Infantizid
Kampfanzug klingelte.
Matti Klatt saà General Rybakow in dessen Büro gegenüber. Die beiden Leibwächter standen, rechts und links neben der Tür, hinter ihm. Seit 20 Minuten telefonierte der General mit einem Deutschen. Er schilderte die Festnahme eines Mannes seiner Einheit mit Namen Arndt. Dieser galt bis zur vergangenen Nacht als tot. Beim Absturz einer Transportmaschine ums Leben gekommen, dachte man. Nun hatte sich herausgestellt, dass eben dieser Arndt das Flugzeug gesprengt hatte. Matti Klatt konnte immer nur die Antworten des Generals verstehen. Offensichtlich war der Fragesteller eine wichtige Person.
»Nach ersten Erkenntnissen wollte er unser Lager sabotieren, deswegen ist er zurückgekommen«, sagte Rybakow. Eine kurze Pause entstand, er hörte zu.
»Keine Ahnung. Nach seiner Aussage war nur ein weiterer Mann dabei. In Deutschland sei er nicht gewesen, sondern habe sich unverzüglich wieder auf den Weg nach Kaunas gemacht. Wie er das Lager bekämpfen wollte, hat er uns noch nicht gesagt. Aber wir werden es erfahren, verlassen Sie sich darauf.« Dabei blickte Rybakow in Richtung seiner Leibwächter. Wieder eine Pause.
»Nein, davon würde ich abraten. Es verläuft alles planmäÃig, wir machen weiter wie bisher. Ein anderer hat seine Position eingenommen. Wie abgesprochen, werden die ums Leben gekommenen Männer durch meine eigenen ersetzt. Die letzte Lieferung ist heute Nacht angekommen. Wir beginnen sofort mit der Einweisung. Ja, natürlich. âºTsunamiâ¹ ist ebenfalls vorbereitet. Bis spätestens übermorgen werden wir alle Antworten von Arndt haben. Ich werde mich bei Ihnen melden und wir entscheiden dann gemeinsam. Danke, ebenfalls, Ihnen auch, Herr Präsident.« Damit legte der General auf und öffnete einen kleinen Ordner.
»Wie ich diesen Unterlagen entnehme, verfügen Sie über genau die Fähigkeiten, die nötig sein werden, um das Bundeskanzleramt in Berlin zu stürmen und die Regierung zu töten. Auch wenn das schon ein paar Jahre her ist, Herr Klatt. Da Walbe Sie persönlich ausgesucht und empfohlen hat, gehe ich davon aus, dass Sie dazu in der Lage sein werden. Nach entsprechender Vorbereitung natürlich. Im Ãbrigen erhalten Sie ab sofort den Rang eines Obersten und unterstehen ausschlieÃlich mir persönlich. Welche Fragen haben Sie?« General Rybakow zündete sich seine Lieblingszigarette, eine Machorka, an und lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. Nach alter russischer Tradition hatte er das Pappmundstück vorher zweimal quer zueinander geknickt.
Bundeskanzleramt stürmen und Regierung töten?, schoss es Matti Klatt sekundenschnell durch den Kopf. Wozu jetzt Fragen stellen, das muss ich in Ruhe verarbeiten. ÃuÃerlich völlig ruhig sagte er: »Keine Fragen, General. Verlieren wir keine Zeit und fangen an.«
Für einen Augenblick konnte man sehen, dass der russische Fallschirmjägergeneral verblüfft über diese Antwort war.
Nach dem zweiten Klingeln drückte PaweŠdie Empfangstaste seines Satellitentelefons. Es war die Nummer seines Chefs, die er am Display ablesen konnte.
»Ja«, sagte PaweÅ.
»Hören Sie zu, Leutnant. Der Minister und ich kommen gerade vom Präsidenten. Erstaunlicherweise hat er bereits von den Vorgängen in Litauen und Deutschland gewusst, und zwar vom deutschen Bundeskanzler persönlich. Wie und wann er das erfahren hat, spielt jetzt keine Rolle. Auf jeden Fall werden gerade GegenmaÃnahmen geplant. Unsere GROM ist auch dabei. Für groÃe Erklärungen haben wir keine Zeit. Ich gebe Ihnen jetzt eine Telefonnummer, die Sie sofort anrufen. Sie tun alles, was die Leute Ihnen anweisen. Die wissen über Ihre Rolle und Ihre Situation Bescheid. Unser Präsident hat vor ein paar Minuten persönlich mit dem deutschen Innenminister gesprochen. Viel Glück.«
PaweŠnotierte sich die Nummer und fing an zu wählen.
Im Konferenzsaal des Münchner Hotels âºKempinskiâ¹ spürte jeder der Anwesenden die Anspannung, die von Innenminister Schilling ausging.
»Folgende Situation«, begann Schilling. »Polnische Grenzaufklärer haben in der vergangenen Woche an der polnisch-litauischen Grenze einen Angehörigen der Schwarzen Division abgefangen, Peter Arndt. Sie informierten ihre Vorgesetzten darüber und brachten ihn wunschgemäà über die grüne Grenze nach
Weitere Kostenlose Bücher