Infanta (German Edition)
Zeit.«
Das war kein logischer Gedanke, aber der Deutsche folgte McEllis, folgte ihm durch eine Nebentür in einen von dünnen Lichtpfeilen durchschossenen Laden, in dem es nach Jute und Erde roch, nach Gummi, Seife und Zwiebeln; eine Frau erhob sich vom Boden. Sie holte ein prall gefülltes Einkaufsnetz hinter Kanistern hervor und übergab es dem Priester. »Mitbringsel«, erklärte McEllis. »Hier zum Beispiel« – er zeigte auf einen länglichen Packen – »Leinenschuhe. Für Father Horgan. In Weiß. Oder finden Sie das unpassend für einen alten Mann?« Der Deutsche schien ihn nicht zu hören.
»Woran denken Sie gerade, Mister Kurt?«
»Ich vergleiche den heutigen Tag mit dem gestrigen.« Diese Antwort verwirrte McEllis. Für einen Augenblick stellte er sich vor, der Mann aus Rom würde vielleicht jeden Tag eine andere Kirche aufsuchen, um zu schauen, was geschieht.
»Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?«
»Ich habe gestern nur geschlafen.«
»Das überrascht mich nicht. Sie hatten keine Verpflichtungen. Dazu kam die Hitze.«
»Ich schlafe überhaupt viel.«
»Aber sind nicht bettlägerig?«
»Nein, nur müde.«
»Unser Ort könnte Sie wach machen.«
»Was soll ich da?«
»Was sollen Sie hier? Außerdem ist es gar nicht so weit, einige Stunden, über die Berge. Und heute abend erzählen Sie uns von Rom.«
»Wer ist uns?«
McEllis lächelte. »Father Horgan. Father Pacquin. Father Butterworth. Father Dalla Rosa. Ich. Und Father Gregorio. Aber der ist beurlaubt; ich habe ihn gerade vertreten. Er ist zur Zeit in Italien. Mit ihm sind wir sechs.«
»Und warum laden Sie mich ein?«
»Nun, warum nicht?«
Wie ein Angetrunkener oder erstmals Verliebter fühlte sich McEllis vollkommen bei Verstand, als er, immer wieder Nun, warum nicht vor sich hinsprechend, eine Tür durchschritt, die in einen Hühnerhof führte, auf ein mit Palmwedeln bedecktes Zweirad zuging und es feierlich enthüllte. »Meine Maschine«, sagte er. »Sie macht alles mit, bis auf Steigungen.« Es handelte sich um ein Moped von schwer zu bestimmendem Alter und schwer zu bestimmender Leistung. Es hatte Satteltaschen und einen Notsitz, um die Griffe waren Lappen gewickelt; sein Auspuff hing an Drähten. Der Deutsche schaute es an, als sei es lebendig. McEllis griff in eine der Taschen, nahm eine Windjacke heraus, verstaute das Netz und hob die Hündin in die andere Tasche. Dann zog er sich die Jacke über und schlug den Kragen hoch. – »Ein gutes Stück. Und unverwüstlich. Kommen Sie nun mit, Mister Kurt?«
Der Deutsche reichte sein Gepäck. McEllis schnallte es hinter den Notsitz, schon einen Fuß auf dem Anlasser. »Sobald die Maschine läuft, springen Sie auf.«
»Und wie komme ich wieder zurück?«
»Mit dem Bus. Er fährt alle zwei Tage.«
»Es stört Sie nicht, daß diese Bekanntschaft nur eine Folge des Regens ist?«
»Die Hälfte aller Bekanntschaften sind eine Folge des Wetters. Sie haben sich für einen Urlaub den falschen Ort ausgesucht, die falsche Insel und das falsche Land. Aber Gott war mit Ihnen. Sie hatten Glück mit dem Regen und Glück, mich hier anzutreffen!« Und damit trat er den Hebel herunter, es röhrte und knallte, die Maschine sprang an, der Deutsche schwang sich hinter den Priester. Sie fuhren stotternd aus dem Hof, quer über den Platz vor der Kirche, fuhren in Zickzackkursen um die Plakattafeln, bogen in einen Weg, der auf das Meer zulief, und gewannen an Tempo. McEllis lenkte mit einer Hand, in seiner anderen lag das weiche Maul von West-Virginia.
Noch vor dem im Schlick versinkenden Hafen der Stadt führte eine Nebenstraße in Schleifen bergauf, und als die buschartigen Palmen längs der Fahrbahn spärlicher wuchsen, bot jede Kurve einen Blick auf die Bucht von Cagayan de Oro. Sie zog sich ohne Brandungsschaum hin, mit fließender Grenze zum Meer, das unter der großen Sonne wie eine zerkratzte Stahlplatte dalag. Das Moped röhrte. »Es wird noch steiler«, rief der Priester, »aber geht dann auch wieder abwärts.« McEllis trat in die Pedale. Der Deutsche bot an, die Plätze zu tauschen.
»Weshalb, Mister Kurt?«
»Ich bin jünger!«
»Wie jung?«
»Um die Vierzig.«
»Und noch keine grauen Haare, erstaunlich!«
Der kurze Schatten des Mopeds hüpfte jetzt hin und her, mal war er links, mal rechts. Sie fuhren an Bananenpflanzungen entlang, an einem reglosen Ineinander von grünenden und abgestorbenen Blättern, von steilen und matten Segeln. Ab und zu stand ein Mensch zwischen den
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