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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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Stauden, glänzend vor Schweiß. »Wie lange sind Sie schon hier?« fragte der Deutsche.
    »Sie waren noch nicht geboren, als ich kam.«
    McEllis keuchte. Er kämpfte mit allen Kräften, um diese Bergprüfung zu bestehen. Es war nicht mehr weit bis zur Anhöhe, danach hätte er seinen Beitrag geleistet. Gregorio hatte diese Kindermesse einmal im Monat gelesen und vor seiner Abreise um Vertretung gebeten. Butterworth und Dalla Rosa hatten für ihre Fahrten den Jeep benützt. Er schwor auf sein Moped. Kaum fuhr es wieder von allein, tastete er nach dem Maul der Hündin. Es ging nun stetig bergab, in eine aschegraue, durch Brände gerodete Senke. Von den Hängen blinkte es vereinzelt. Neben schwelenden Baumstümpfen saßen Arbeiter mit Tüchern um Nase und Mund und drehten ihre Hackmesser in der Dreiuhrsonne. »Wenn alles glatt verläuft, sind wir vor Dunkelheit da«, sagte der Priester und stellte die Zündung aus. Das Moped rollte noch ein Stück; vor einer Holzbrücke über einen trockenen Bach blieb es stehen.
    »Sie sind an der Reihe, Mister Kurt.«
    Der Deutsche stieg ab. Ein steiler Anstieg lag vor ihnen.
    Die Straße führte in engen Kehren nach oben, über kahle, narbige Hänge, an verbrannten Bäumen und schwarzem Buschwerk vorbei.
    »Ich bin noch nie mit einem Moped gefahren.«
    »Das macht nichts, tun Sie einfach so, als sei es ein Rad. Sie können doch radfahren?«
    Der Deutsche schwieg und schwang sich auf den Sattel. Er umfaßte den Lenker. McEllis’ Hände griffen um seine. »Hier wird gebremst, und da wird Gas gegeben«, erklärte der Priester und trat den Motor an. Das Moped ruckte, schwankte, fuhr, er lief ihm nach und sprang auf den Notsitz, schon hatten sie die Brücke hinter sich; noch schaffte es der kleine ölbespritzte Motor, aber bald übertönten die Fehlzündungen das Schnauben des Deutschen.
    »Geht doch bemerkenswert gut«, rief McEllis.
    »Danke. Über Erwarten.«
    »Sind Sie Sportler?«
    »Ich habe Tennis gespielt.«
    »Beruflich?«
    Statt einer Antwort kam nichts als rasselnder Atem. Nur noch durch heftige Sprünge auf die Pedale ließ sich das Moped weiterbewegen. »Sie werden es nicht bereuen, Mister Kurt. In Father Horgan finden Sie sogar einen Partner!« Wieder kam keine Antwort, und McEllis machte sich Sorgen. Falscher Ehrgeiz hatte schon manchen das Leben gekostet. Gerade noch rechtzeitig nahm die Steigung ein Ende. Der Priester blickte über die Kuppe. »Bleiben Sie jetzt ruhig«, sagte er.
    In Rufweite stand vor ihnen ein Jeep auf der Straße. An der Haube lehnten zwei Männer in Grünzeug. »Die Polizei, Mister Kurt, bremsen Sie.« Der Deutsche bremste, das Moped fuhr. Es fuhr weiter und weiter, bis McEllis am Zündschlüssel drehte. Darauf machte es noch einen Sprung und kam eine Armlänge vor den Männern zum Stillstand. Der ältere der beiden führte eine Hand an die Schläfe.
    »Nachwuchs, Father?«
    »Unser Gast.«
    »Priester?«
    »Nein.«
    »Erklären Sie ihm bitte, wer ich bin.«
    »Das ist Hauptmann Narciso, unser Polizeichef. Neben ihm steht Sergeant Romulus. Er war Boxmeister.«
    Der Sergeant kämmte sich; an seine Brusttaschen waren birnengroße Handgranaten geknüpft. »Vor acht Jahren Fünfter, Halbmittelgewicht. Fünfter von sämtlichen Menschen.« Er sprach ein eigenwillig nachempfundenes Amerikanisch und unterstrich seine Worte, indem er beide Fäuste ruckartig hob; die Handgranaten pendelten. Der Deutsche trat etwas zurück. Er sei nur Tourist.
    »Wie ich gerade von Ihrem Gastgeber erfuhr, kommen Sie aus Rom«, bemerkte der Polizeichef. »Mit Nachrichten von Gregorio? Oder gehören Sie zur Vorhut von Singlaub?«
    »Er ist ein Gast«, wiederholte McEllis. »Einen Mann aus Singlaubs Truppe würden wir nicht einladen.«
    »Wer ist Singlaub?« fragte der Deutsche.
    McEllis sah nach der Hündin.
    »Ein Ex-General aus den Staaten. Angeblich plant er, mit einer Privattruppe auf der Insel zu landen, um Rebellen zu jagen, was als Schatzsuche getarnt werden soll . . .« Der Hauptmann unterbrach ihn. »Gut, gut. Ihr Gast ist also kein Schatzsucher. Aber sicher Amerikaner. Und bestimmt nicht grundlos hier.«
    »Ich wollte mich ausruhen.«
    »Sie sind mit der Mittagsmaschine gekommen, bald darauf in einen Guß geraten und, nachdem Sie schon halb getrocknet waren, zu dieser Fahrt aufgebrochen. Dafür spricht die Art, wie der Staub auf Ihrer Kleidung verteilt ist. Und ich nenne Ihnen auch Ihren Beruf. Fernsehkorrespondent. Weil Sie gut aussehen. Vielleicht aber auch nur der

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