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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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gleich explodieren würde. Du hast sie nämlich zum Absturz gebracht, Arndt. Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, warum du Schwein das gemacht hast und vor allem, warum du wieder zurückgekommen bist. Bis eben dachte ich, das hätte ich mir nur eingebildet, das mit deinem Absprung. Aber ich werde dafür sorgen, dass du vor General Rybakow gestellt wirst und sie die Wahrheit aus dir herausprügeln. Entwaffnen und festnehmen«, wies Frohs seine Männer an.
    Arndt wusste, dass es keinen Zweck hatte, Widerstand zu leisten. Die Zeit war einfach zu knapp gewesen, um sich eine ordentliche Geschichte einfallen zu lassen. Darauf war er absolut nicht gefasst gewesen. Er hatte nicht im Geringsten damit gerechnet, dass ein Mann aus der AN-12 überlebt hatte und ihm direkt vor das Auto fahren würde. Er und Zbigniew wurden gefesselt und wie Vieh auf die Ladefläche des URAL geworfen.
    Gut getarnt im Unterholz, verfolgten Paweł und Dariusz mit wachsendem Entsetzen die Geschehnisse. Paweł hatte die ganze Zeit über den Mann im Visier gehabt, der das Wort führte. Er hätte ihn ohne Weiteres erschießen können. Nur, was hätte das gebracht? Die anderen hätten sofort das Feuer eröffnet und Arndt nebst Zbigniew erschossen. Nein, ich muss mir etwas anderes einfallen lassen, dachte er und sah, wie der Lkw und der Toyota in Richtung Lager davonfuhren.

    Matti Klatt wusste, dass er insgesamt circa 27 Stunden mit dem Zug fahren würde. In seinem gesamten bisherigen Leben war er nicht so lange unterwegs gewesen. Es wurde langsam Zeit, dass er ankam. Ihm fehlte sein Training, er fühlte sich stocksteif durch das lange Sitzen und dieser typische abgestandene Geruch in den Abteilen war einfach widerlich. Auch wenn er die Durchsage des Zugpersonals vor ein paar Minuten nicht richtig verstehen konnte – der Schaffner hatte ukrainisch gesprochen   –, ging er davon aus, dass sie jeden Moment in Kiew einfahren würden. Seine Uhr zeigte: 23:40. Der Zug verringerte seine Geschwindigkeit merklich.
    Ich muss meine Uhr noch auf die hiesige Zeit umstellen. Mal sehen, was mich hier alles erwartet.
    Er nahm seine Reisetasche aus der Gepäckablage und verließ das Abteil. Zwischen zwei Waggons, in Höhe der Toilette und den Ein- und Ausgangstüren, sah er die junge Frau wieder, die ihm ihr Handy geliehen hatte. Sie bemerkte ihn ebenfalls und ihre Blicke trafen sich. Sie lächelte freundlich mit einem leichten Kopfnicken. Er erwiderte ihr Lächeln und dachte, dass er die elend lange Zugfahrt unterhaltsamer hätte verbringen können. Sie hatte schließlich deutsch gesprochen. Offensichtlich wollte sie auch in Kiew aussteigen. Was eine attraktive Deutsche wohl in Kiew zu tun hatte, fragte sich Matti Klatt. Unter anderen Umständen hätte ich die Gelegenheit genutzt und mich danach erkundigt. Eine Unterhaltung mit ihr wäre bestimmt angenehm gewesen. Als er sie nach ihrem Handy fragte, hatte er sie gar nicht richtig wahrgenommen. Das Gerät war wichtig gewesen, sonst nichts.
    Matti Klatt wurde aus seinen Gedanken gerissen, denn der Zug stoppte abrupt. Alle wartenden Reisegäste mussten einen schnellen Schritt in Fahrtrichtung machen, um nicht hinzufallen. Dabei sah er, dass die junge Frau nur Handgepäck bei sich hatte. Sie stiegen aus dem Zug und wie durch Zufall lief sie auf dem Bahnsteig neben ihm. Matti Klatt schaute noch einmal nach rechts zu ihr hinüber, blickte dann wieder nach vorn und hätte um ein Haar einen Mann umgerissen, der sich wie aus dem Boden gestampft, urplötzlich vor ihm aufbaute. Er war groß gebaut, kräftig und ziemlich breitschultrig. Im Moment war ein Vorbeikommen unmöglich.
    Â»Ist er das, Monique?«, fragte der Mann die junge Frau.
    Â»Ja, er ist es. Matti Klatt aus Deutschland«, antwortete sie. Matti Klatt war wie vor den Kopf gestoßen. Das ist unfassbar. Man steht immer wieder vor neuen Überraschungen. Seit meiner Abfahrt habe ich unter Kontrolle gestanden. Und ich habe mit ihrem Handy telefoniert! Dem Himmel sei Dank, dass ich die gewählte Nummer aus alter Gewohnheit gleich nach dem Anruf wieder gelöscht habe.
    Â»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    Â»Ich bin Roman, einfach nur Roman, und das ist Monique. Wir wollten sichergehen, dass Sie unbehelligt hier ankommen«, sagte der Mann.
    Monique hielt ihm ihre Hand hin. »Tut mir leid, Matti. Es war zu deinem

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