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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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verkniffenen Grinsen.
    »Danke«, gab ich zurück.
    Das Grinsen erlosch. »Eigentlich solltest du dich ausruhen, bis alles richtig verheilt ist.«
    »Es geht mir gut.«
    »Ich denke, wir sollten ernsthaft überlegen, uns aus diesem Fall auszuklinken«, sagte er. »Soll doch die State Police die gesamte Ermittlung übernehmen.«
    »Für sie beginnt und endet die Ermittlung mit Billy«, erwiderte ich. »Bishop hat zu viel Einfluss.«
    »Ich will nicht, dass die Ermittlung mit dir in einem Sarg endet«, entgegnete Anderson, schüttelte den Kopf und holte tief Luft. »Du schläfst heute Nacht bei mir, und ich will keine Widerrede hören.«
    »Schon gut, okay. Vorsicht ist besser als Nachsicht.« Ich biss unwillkürlich die Zähne zusammen, als ich mich aufrichtete.
    »Du hast nicht gesehen, wer das getan hat? Nichts?«
    »Nichts, woran ich mich erinnern kann.«
    »Ich schätze, es könnte ein zufälliger Überfall gewesen sein«, sagte er. »Die Notaufnahme im Mass General zieht einige üble Gestalten an.«
    »Möglich«, pflichtete ich bei.
    »Aber irgendwie bin ich nicht richtig überzeugt davon«, fuhr Anderson fort. »Ich wette hundert zu eins, dass derjenige, der das getan hat, es auf
dich
abgesehen hatte.«
    »Vielleicht machen wir jemanden nervös«, sagte ich. »Vielleicht ist das gar nicht so schlecht.« Ich unterschlug, dass ich mehr als genug getan hatte, um jemanden eifersüchtig zu machen – Darwin Bishop.
    Anderson nickte versonnen. »Wie geht’s Tess?«
    »Sie hatte noch einen Herzstillstand. Sie haben sie wieder zurückgeholt und setzen ihr einen provisorischen Schrittmacher ein. Ich denke, sie wird durchkommen.«
    »Hält Julia durch?«, fragte er.
    »Für den Moment jedenfalls«, antwortete ich. »Sie ist depressiv, keine Frage. Sie wird Hilfe brauchen, wenn diese Geschichte vorbei ist.«
    »Von einem unbeteiligten Dritten, hoffe ich«, bemerkte er.
    Ich überging diesen Seitenhieb. »Sie sagt, sie wird sich ein Kontaktverbot gegen Bishop besorgen, falls er versuchen sollte, Tess im Krankenhaus zu besuchen.«
    »Das Feuerwerk der Verhandlung dürften wir noch hier auf der Insel sehen können«, feixte er. »Ich hab mit Lauren Dunlop, Bishops erster Frau, gesprochen. Sie hat wieder geheiratet, hat drei Kinder und lebt jetzt in Greenwich, Connecticut.«
    »Was hat sie dir erzählt?«, fragte ich.
    »Sie hat alles bestätigt«, antwortete er. »Sie meint, sie hätte Bishops physische und emotionale Misshandlungen über Jahre erduldet, bis sie endlich den Mut gefunden hat, ein Kontaktverbot zu erwirken und die Scheidung einzureichen. Es war ein langer und beschwerlicher Weg. Sie hatte Todesangst vor ihm.«
    »Hast du sie gefragt, warum sie unter diesen Umständen nicht das Sorgerecht für Garret zugesprochen bekommen hat?«
    »Nach ihrer Aussage kam das nicht in Frage«, erklärte Anderson. »Bishop hätte sich mit Zähnen und Klauen gegen die Scheidung gesträubt, wenn es bedeutet hätte, Garret aufzugeben. Er war wie besessen von dem Jungen. So eine Art wirre
Prinz-und-Bettelknabe
-Sache. Er wollte ein verwaistes Baby aufnehmen und es zu einem Atomphysiker, Sportprofi oder dem Präsidenten der Vereinigten Staaten heranziehen. Er hat sogar alles in seiner Macht Stehende getan, um Laurens Besuchsrecht zu untergraben. Sie bezweifelt sehr, dass er zulassen würde, dass Julia ihn mit den Kindern verlässt. Nicht ohne eine blutige Schlacht.«
    »Ich glaube nicht, dass Julia einen Rückzieher machen wird«, sagte ich. »Sie hat nicht vor, nach Hause zurückzukehren, wenn Tess entlassen wird. Sie sagt, sie wird zu ihrer Mutter ziehen – mit den Kindern.«
    »Gute Entscheidung. Übrigens hat mir Terry McCarthy seinen Bericht über ihre Aussage gegeben. Ich halte ihn für den besten Detective der Bostoner Polizei.«
    »Und?«
    »Sie hat mit Bravour bestanden«, sagte Anderson. »Alles stimmte mit dem überein, was sie dir erzählt hatte: Bishop hat ihr das Nortriptylin weggenommen, kurz bevor Tess vergiftet wurde.« Er hielt kurz inne. »Tommy fand sie überzeugend, selbst als er geblufft und sie gefragt hat, ob sie einem Lügendetektortest zustimmen würde.«
    Ich dachte an Caroline Hallisseys Bemerkungen und fragte mich, wie Julia wohl mit einem weiblichen Detective klargekommen wäre. »Was hat sie gesagt?«
    »›Warum machen wir den Lügendetektortest nicht gleich hier und jetzt?‹, meinte sie.«
    »Gut«, sagte ich erleichtert. »Ich frage mich, ob Win einem Test zustimmen würde«, fügte ich grinsend

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