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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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weg.«
    Das war offensichtlich das Zeichen für den Leibwächter mit der Glatze. Dieser winkelte sein linkes Bein an, schob die Fußaußenkante nach vorn und trat zielsicher seitlich zwischen den Ober- und Unterschenkel von Arndt. Sein Kniegelenk brach, es hörte sich an, als wenn ein trockener Ast knacken würde. Der Unterschenkel stand unnatürlich seitlich ab. Er schrie auf und fiel zu Boden. Rybakow verließ mit seinen Leibwächtern die Zelle.
    Matti Klatt hatte den Ausführungen Arndts erstaunt zugehört. Dieser Mann wollte allein gegen Rybakow kämpfen? Ob er wirklich keinem anderen etwas gesagt hatte? Ohne Zweifel würde er gefoltert werden. Das Geräusch des gebrochenen Beins hatte Matti Klatt immer noch im Ohr. Er versuchte, so ruhig und gefasst wie möglich zu sprechen.
    Â»Wer war dieser Mann?«
    General Rybakow ging die Treppen hinunter und ohne Matti Klatt anzusehen, antwortete er: »Ein Verräter. Wir nennen so etwas Pack, Dreckfresser, nicht würdig zu leben. Wie die Tschetschenen und Juden.«

    Als der Lkw und der Toyota außer Sichtweite waren, verständigten sich Paweł und Dariusz über Funk und vereinbarten, sich in Höhe des toten Hessen zu treffen.
    Â»Was machen wir jetzt?«, wollte Dariusz flüsternd wissen.
    Â»Wir müssen die beiden da rausholen, egal, wie. Ich hoffe, dass die ihre Funkgeräte und das Satellitentelefon nicht mitgenommen haben. Da er wusste, dass der Lkw im Anmarsch war, nehme ich an, dass er es hier irgendwo weggeworfen hat. Oder es ist bei dem Toten versteckt. Suchen wir danach und nehmen mit den Deutschen Kontakt auf.«
    Sie schalteten ihre Nachtsichtgeräte ein und schlichen in Richtung Unterholz. Immer einen Fuß vor den anderen setzend, betrug ihr Abstand zueinander circa zwei Meter. Dariusz sah ihn zuerst. Die Leiche lag auf dem Rücken, halb verdeckt von ein paar Ästen und Zweigen. Eine Hand schaute hervor. Er gab Paweł ein Zeichen und fing an, die Taschen des Toten zu untersuchen. Als er nichts fand, drehten sie ihn gemeinsam um und sahen das Telefon. Dariusz drückte die Wahlwiederholungstaste, aber es erschien keine Nummer. Das Telefonbuch war auch leer.
    Â»Wen wollen wir jetzt anrufen?«, fragte er.
    Â»Mist. Aber das war zu erwarten«, antwortete Paweł. »Wir können lediglich mit dem deutschen Innenminister persönlich sprechen. Dazu brauchen wir seine Nummer und die kann uns nur einer besorgen.«
    Â»Wir müssen unsere Leute um Hilfe bitten und einer muss mit unserem Staatspräsidenten reden, eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Wir erklären die Situation und hoffen das Beste. Auf jeden Fall holen wir Zbigniew und Arndt da raus.« Dariusz blickte Paweł erwartungsvoll an.
    Â»Einverstanden. So machen wir es. Heute Nacht schauen wir uns das Lager genauer an.« Paweł wählte eine Nummer in Warschau.
    Â»Innenministerium, was kann ich für Sie tun?«, fragte eine männliche Stimme.
    Â»Leutnant Paweł Jabło ń ski, meine Kennung ist YZF04X. Geben Sie mir den Chef der Grenzsicherung, Oberst Moslow. Es ist äußerst dringend.«

    Samstagabend gegen 20 Uhr legte Oberst Adam Moslow sein gerade zu Ende gelesenes Buch zur Seite, als das Telefon klingelte. Der Diensthabende des Innenministeriums meldete ein eiliges Gespräch und stellte die Verbindung her. Wenn ich mal früher schlafen gehen will, dachte er und meldete sich: »Oberst Moslow.«
    Â»Leutnant Jabło ń ski. Herr Oberst, es handelt sich um einen Notfall. Wir befinden uns gerade in Litauen, nahe der Stadt Kaunas, in einem Waldstück. Folgende Situation …«, fing Paweł seinen Bericht an. Oberst Moslow hörte ihm aufmerksam zu.
    In den vergangenen Jahren musste sich Polen mit einem immer größer werdenden Problem befassen. An der Grenze zu Deutschland nahm die Zahl der illegalen Grenzübertritte mehr und mehr zu. Organisierte Schleuserbanden brachten Menschen, hauptsächlich aus Osteuropa, gegen Zahlung immenser Summen in US-Dollar über die sogenannte grüne Grenze in den Westen. Als ersichtlich wurde, dass die polnische Grenzpolizei und der deutsche Bundesgrenzschutz überfordert waren, beauftragte das polnische Innenministerium Oberst Moslow, eine verdeckt arbeitende Einheit aufzustellen. Die Angehörigen dieser Truppe lebten und arbeiteten in der Regel als Waldarbeiter, Jäger, Förster oder als Bauern in der

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