«
    »Der Bundesstaat kann Billy jederzeit zurück nach Massachusetts beordern, um ihn vor Gericht zu stellen, wenn sie das wollen«, erwiderte Bishop.
    »Wenn ich mich nicht irre«, erklärte Anderson, »werden sie genau das auch tun. Ein Auslieferungsbefehl kann binnen weniger Stunden vom Gericht ausgestellt werden.«
    Bishop nickte. »Darauf habe ich keinen Einfluss«, sagte er, »aber es wäre eine reine Zeit- und Geldverschwendung. Der Staatsanwalt wird niemals beweisen können, dass Billy für den Tod seiner Schwester verantwortlich ist. In der Nacht, als meine Tochter ermordet wurde, waren fünf Personen im Haus. Jeder von uns könnte der Mörder sein.« Er machte eine kurze Pause. »Und keiner von uns wird als Zeuge aussagen.«
    So viel also zu Darwin Bishops Ausrollen des roten Teppichs. Ich warf Anderson einen Seitenblick zu.
    »Ich hoffe, Sie werden meinen Leuten nachher gestatten, das Haus zu durchsuchen«, sagte Anderson. »Wir müssen nach allem suchen, das mit dem Tod Ihrer Tochter in Verbindung stehen könnte.«
    »Wann immer Sie wollen«, antwortete Bishop. »Ich kann Ihnen versichern, dass Sie nichts finden werden.«
    »Die Tube mit der Dichtungsmasse zum Beispiel«, beharrte Anderson.
    »Ich nehme doch an«, erwiderte Bishop, »Ihr Labor wird feststellen, dass jeder im Haus die irgendwann einmal in der Hand gehabt hat.«
    »Zufällig oder absichtlich?«, konterte Anderson.
    Bishop antwortete nicht.
    Ich wollte nicht, dass die Unterhaltung in eine Konfrontation abglitt. »Was sollte Ihrer Meinung nach am besten mit Billy passieren?«, fragte ich Bishop.
    »Es geht nicht darum, was
meiner Meinung nach passieren sollte
. Als sein Vater werde ich dafür
sorgen,
dass er wenigstens bis zu seinem achtzehnten Geburtstag im Payne Whitney oder einer vergleichbaren Institution bleibt. Anschließend kann ich eine strikt geregelte und gesicherte Unterbringung hier auf der Insel für ihn arrangieren.«
    Ich dachte an das »Wachhaus« an der Straße, die zu Bishops Anwesen führte. »Hausarrest?«, fragte ich, wobei ich dem Wort mit einem angedeuteten Lächeln die Schärfe nahm.
    »Wenn es sein muss«, antwortete Bishop. »Aber nicht in diesem Haus.«
    Und zum ersten Mal machte ich mir zur Gänze bewusst, dass ich einem Mann gegenübersaß, dessen kleine Tochter ermordet worden war. Doch es gelang mir nicht, große Wut – oder Trauer – zu erkennen. »Sie wollen Billy trotz allem helfen«, fragte ich vorsichtig.
    »Selbstverständlich.«
    »Selbst nachdem Sie das Ergebnis der Obduktion kennen.«
    Bishop zögerte keine Sekunde. »Billy ist kein schlechter Mensch«, erklärte er. »Er ist krank. Und er hat allen Grund dazu. Er ist selbst ein Opfer.«
    Dieses Bild stimmte mit meiner persönlichen Einschätzung von gewalttätigen Menschen überein. Nichtsdestotrotz störte mich Bishops Gemütsruhe im Angesicht des Todes seiner Tochter. Er schien eher distanziert denn mitfühlend. »Stört es Sie, wenn ich Ihnen einige Fragen über Billy stelle?«, fragte ich.
    »Nicht im Geringsten«, antwortete Bishop.
    »Sie erwähnten, dass Billy bereits gestört war, als

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