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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Fallschirmjäger. Er deutete Arndt mit einem Fingerzeig an, sich in die Zellenecke zu begeben. Der Zweite war der mit den weißblonden Haaren. Auch er war entsprechend ›vorbereitet‹ und hatte dieselbe Tätowierung. Er stellte sich ebenfalls vor Arndt. Oh Mann, dachte der, schlimmer hätte es wirklich nicht kommen können. Ausgerechnet ›Meister Proper‹ und der ›Weiße Riese‹! So wurden die beiden Leibwächter heimlich von allen genannt. Sie waren die Kompromisslosesten von allen.
    Arndt stand mit dem Rücken zur Zellenwand, die beiden Leibwächter jeweils einen Meter von ihm entfernt, als Rybakow die Zelle betrat. Vor der geöffneten Tür blieben Matti Klatt und Glasow stehen.
    Â»Ich höre«, sagte Rybakow mit unbewegter Mine.
    Wie ich es mir vorgestellt habe, dachte Arndt, er hält sich nicht mit Geplänkel auf und kommt sofort zur Sache. Wer ist der Typ in Zivil?
    Das Foto von Matti Klatt kam ihm in den Sinn. Er blinzelte an Rybakow vorbei Richtung Tür. Seine Augen mussten sich erst an das Gegenlicht gewöhnen. Noch einmal glich er die Person gedanklich mit dem Foto ab.
    Doch, er muss es sein. Er kennt mich nicht, woher sollte er auch. Und da ich mit Sicherheit keine Gelegenheit bekommen werde, mit ihm allein zu sprechen, muss ich jetzt die Katze aus dem Sack lassen. Natürlich ohne zu verraten, dass ich in Deutschland war und Gegenmaßnahmen in Planung sind. Ich werde …
    Weiter konnte Arndt seine Gedanken nicht fortsetzen, denn ein kurzer, kräftiger Schlag auf den Solarplexus nahm ihm sofort die Luft und er ging zu Boden. Die beiden Leibwächter schnappten ihn sich, stellten ihn wieder auf die Beine und drückten seinen Kopf in die Ecke.
    Â»Noch einmal fordere ich dich nicht auf, zu sprechen.« Rybakow sah Arndt in die Augen.
    Â»Vor ein paar Wochen habe ich mich gefragt, was danach kommt«, begann Arndt, der immer noch nach Luft rang. »Was kommt, nachdem dieser Umsturz erfolgreich war? Das nächste Land? Unterstützen wir die nächste Handvoll Verrückter, die sich als Heilsbringer verstehen? Woher nehmen sich diese Leute das Recht, zu wissen, was richtig oder falsch für eine ganze Nation ist? Pathologischen Größenwahn nenne ich das. Welche Rolle werden Sie dabei spielen, General? Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit der Unterdrückungen, Erschießungen, Deportationen und der Gulags? Wer sind Sie? Halten Sie sich für Gott? Ich hasse Sie abgrundtief, genau wie diejenigen, die das angezettelt haben. Glauben Sie wirklich, damit Erfolg zu haben? Ich habe Sie für intelligenter gehalten, auch Sie können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Leuten wie Ihnen traue ich zu, ohne Skrupel Atomwaffen einzusetzen. Aus Ihrer Sicht würde nur der Zweck die Mittel heiligen. Ohne mich, General. Also entschloss ich mich, Sie zu bekämpfen. Ich installierte Sprengstoff in der Transportmaschine und jagte sie per Fernzündung in die Luft. Es sollte wie ein Unfall aussehen, bei dem alle Insassen ums Leben gekommen sind. Ich wollte zurückkommen und das Lager sabotieren. Niemand hätte mich verdächtigt. Ich besorgte mir das entsprechende Equipment und machte mich auf den Weg. Den Rest kennen Sie.« Arndt wusste, dass er eben sein Todesurteil unterschrieben hatte. So hatte mit Rybakow sicherlich noch niemand gesprochen.
    Â»Wo hattet ihr die Waffen her?«, fragte Rybakow. »Glaubst du Kakerlake wirklich, uns aufhalten zu können? Du bist nichts als eine Nummer. Ein anderer hat deine Stelle eingenommen. Du bist mit einem Auto vom Lager weggefahren. Es hatte deutsche Kennzeichen. Mit wem hast du gesprochen?«
    Â»Allein konnte ich es nicht schaffen, ich brauchte Unterstützung. Das Auto wurde in Polen besorgt. Mit deutschen Kennzeichen ist die Gefahr, in eine litauische Verkehrskontrolle zu geraten, sehr gering. Ich habe meiner Unterstützung den Zufahrtsweg hierher gezeigt, deswegen fuhr ich vom Lager weg. Außer mit Zbigniew habe ich mit keinem gesprochen.«
    Arndt wusste, dass er soeben Zbigniews weiteres Schicksal bestimmt hatte. Dieser Gedanke schmerzte, aber es half nichts.
    Â»Mit dem aus der Nachbarzelle. Wir werden ihn fragen, ob es sich so zugetragen hat. Und dass du mit niemandem weiter gesprochen hast, glaube ich dir nicht. Jetzt ist keine Zeit mehr, aber das Thema ist noch nicht beendet. Wir unterhalten uns später noch einmal. Ach, noch etwas, geh nicht

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