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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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trank nie etwas anderes zum Essen als Wasser. Tubik. Das hatte er sich gemerkt, dieses Wort. »Im November? Dann ist ja alles vorüber, der ganze Sommer. Und in einem Jahr« – er stand auf –, »wer kann schon sagen, was in einem Jahr ist.« Mayla leckte sich die Finger sauber. »Der Bischof kann es. Unsere Revolution wird in einem Jahr erste Früchte tragen, sagt er. Vielleicht erreichen wir in zwölf Monaten sogar die Land-reform.«
    Kurt Lukas schaute sie an.
    »Was denkst du, wie lang ich hierbleibe? Bis hier Gerechtigkeit herrscht?«
    »Länger, dachte ich. Wenn du mich heiratest. Father Gregorio könnte uns nächsten Monat trauen. Der Anruf aus Singapore hatte mit seiner Rückkehr zu tun. Ich darf darüber nicht sprechen. Aber Father McEllis wird sich mit dir bald in Verbindung setzen. Du wüßtest schon Bescheid, sagte der Bischof.«
    »Oh, ja, ich weiß Bescheid. Ich wußte nur nichts von der Heirat. Wie stellst du dir das vor?« Kurt Lukas kostete den Fisch. »Wir heiraten hier so einfach oder was?«
    Mayla räusperte sich in die Hände. »Nimm doch vom Reis«, sagte sie und kam auf die Hochzeitsgäste. Nahe Verwandte habe sie keine mehr, aber natürlich entfernte. Also alle entfernten Verwandten. Sechzig, schätze sie, ohne Kinder; dazu die Freunde aus Infanta. »Ein teurer Spaß«, sagte Kurt Lukas. »Teuer?« – Sie überschlug die Kosten – »Vielleicht tausend Dollar. Hier geben viele zweitausend aus. Die Männer arbeiten ein Leben lang Hochzeitskosten ab. Du bräuchtest dazu nur einen Tag.«
    »Aber ich arbeite nicht mehr.«
    »Dann mußt du wieder damit anfangen. Ab und zu solltest du arbeiten. Oder hast du gespart? Dann kannst du dich ausruhen.« Sie stand auf, spülte das Geschirr und ging duschen.
    Kurt Lukas duschte nach ihr. Noch naß auf der Haut, legte er sich neben sie und sagte, »Ich bin kein Sparer. Ich besitze nur ein Polster.« Mayla wollte zu diesem Polster Näheres wissen, und er erklärte ihr, es reiche für einen angenehmen Sommer in Italien, was einiges heiße. Dann kam er auf die Arbeit. In seiner Branche sei es ausgeschlossen, von einem Tag zum anderen wieder anzufangen. Er müsse erst einmal seiner Agentin klarmachen, daß er wieder zur Verfügung stehe, damit sie sich um Anfragen kümmere. »So jung bin ich auch nicht mehr«, sagte er, »schau nur, die weißen Haare überall.« Mayla holte eine Lampe und sah in sein Haar. »Ich könnte sie dir ausreißen.« Er hielt ihre Hände fest. »Lieber weiße Haare als Lücken.« Er küßte die Hände, formte sie zu einer Schale und sprach hinein. Er sprach von den vielen gutaussehenden Männern in Italien und den Studenten, die während ihrer Ferien in Mailand auftauchten, gebräunte Burschen aus Kalifornien, manche wirkten sogar klug, Athleten mit Grüblerblick. Er sprach von den anderen Deutschen, Münchnern vor allem, ewigen Lächlern, Loden-Deppen – »Cape-fools«, sagte er. Aber seine schärfsten Mitbewerber seien in Zukunft wohl alle, die wie echte Erwachsene aussähen, wie richtige Väter. Also Italiener. Italiener, die Familienoberhäupter spielten und immer ein bißchen an Mastroianni erinnerten – ob sie den überhaupt kenne, Marcello, nein? »Dann ist es schwierig, sich zu unterhalten.«
    Er streichelte Maylas Hals. »Was mir noch bleibt, sind die Pasta-Rollen.« Sie wollte auch dazu Näheres hören, und er bemühte sich. Obwohl diese Dinge kaum zu erklären waren. In Italien versuchte man jetzt mit allen Mitteln, der Nudel das Behäbig-Nationalgerichthafte zu nehmen. Nudelwerbung, das war Casablanca in zwanzig Sekunden. Geheimnisvolle, leicht übernächtigte Frauen bereiteten sozusagen halbseidene Fettuccinis und Spaghettinis, und ihre Männer, die von bestandenen Abenteuern heimkehrten, kosteten dann diese in Blues gewälzten und über Spitzenwäsche abgetropften Teigwaren und lächelten dazu aus den Augen, das waren die Pasta-Rollen. Er sah Mayla an – ob sie denn Casablanca überhaupt kenne, nein? »Dann ist die ganze Unterhaltung sinnlos.« Kurt Lukas küßte ihre Lippen, ihre Zähne, ihre Zunge. »Warum sollten wir dieselben Bekannten haben?« fragte Mayla zwischen den Küssen. »Deine Sorgen sind eigenartig. Ich verstehe sie nicht. Du wirst älter, also spielst du einen Vater. Und wenn du noch älter bist, einen Großvater. Wie im Leben.« Er legte Mayla einen Finger auf den Mund. Dann erzählte er von Beatrice. Ihre Welt bestand aus Modellen. Die älteren führte sie gesondert. Er war auf dem Sprung in die

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