Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
Vom Netzwerk:
verabschiedete er sich und verließ das Gebäude. Mangels Parkplätzen hatte er sein Auto ein paar Straßenecken weiter abstellen müssen. WE-AP 343 Citroën, WE-LK 762 Volvo, AP-HK 890 Toyota, EF-DF 87 VW-Transporter, HH-TR 8210 Mercedes, der VW-Transporter. Es dauerte zehn Sekunden, bis er es begriff. Es gab keinen Zweifel. Der VW-Transporter! Vor ungefähr zwei Stunden hatte dieses Fahrzeug in der Nähe seiner Wohnung gestanden.

    Weder Matti Klatt noch Hauptkommissar Bräunig und auch nicht Staatsanwalt Dr. Müller konnten ahnen, dass knapp 2.000 Kilometer weiter östlich in diesem Moment ein Mann mit einem Gleitfallschirm in zehn Kilometern Höhe aus einem Flugzeug sprang. Und dass sie diesen Mann, einen Deutschen, bald kennenlernen würden. Er war Angehöriger der Schwarzen Division. Sie ahnten auch nicht, dass sie seinen Namen schon einmal gehört hatten.

    Sonntag, 26. Oktober 2003, 12 Uhr
    Der künftige Führer der Präsidialen Deutschen Repu­blik, PDR, stand in seiner Badewanne und masturbierte. Es war heute schon das dritte Mal. Seine innere Anspannung war so groß, dass er sich nur auf diese Weise zu helfen wusste. Er musste sich Erleichterung verschaffen. Ein extra aufgestellter großer Spiegel befand sich am Ende der Wanne. Während er sich selbst befriedigte, beobachtete er immer wieder sein Spiegelbild. In seiner Fantasie stellte er sich vor, wie Millionen von Menschen ihn vergötterten, als Dank dafür, dass er sie aus ihrer Lethargie befreit hatte. Männer, Frauen, Junge, Alte, einst Verbitterte und aufs Abstellgleis Geschobene sowie Ausgegrenzte des alten Systems. Menschen aus sämtlichen Schichten und Klassen. Alle, denen er gezeigt hatte, dass durch ihn, den genialen Führer mit der geballten Faust, Wohlstand, Selbstwertgefühl und Stolz zur Normalität eines in Deutschland Geborenen zählten. Dass durch ihn wieder … Er ejakulierte an den Spiegel. Als er aus der Wanne stieg, zitterte er und atmete schwer. Ein paar Minuten später fühlte er sich befreit und voller Tatendrang. Er hätte in die Welt hinausschreien können, aber es war noch zu früh. Geduld, musste er sich immer wieder selbst mahnen.
    Â»So wird es kommen«, zischte er, während er sich penibel säuberte.
    Nicht mehr lange, und der Tag würde endlich da sein. Nach vielen Jahren. Gnade denen Gott, die versuchen würden, ihn zu bekämpfen. Und für diejenigen, die jetzt noch in den Revieren das Sagen hatten, würde es kein Mitleid geben. Konnte es nicht geben. Für niemanden. Die jungen und starken Löwen würden in die Reviere einbrechen und neuen Nachwuchs zeugen. Mit den Genen der Stärkeren.
    Das Telefon klingelte. Froh darüber, nicht schon früher gestört worden zu sein, lief er mit dem Badetuch um die Hüften zum Telefon und meldete sich.
    Â»Ja.«
    Â»Es kommen alle. Ort und Termin bleiben«, sagte der Anrufer.
    Ohne zu antworten, legte er auf. Am Donnerstag würden die Reviere neu aufgeteilt werden und zugewiesen. Dann würde er auch von dem einen, dem besonderen Revier sprechen.

ZWEITER TEIL: DER PLAN
    Sonntag, 26. Oktober 2003, 13:07 Uhr Ortszeit, Luftraum Nähe polnische Grenze
    Die Transportmaschine flog in 10.000 Metern Höhe. Es war eine Antonov 12, kurz AN-12, ausgerüstet, um maximal 60 Fallschirmjäger abzusetzen. Das Flugzeug war alt, Baujahr 1961. Als die Maschine vor einiger Zeit mit vier dröhnenden Propellertriebwerken kurz vor Ende der Start- und Landebahn abgehoben hatte, hatte es einen heftigen Stoß gegeben, der sich sogleich wiederholte. Die Männer hatten alle fast gleichzeitig den Kopf gehoben. Es war das erste Mal, dass sie mit diesem Flugzeug flogen. Als sie unmittelbar danach ruhig in den Steigflug ging, ahnten die Männer, was diesen Stoß verursacht hatte. Die beiden Hauptfahrwerke waren eingezogen worden. Wenig später kam der Bordmechaniker und schaute, ob alles in Ordnung war. Er hatte keine Ahnung, was das für Männer waren oder was sie vorhatten. Die Besatzung flog die schwarz gekleideten Soldaten in letzter Zeit sehr häufig. Über Befehle wurde nicht diskutiert. Vor einigen Wochen mussten sie, aus dem Kaukasus kommend, einen bestimmten Flughafen anfliegen, Fallschirmspringer an Bord nehmen und sie je nach Auftrag absetzen. Aus niedrigen Höhen, aus großen Höhen, mal im Langsamflug oder mit hoher Geschwindigkeit.

Weitere Kostenlose Bücher