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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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hinzu.
    »Ich habe ihn gefragt«, erwiderte Anderson.
    »Du hast Bishop aufgefordert, einen Lügendetektortest zu machen?«
    »Bei einem Prozess wäre er natürlich nicht verwendbar, aber ich wollte seine Reaktion sehen.«
    »Und …«
    »Er hat gesagt, ich solle mich an seinen Anwalt wenden«, erklärte Anderson.
    »Er könnte schon bald einen brauchen.«
    »Eine knappe Stunde, nachdem ich ihm den Vorschlag mit dem Lügendetektor gemacht habe, hat er John McBride angeheuert.«
    McBride, dessen Kanzlei sich in Boston befand, war einer der besten Strafverteidiger des Landes und ein Meister darin, Beweismaterial gegen seine Klienten für nicht zulässig erklären zu lassen. »Du siehst dich bei der Durchsuchung der Bishop-Villa besser vor.«
    »Weiße Handschuhe und alles ganz nach Vorschrift.« Anderson schmunzelte. »Ich hab heute Morgen persönlich mit McBride gesprochen. Er wollte mir mitteilen, dass sein Klient nicht für eine Vernehmung verfügbar sei, solange keine Anklage gegen ihn erhoben wird.«
    »Vertritt McBride sonst noch jemanden aus der Familie?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Also, was hast du als Nächstes vor? Wir fahren einfach zur Bishop-Villa und fragen nach Claire und Garret?«
    »Genauso hatte ich mir das gedacht«, erwiderte Anderson. »Ich habe noch immer einen gültigen Durchsuchungsbefehl für jeden Zentimeter des Anwesens, und laut den Streifenpolizisten, die ich an der Wauvinet Road postiert habe, sind sie im Moment beide auf dem Anwesen. Sie können sich natürlich weigern, mit uns zu reden. Aber das werden sie nicht tun.«
    »Warum nicht?«
    »In dieser Familie verfolgt jeder seine eigenen Ziele«, antwortete er. »Garret. Claire. Sie alle benutzen diese Tragödie, um etwas zu erreichen – mehr Macht, größere Freiheit, was auch immer.«
    »Dann lass uns keine Zeit vergeuden und hinfahren.« Ich griff nach meiner Reisetasche, was augenblicklich einen Krampf der Muskeln in meinem Rücken und meiner Seite hervorrief, der mich beinahe in die Knie zwang.
    Anderson packte mich unter den Armen. »Sachte, sachte«, sagte er.
    Ich schloss die Augen und wartete mit zusammengebissenen Zähnen darauf, dass der Schmerz nachließ. Als er es endlich tat, trat ich einen Schritt zurück und zwang mich zu einem Lächeln. »Der Onkel Doktor hatte mich vor abrupten Bewegungen gewarnt«, stellte ich fest.
    Anderson bückte sich und hob meine Tasche auf. »Ich schätze, ich sollte vorerst die schweren Sachen tragen.«
    Auf der Fahrt zur Wauvinet Road begegneten wir drei Streifenwagen. Schon eine halbe Meile vor dem Anwesen stießen wir auf die ersten Übertragungswagen von Fernsehsendern, die die Straße säumten. Reporter versuchten, uns aufzuhalten, um ein Interview zu bekommen. Fotografen knipsten uns, während wir vorbeifuhren. Ich hörte das Rattern eines Hubschraubers und sah durch die Windschutzscheibe einen Helikopter der State Police sowie einen weiteren von den Channel-7-News über uns am Himmel vorbeiziehen.
    »Viel Spaß«, bemerkte ich.
    »Für die Presse ist das hier ein gefundenes Fressen«, erwiderte Anderson. »Sobald sie herausfinden, dass Tess im Mass General ist, belagern sie auch das.«
    Neben Bishops »Wachhaus« parkten zwei Rover, zwei weitere standen auf dem halbrunden Platz vor der Villa, doch niemand versuchte, uns aufzuhalten, als wir zur Haustür gingen. Ich ließ meinen Blick über das Anwesen schweifen und bemerkte, dass Wins Wachleute den Jeeps und Geländewagen der State Police zahlenmäßig weit unterlegen waren. »Sind die hier, um das Grundstück zu durchkämmen oder um es zu verteidigen?«, fragte ich Anderson.
    »Keine Ahnung«, gab er schulterzuckend zurück. »Hängt davon ab, wie nahe sich Bishop und Captain O’Donnell tatsächlich stehen. Du wirst ihn noch kennen lernen. Ich kann gar nicht erwarten, deine Meinung über ihn zu hören.«
    Wie gewöhnlich öffnete Claire Buckley die Tür. Sie wirkte nervös. »Niemand hat mir gesagt, dass Sie kommen«, sagte sie mit einem verkniffenen Lächeln. »Win ist in Boston.«
    »Wir wollen Sie auch nicht lange stören«, erklärte Anderson. »Wir haben nur ein paar kurze Fragen.«
    »Ich schätze, das geht in Ordnung«, sagte sie. »Kommen Sie herein.«
    Anderson sah mich an und zwinkerte. Seine Voraussage, dass wir keinen ernsthaften Widerstand von Claire zu erwarten hatten, schien sich zu bewahrheiten.
    Während wir ihr ins Wohnzimmer folgten, warf sie mir einen Blick über die Schulter zu und sah, wie ich mich abmühte.

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