Infantizid
Fahrzeug ungefähr auf dessen Höhe war, erkannte er die deutschen Kennzeichen. Es waren Kurzzeitkennzeichen. In dem Auto saà nur eine Person. Als Arndt das Fahrzeug kommen sah, entsicherte er seine MP. Er trug die schwarze Uniform und hatte eine Sturmhaube über sein Gesicht gezogen. Mit der eingeschalteten Taschenlampe malte er ein paar Kreise in die Luft. Er wollte sich rechtzeitig bemerkbar machen und blieb mitten auf dem Weg stehen. Die Lichtkegel erfassten ihn und Arndt bemerkte erleichtert, dass die Geschwindigkeit des Fahrzeugs gedrosselt wurde. Es war ein roter Toyota Corolla. Zbigniew nahm den Fahrer ins Visier.
Als der Wagen stand, ging Arndt an die Fahrerseite und tippte mit dem Lauf seiner MP an die Scheibe.
»Seit wann stehen hier denn Posten?«, wollte der Fahrer wissen, als er die Scheibe herunterlieÃ.
»Stellen Sie den Motor ab. Wer sind Sie und wo wollen Sie hin?«, fragte Arndt auf Deutsch.
»Ah, ein Landsmann. Ich muss zu General Rybakow. Mein Name tut nichts zur Sache, Kumpel.« Der Hesse war im Begriff, den Toyota wieder zu starten.
»Hände so an das Lenkrad, dass ich sie sehen kann«, befahl Arndt. Er nahm Position ein, bereit, zu schieÃen und sein Gegenüber einzuschüchtern. »Welcher Rybakow? Und wie ist Ihr Name?«, bellte Arndt ihn weiter an.
Der Hesse erschrak. Was war hier los? Wieso stand ein Posten an diesem Zufahrtsweg? Andererseits verstand er ihn. Hier kam am Samstagabend ein ziviles Fahrzeug den Weg in ein geheimes Ausbildungslager entlang, dessen Fahrer seinen Namen nicht nannte und General Rybakow zu treffen wünschte. Wie würde ich reagieren?, fragte sich der Hesse. Bestimmt genauso. Er tut nur seine Pflicht.
»Mein Name ist Alfred Krzycztowiak. Ich bin im Auftrag von Staatsanwalt Feller auf dem Weg in das Lager der Schwarzen Division und habe eine dringende Nachricht für General Rybakow. Dass sie dringend ist, beweist allein die Tatsache, dass ich sie ihm persönlich übermitteln soll. Also ohne Telefon oder Telefax. Und dass dort die Schwarze Division trainiert, wissen bestimmt nicht sehr viele Leute. Reicht das als Legitimation?«, fragte der Hesse und schaute in Arndts Augen.
Und ob das reicht, du Drecksack, dachte Arndt. In dem Moment meldete sich PaweŠüber das Funkgerät. Arndt drückte den Knopf in seinem Ohr etwas tiefer, um ihn besser verstehen zu können.
»Wieder Motorengeräusche. Allerdings sehr viel stärker. Klingt wie ein Lkw. In ein paar Minuten müsste er auf meiner Höhe sein«, flüsterte PaweÅ.
»Verstanden. Halt mich auf dem Laufenden«, antwortete Arndt. ScheiÃe, bleib ruhig und lass dir nichts anmerken. Er wandte sich wieder dem Hessen zu.
»General Rybakow musste das Lager heute früh dringend verlassen. Er hat Sie angekündigt. Deswegen stehe ich hier und soll die Nachricht von Ihnen entgegennehmen. Wie lautet sie?«
Mach das Maul auf, Mann, in ein paar Minuten kommt ein Lkw, dachte Arndt.
»Ich denke, es ist ein URAL, mit einem Tarnanstrich versehen. Er fährt sehr langsam und ist gleich auf meiner Höhe«, hörte Arndt PaweÅs Stimme in seinem Ohrknopf.
Der Hesse kniff die Augen zusammen. »Feller hat mit Rybakow telefoniert, schickt mich trotzdem hierher und informiert mich nicht? Nein, davon ist mir nichts bekannt. Ãber so eine Ãnderung hätte mir Feller etwas gesagt. Ich muss General Rybakow diese Mitteilung selbst überbringen. Ich warte auf ihn.«
Der Hesse schnallte sich ab und wollte die Tür öffnen. In dem Moment sah er im Rückspiegel ein paar kleine Lichtpünktchen.
»Da hinten scheint ein Auto zu kommen. Vielleicht ist er ja drin und bis es hier ist, werden Sie von mir nichts erfahren.«
Jetzt verlor Arndt die Geduld. Er ging noch näher an ihn ran und hielt dem Hessen drohend die MP vor die Nase. »Hör zu, Hesse, lass deine Pfoten am Lenkrad. Ich habe keine Zeit mehr. Du wolltest Rybakow von Matti Klatt erzählen. Habe ich recht? Sag mir, wann und wie Klatt hier ankommt!«
Beim Hören seines Spitznamens war der Mann blass geworden. Wie konnte der Schwarze hier seinen Auftrag kennen? Vor allem, woher wusste er von Matti Klatt? Er steckt mit ihm unter einer Decke!, schoss es dem Hessen blitzschnell durch den Kopf. Angst stieg in ihm auf, sein Herz raste. Ihm wurde schlagartig klar, dass sein Leben auf dem Spiel stand. Ihn überkam Panik und er überlegte, wie er sich
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