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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Am Abend zuvor hatte sich der Hauptkommissar Mühe gegeben, nicht an diesen Fall zu denken, als er seine Frau zum Essen ausgeführt hatte. Er hatte gerade noch mal die Kurve gekriegt, wenn auch mit einem Tag Verspätung. Den Hochzeitstag für das kommende Jahr hatte er schon vorsorglich in den Terminkalender seines Handys einprogrammiert.
    Als Matti Klatt seinen Kaffee umrührte, betrat Staatsanwalt Dr. Müller das Büro. Bräunig machte beide miteinander bekannt und sie setzten sich.
    Â»Ich habe schon einiges über Sie gehört, Herr Klatt. Halten wir uns nicht mit unnötigem Geplänkel auf. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen, um Sie näher kennenzulernen und mir ein Bild von Ihnen machen zu können. Danach treffen wir eine Entscheidung. Es liegt bei Ihnen, ob Sie das wollen oder nicht.«
    Matti Klatt saß entschlossen auf seinem Stuhl und sprach seinen Gedanken aus. »Nun, die letzte Frage ist durch meine Anwesenheit hier und jetzt schon geklärt.«
    Dr. Müller spielte mit seinem Kugelschreiber, kritzelte auf seinem Notizblock herum, nahm einen Schluck Kaffee und suchte nach weiteren Informationen.
    Â»Richtig. Dann frage ich Sie gleich. Warum wollen Sie bei der Lösung dieses Rätsels die Polizei unterstützen?«
    Â»Ein ehemaliger Freund von mir, den ich über 20 Jahre nicht gesehen hatte, hat zwei Leute umgebracht. Das Geld war für mich bestimmt, er wollte mich ›kaufen‹. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu erkennen, dass ich etwas offenbar sehr Wichtiges nicht für ihn persönlich tun sollte. Vor sehr langer Zeit ist der Mann Pazifist geworden. Es passt nicht zusammen. Wer und was haben ihn dazu gebracht, ein Raubmörder zu werden? Das will und werde ich herausfinden.«
    Â»Mal angenommen, er wäre nicht verunfallt und hätte Sie aufgesucht, um Ihnen dieses Angebot zu unterbreiten. Was hätten Sie getan?«
    Â»Eine rhetorische Frage, zu viel Konjunktiv. Ich hätte mehr Informationen gebraucht. Käuflich war ich noch nie.«
    Â»Sie handeln nur aus Überzeugung?«
    Â»Ja. Wenn ich von etwas überzeugt bin, ist mir außerdem egal, was andere denken. Das hat mir oft den Ruf eines sturen Ignoranten eingebracht. Ich muss immer selbst meine Erfahrungen sammeln.«
    Dr. Müller wechselte das Thema. »Warum haben Sie bei der Polizei aufgehört? Sie standen kurz davor, Hauptkommissar zu werden.«
    Â»Stimmt. Viele Dinge veranlassten mich dazu. Mit der beginnenden Wende sagten mir meine Vorgesetzten, dass sich nun alles geändert hatte. Wir waren ab sofort nur noch Polizisten und trugen halt eine andere Uniform. Von heute auf morgen! Dieselben Leute hatten einige Wochen vorher argumentiert, dass das Vorhandensein der Kriminalität in der DDR nur darauf zurückzuführen sei, dass die BRD existiere. Wenn die nicht wäre, hätten wir keine Straftäter. Und das waren die harmlosesten Argumente. Was für ein Schwachsinn. Wie dem auch sei, ich konnte mit diesen Schwanzlutschern nichts mehr anfangen. Ich hatte keinen Respekt mehr vor ihnen. Sie waren und sind buckelnde Jasager ohne Rückgrat und wollten nur ihren eigenen Arsch retten. Ob sie es glauben oder nicht, der größte Teil ist weiterhin im aktiven Polizeidienst. Den Chef unserer Antiterroreinheit, Major Walbe, hatte man sofort abgesetzt. Ich übernahm dann diese Aufgabe. Als wir von einer Geiselnahme in einem Hotel zurückkamen, fragte ich bei meinem neuen Vorgesetzten nach, wie es denn mit meinen Männern weitergehe. Waren sie zum Beispiel versichert? Und wer übernahm die Verantwortung für die täglich immer gefährlicher werdenden Einsätze? Die meisten meiner Leute hatten Familie. Als Antwort bekam ich zu hören, ich solle gefälligst meinen Mund halten und meine Aufgaben erfüllen. Nach den Überprüfungen durch die Polizeiführung werde man weitersehen. Das stank mir enorm. Ich sagte ihm wortwörtlich, er könne mich am Arsch lecken, und ging. Das war’s.«
    Bräunig konnte sich nur mühsam ein Grinsen verkneifen. »Diese Geiselnahme, war das die 1990 in einem Hotel in Nordhausen?«, fragte er.
    Â»Ja, wir konnten sie unblutig beenden. Wir lockten den Täter an eine Tür und rannten diese ein. Drei Mann lagen auf ihm, er wäre beinahe erstickt.«
    Â»Ich war damals noch ein junger Dachs und habe das Ermittlungsverfahren gegen den Täter eingeleitet. Er wurde

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