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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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vergangenen Tages in Erinnerung zu rufen. Ich bin einkaufen gewesen und danach in meiner Kneipe. Dort habe ich Bier mit Nachtisch getrunken. Wie viele mögen das gewesen sein? 20 Bier mit Korn? Ich weiß es nicht mehr. Irgendwann bin ich nach Hause gekommen und habe die zwei Flaschen geleert. Inklusive des halben Kastens Bier. Scheiße, mir platzt gleich der Kopf.
    Er erhob sich mühselig und taumelte ins Bad.
    Â»Wer bist du?«, fragte er sein Spiegelbild. Seine Augen waren blutunterlaufen, von dunklen Ringen eingerahmt und seine dünnen Haare hingen ihm in das blasse, magere Gesicht. Er ließ kaltes Wasser über seinen Kopf laufen und spülte den Mund aus. Sofort kam der Brechreiz wieder. »Ich muss erst mal einen Schluck nehmen«, sagte er sich auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer. Nachdem er eine Flasche Bier in einem Zug geleert hatte, drehte er den Verschluss der Flasche Klaren auf. Das nenne ich das wahre Leben, prost, du Wahnsinniger! Dabei hielt er die Flasche theatralisch in Richtung Telefon und ließ einen großen Schluck in seinen Hals laufen. Er hatte das Gefühl, dass es ihm sofort besser ging. Zehn Minuten lang versuchte er, sich nicht zu bewegen. Als er darüber nachdachte, was wohl den großen, dunklen und nassen Fleck auf dem Teppich verursacht haben könnte, klingelte das Telefon erneut. Nach dem zweiten Läuten nahm er ab. Es ist bestimmt Pisse. Während er immer noch auf die Stelle starrte, meldete er sich: »Zimmermann hier.«
    Wie angekündigt, meldete sich Dr. Rose. Seine Stimmlage hatte sich noch nicht beruhigt: »Ich hoffe, dass Sie jetzt aufnahmefähiger sind.«
    Dr. Zimmermann hielt mit den Fingern der einen Hand die Sprechmuschel des Telefons zu, als er schnell noch einen weiteren kräftigen Schluck aus der Flasche nahm. Der andere brauchte ja nicht zu hören, was er tat.
    Â»Ja, ich habe mich ein wenig erfrischt. Was wollen Sie? Muss ja ziemlich dringlich sein!« Wieder nahm er einen Schluck.
    Â»Ich möchte, dass Sie mir eine größere Menge unseres Materials herstellen. Sagen wir 50 Liter. Wie lange werden Sie dazu brauchen?«
    Mitten im Zug hielt Dr. Zimmermann inne und setzte die Flasche ab. »50 Liter? Ich habe Ihnen doch die Dosis genannt, die man benötigt, um 200 Leute zu schädigen. Bei 50 Litern hätten Sie die Möglichkeit, 40.000 Leute erblinden zu lassen! Was haben Sie vor?«
    Dr. Roses Stimme wurde gefährlich leise, als er antwortete. »Das hat Sie nicht zu interessieren, Mann, verstanden? Ihr Honorar beträgt 250.000, keine Fragen mehr und es gilt weiterhin Schweigepflicht. Also, wie lange?«
    250.000! Damit könnte ich mich zur Ruhe setzen, ich wäre aus dem Schneider. Er setzte abermals die Flasche an, ein tiefer Zug folgte.
    Â»Bis ich alle notwendigen Bestandteile in diesen Mengen habe, wird ein Monat ins Land gehen. Ich denke, in der ersten Dezemberwoche könnte ich fertig sein.«
    Â»Ich nehme Sie beim Wort. Am 5. Dezember übergeben Sie mir persönlich das Material inklusive der Herstellungsanleitung, woraufhin Sie bezahlt werden.«
    Dr. Rose legte auf.
    Mit dem Rücken zur Wand gelehnt, hielt Dr. Zimmermann in der einen Hand die Flasche und in der anderen den Telefonhörer. Dieser Psychopath will das Mittel in Massen einsetzen. Wozu und gegen wen? Geschwächt legte er den Hörer auf die Gabel und rutschte allmählich an der Wand herunter. Seine Beine konnten ihn nicht mehr tragen. Er hielt die Flasche mit ausgestrecktem Arm vor sich. Dr. Zimmermann registrierte, dass nur noch ein Schluck drin war. Er prostete in die Luft, ließ sich die Summe noch einmal durch den Kopf gehen und leerte die Flasche. Als er auf dem Boden aufsetzte, verschluckte er sich und bekam ein wenig von dem Schnaps in die Luftröhre. Durch den unmittelbar einsetzenden Krampf bekam er keine Luft mehr. Ein immer stärker werdendes Husten und Röcheln begann. Die Flasche fiel ihm aus der Hand und kullerte über den nassen Fleck auf dem Teppich. Er fiel seitlich um und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Panik ergriff ihn. Sein Körper wand sich unter dem Luftmangel, das Gesicht lief langsam blau an und seine Augen quollen aus den Höhlen. Sein Herz raste und schrie förmlich nach Sauerstoff. Den Kampf verlor er nach sechs Minuten. Um 14:28 Uhr erstickte Dr. Bernd Zimmermann in seiner Wohnung.

    Die Ermittlungen in Weimar gingen schleppend

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