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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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ein unbewegter Milchhimmel, der keine Abkühlung erwarten ließ für die Nacht. Wie an jedem dritten Sonntag im Monat stand McEllis vor der fächelnden Gemeinde. Und wie immer hatte ihm Mayla in die Soutane geholfen, Kragen und Faltenwurf gerichtet, den Stoff über seinen Schultern geglättet und verlorene Härchen entfernt. Nach dreieinhalb Tagen war sie aus der Kapsel ihrer Hütte gekommen. Nur die dunklen eingesunkenen Augen verrieten ihre Überanstrengung. Sie hatte kaum geschlafen und nichts gegessen. McEllis hatte während der ganzen Predigt ein Auge auf ihr; wie an dem Tag, als er Kurt Lukas getroffen hatte, half ihm die Routine bis zum Segen. Ehe er hinter der Beichtwand verschwand, brachte er Mayla dazu, sich in der Sakristei noch etwas hinzulegen.
    Die erste in der Reihe war Doña Elvira. Sie trug noch immer den falschen Nerz. Er stand für den Rest ihrer Garderobe, aus der sie nur Kostüme hatte retten können, die ihr in den vergangenen Tagen zu groß geworden waren. Die Sängerin legte ihren Mund an das vergitterte Fensterchen und sprach von Selbstmordgedanken. McEllis blieb gefaßt. Er erinnerte daran, daß auch solche Gedanken Sünde seien, und äußerte noch eine persönliche Meinung. »Sie sind nicht die Frau, die sich umbringt«, flüsterte er. Darauf schilderte Doña Elvira so präzise, wo und wie sie sich noch in dieser Nacht das Leben nehmen werde, daß McEllis sie kurzentschlossen für neun Uhr auf die Station bestellte – »zur Beisetzung von Mister Kurt, der ja in Ihrem Lokal ein und aus ging«. Kaum von der Messe heimgekehrt, unterrichtete er die anderen, und man zeigte Verständnis für den seelsorgerischen Schritt, wie Pacquin es formulierte.
    Die Teilnehmerliste stand damit fest. Nicht die halbe Welt, sondern lediglich zwölf Personen wären vor den beiden Gruben versammelt. Die Alten, Mayla und der Bischof, Augustin, Flores und Doña Elvira, ferner Crisostomo und sein Gehilfe Romulus.
    Daß es dann auch so kam, war nur Narciso zu verdanken. Er hatte den Rest der halben Welt getäuscht; bereits am frühen Vormittag war er aktiv geworden. Über gezielte Indiskretionen, verbreitet durch Jesus Fidelio, und falsche, von ihm selbst gegebene Tips hatte er sämtliche Journalisten an die Grenze seines Machtbereichs nach Malaybalay gelenkt, wo sie vom frühen Abend an, teils auf dem abgelegenen Ortsfriedhof verstreut, teils auf günstigen Positionen wie Dächern und Bäumen in der Nähe des Friedhofs, den Sarg mit einer auserwählten Gruppe Trauernder – man sprach sogar von Vertretern Roms – erwarteten. Und gerade daß sich dann weit und breit nichts tat, auch kein offenes Grab zu sehen war und der Friedhofswärter seine Mitwirkung in dem Film über die Singlaub-Schatzsuche anbot, der hier offenbar gedreht werden sollte, ließ viele schon annehmen, daß die heimliche Beerdigung Gregorios an gar keinem anderen Ort stattfinden konnte. Schließlich erschienen zwei Hilfspolizisten mit Laternen und Schaufeln und begannen am Rand des Friedhofs zu graben; ein weiterer Hilfspolizist verfolgte mit einem Nachtglas den Effekt der Aktion. Bald darauf erhielt Narciso eine Meldung – es würden jetzt Scheinwerfer errichtet, Wetten abgeschlossen, alkoholische Getränke herangeschafft und Bestechungen versucht. Der Hauptmann lobte seine Leute und trug Romulus auf, den Alten zu bestellen, sie könnten unbesorgt sein. Dann schälte er sich ein Ei. Bis auf die Festnahme eines fahrerflüchtigen Mercedesbesitzers hatte er getan, was in seiner Macht stand, doch dieser Besitzer wäre demnächst wieder Gouverneur und damit immun. Homobono Narciso war zufrieden mit sich. Frühere Fehler waren damit aus der Welt, neue würde er vermeiden. Die lebenslange Amnestie begann.
    Romulus und der kleine Crisostomo trafen bei Anbruch der Nacht auf der Station ein. Butterworth führte sie zum Begräbnisplatz, gab genaue Anweisungen über die Lage der Gruben, und die beiden begannen sogleich mit dem Ausheben. Trotz der beruhigenden Nachricht, die der Sergeant überbracht hatte, blieben die Alten vorsichtig; zu frisch waren die Erinnerungen an die nächtliche Heimsuchung. »Wer weiß denn, ob nicht ein paar dieser Herren hiergeblieben sind und durch die Gegend streifen«, sagte Pacquin, während er noch einmal in Gedanken die ganze Strecke des Trauerzugs abschritt. Sie würden die Särge erst durch das Haus tragen, dann über die Veranda und schließlich über den angelegten Weg und seine Stufen bis vor die offenen Gräber. Links

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