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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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Hütte verschwand. Der Novize hatte Angst um sie. »Mach dir keine Sorgen, Father Lukas, ich werde auf sie aufpassen«, sagte er und ging dann zum Abendessen. Dem leisen Tischgespäch entnahm Augustin, daß es ihm nicht an Überzeugungskraft fehlte.
    Die Alten einigten sich auf den kommenden Sonntag als Datum für ein Doppelbegräbnis. Bei Dunkelheit sollten Gregorio und unser Deutscher , wie sie den früheren Gast jetzt auch nannten, in getrennten Gruben, aber an gleicher Stelle beigesetzt werden. Außer ihnen und Augustin wären nur De Castro, Mayla und Flores anwesend; der Totengräber Crisostomo und ein Gehilfe sollten erst am Abend des Begräbnistags geholt werden, um die Gruben unbemerkt auszuheben. Alle waren erleichtert nach diesen Entscheidungen. Man erörterte Form und Ablauf der Feier, McEllis und Butterworth machten Notizen, die Nacht verging im Flug; am anderen Tag setzte die übliche Geschäftigkeit wieder ein.
    Pacquin zupfte Unkraut rund um die künftigen Gräber. Dalla Rosa trat Spekulationen über den Tod des Stationsgastes entgegen. Horgan machte sich detektivische Gedanken, nachdem Elisabeth Ruggeri bei einem kurzen Kondolenzbesuch – er galt auch ihrem Heft und der Kassette – von blauen Lacksplittern an der Kleidung des Toten berichtet hatte. McEllis kaufte einen Sarg mittlerer Preisklasse und hielt sich in der Nähe von Autowerkstätten auf. Und Butterworth befaßte sich mit der italienischen Dame , die gegen Mittag wieder erschienen war.
    Sie sprach über Umstände, die zu dem Unfall geführt hätten, »Panik vor allem«, zählte die Verletzungen auf, denen Kurt Lukas erlegen war, beschrieb die Leiche, die nach den Polizeiuntersuchungen zwischen Eisblöcken lagerte, und gab die Mutmaßungen ihrer Kollegen wieder, die von Mord bis Selbstmord reichten. Elisabeth Ruggeri redete, als könne ihr bei der geringsten Pause etwas zustoßen; als schließlich alles gesagt war, schlug sie ihr Heft auf. »Vielleicht darf ich Ihnen jetzt noch meine Lieblingsstelle übersetzen. Ein Abschnitt über Kurt. Es geht um einen Abend auf seiner Terrasse.«
    Butterworth sah darin eine Form des Gedenkens und bat um langsames Lesen; schon beim ersten Überfliegen der Kopien war er auf die Terrassen-Stelle gestoßen, die deutsch begann und italienisch weiterging. Er schrieb den Anfang mit und hörte dann aufmerksam zu. Bei den letzten Sätzen zitterte Elisabeth Ruggeris Stimme. Butterworth holte ihr ein Glas Wasser. »Signora, wir zittern alle.« Er reichte ihr das Glas, und Elisabeth Ruggeri leerte es in einem Zug, ehe sie aufbrach. »Ich fahre noch heute«, sagte sie vor der Tür, »ich hasse den Tod.« Butterworth gab ihr die Hand, begleitete sie aber noch ein Stück. Beim Sendemast blieb er stehen, während Elisabeth Ruggeri unter der senkrechten Sonne weiterging, ihr Glücksheft in der Hand und den Schirm unterm Arm.
    Stunden später, als die größte Hitze vorbei war, fuhren Narciso und Romulus mit einem Polizeiwagen vor und luden den Sarg mit der obduzierten Leiche von Kurt Lukas aus. Die Alten traten auf die Veranda und bekreuzigten sich. Narciso bekundete sein Beileid; dann kam er auf die Journalisten. Er nannte sie arrogant, häufig betrunken und Verursacher von Unfällen, bevor er erzählte, daß ihn Mister Kurt vor Cooper-Gomez’ Salon beschworen habe, für ein ungestörtes Begräbnis von Father Gregorio zu sorgen. »Und das werde ich tun.« Der Hauptmann wartete die Wirkung seiner Worte ab; unterdessen trug Romulus eine Bitte vor. Mit dem alten Argument, er sei vor acht Jahren fünfter gewesen, Halbmittelgewicht, bat er, für den Deutschen, den er leider einmal niedergeschlagen habe, die Grube ausheben zu dürfen. Die Priester berieten sich. »Es sind Sinneswandlungen, die Kurt bewirkt hat, also sollten wir über unsere Schatten springen«, erklärte McEllis. Die anderen stimmten dem zu, und man sagte Narciso, daß er am morgigen Sonntag zeigen könne, ob er imstande sei, Journalisten aus aller Welt bis Montag morgen an der Nase herumzuführen. Romulus bekam nur gesagt, er solle sich bereithalten. Der Rest war physische Anstrengung. Nachdem Narciso und der Sergeant abgefahren waren, zogen, schleiften und schoben die Alten den soliden Sarg in die Hauskapelle.
    Der Begräbnistag begann wie alle Sonntage, mit gedämpftem Leben, und verlief auch wie alle Sonntage, still und ein wenig schleppend. Selbst das Wetter trug zu der bekannten Langeweile bei; noch während der Fünfuhrmesse spannte sich über dem Ort

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