Infantizid
Deutschland.«
»Warum haben die Polen uns nicht sofort informiert?«, wollte Hubaczek wissen.
»Die Informationen waren so brisant, dass der polnische Innenminister mich persönlich unterrichten wollte. Da ich in der vergangenen Woche unterwegs war, wollte er das in dieser Woche tun. Wie dem auch sei, durch die Vorfälle in Weimar wurde uns der Plan des Umsturzes ja bekannt. Da diese drei Polen Arndt bereits einmal geholfen hatten, wandte er sich erneut an sie, damit sie ihn unterstützten. Ihre wahre Identität kannte er nicht. Sie machten sich auf den Weg nach Kaunas und wollten den Killer abfangen, der Matti Klatt töten sollte, was ihnen auch gelang. Durch einen unglücklichen Zufall trafen sie während der Aktion auf einen in das Lager zurückkehrenden Lkw. Eine Person hat Arndt wiedererkannt. Er und einer der Polen wurden festgenommen und in das Lager verschleppt. Was der russische General mit ihnen vorhat, brauche ich wohl niemandem näher zu erklären. Die beiden anderen Polen liegen derzeit in der Nähe des Lagers, beobachten es und warten auf Anweisungen«, beendete Schilling seinen Bericht.
Gerade als Major Krasauskas zum Sprechen ansetzen wollte, klingelte das Telefon von Schilling.
»Schilling.«
»Leutnant PaweÅ JabÅo Å ski. Ich habe den Befehl, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen und weitere Anweisungen entgegenzunehmen. Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe des Lagers«, sagte PaweÅ in gebrochenem Deutsch.
»Wir sind einigermaÃen im Bilde, Leutnant, und planen gerade den Angriff. Zu den Einzelheiten wird Ihnen jetzt Major Krasauskas erklären, was Ihre Aufgabe sein wird. Beschreiben Sie uns zuerst die örtlichen Gegebenheiten«, sagte Schilling und schaltete den Lautsprecher des Telefons auf Raumklang. Alle Anwesenden vernahmen die kehligen Laute der Stimme des Polen.
Peter Arndt lag mit gebrochenem Kniegelenk in seiner Zelle und wurde vor Schmerzen fast ohnmächtig. Nebenan hatte Zbigniew die Unterhaltung vor ein paar Stunden mit angehört. Im Moment konnte er nichts tun. Aber er war sich sicher, dass PaweŠund Dariusz ihre Befreiung vorbereiteten. Er musste Zeit gewinnen, aber wie?
Matti Klatt wurde ein paar 100 Meter weiter in einen streng bewachten Raum geführt. Bei dem, was er darin sah, verschlug es ihm die Sprache.
PaweÅ und Dariusz hatten ihre Anweisungen bekommen und bereiteten sich auf einen nächtlichen âºBesuchâ¹ im Lager vor. Sie zogen sich Sturmhauben über das Gesicht und krochen in Richtung des äuÃeren Begrenzungszauns.
Die Leiter der Spezialeinheiten flogen am selben Abend in ihre Länder zurück und alarmierten die ihnen unterstellten Gruppen. Noch in dieser Nacht erreichten Informationsprotokolle über die Ergebnisse der Zusammenkunft in München sämtliche Regierungschefs der involvierten Länder. Die Operation âºSmashâ¹, das Zerschlagen hatte begonnen.
Montag, 3. November 2003, Ausbildungslager der Schwarzen Division
In den Morgenzeitungen der Bundesländer Thüringen und Sachsen erschien an diesem Montag unter der Rubrik Tiermarkt eine kleine Anzeige: âºVerkaufe schwarz-weiÃe Dogge, sechs Wochen alt, geimpft und entwurmt, Angebote unter 0171/041103.â¹
Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. Jedoch wurde Dogge mit Absicht falsch geschrieben, nämlich mit ck. Die letzten sechs Ziffern der Telefonnummer waren das Datum der Zusammenkunft für die Angehörigen der Schwarzen Division des Kommandos EF. Ausnahmslos alle wussten am Montagmittag, dass sie sich am Dienstag, dem 4. November 2003, um 5 Uhr morgens am stillgelegten Erfurter Westbahnhof einzufinden hatten. Der erwartete Einsatzbefehl war endlich gekommen. Egal, an welchem Tag sie sich treffen wollten, es war ausgemacht, dass es immer 5 Uhr in der Früh sein würde. In vielen Firmen schaute man verwundert, dass einzelne Angestellte ausgerechnet Anfang November, bei dem schlechten Wetter, so kurzfristig ihren kompletten Jahresurlaub antraten. Einige andere erschienen am nächsten Tag einfach nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz.
Sollte irgendein Interessent von Doggen diese Nummer anrufen, waren seine Bemühungen vergeblich, denn die gab es nicht. Mobilnummern in Deutschland haben neben der vier Vorwahlziffern noch mindestens sieben weitere Zahlen. Hier fehlte eine.
Als Matti Klatt am Morgen erwachte, erschrak er. Zuerst wusste er nicht, wo er war,
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