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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Sekunde. Macht zusammen 30. Die Höhe beträgt jetzt 9.300 Meter. Der Schirm sinkt zwei Meter in der Sekunde. Wenn die Bedingungen so bleiben, komme ich rund 140 Kilometer vorwärts. Immerhin. Eine knappe Stunde wird der Flug dauern.
    Er zog die Beine etwas an, um den Luftwiderstand zu verringern, und drehte seinen Fallschirm noch genauer in Richtung Westen. Der Mann würde auf keinem Radar erfasst werden, dazu trug er zu wenig Metall an sich. Hier oben herrschte eine eisige Kälte. Als er an seiner Fußspitze heruntersah, konnte er die Bewegung über Grund beobachten. Stüpp kam schnell voran. Ab und zu wurde er von heftigen Böen durchgeschüttelt. Als er circa 4.000 Meter über Grund erreicht hatte, zog er die Sauerstoffmaske vom Gesicht. Die kalte Luft, die er einatmete, verursachte sofort ein heftiges Husten. Auch hier oben war die Luft immer noch dünn. Nach seinen Berechnungen musste er ungefähr 80 Kilometer zurückgelegt haben. Je näher er der Erde kam, umso mehr nahm die Windstärke ab. Die ganze Zeit war unter ihm nichts als Wald zu sehen. Weit rechts, ungefähr 90 Grad von seiner Flugrichtung, konnte er eine Ortschaft ausmachen, zumindest ließen das die vier riesigen Schornsteine vermuten. Er konnte ganz deutlich den Rauch aufsteigen sehen. Er betrachtete wieder seine Karte. Die Ansiedlung war nicht vermerkt. Überhaupt war gar nichts diesseits der Grenze vermerkt. Er sah, dass sein voraussichtlicher Landepunkt nicht mehr verzeichnet war.
    Ich kann nur weiter geradeaus steuern und hoffen, einen geeigneten Landeplatz zu finden. Notfalls muss ich in den Bäumen landen, dachte er.
    Als er weitere zehn Minuten geflogen war, bemerkte er, dass der Wald lichter wurde. Bis zu seinem Rand würde er es aber nicht mehr schaffen. Sein Höhenmesser zeigte 500 Meter an. Er flog eine 180-Grad-Rechtskurve und steuerte seinen Gleitschirm gen Osten. Der Vortrieb des Schirmes und die Windgeschwindigkeit hoben sich fast auf. Es begann ein sehr langsamer Sinkflug. Er hatte sich einen dichten, mit hohen Bäumen bewachsenen Landeplatz gesucht, um sicherzugehen, dass sich sein Schirm auch wirklich im Geäst verfing. Er zog die Steuerleinen langsam zu sich heran und als seine Füße eine Baumkrone berührten, überkreuzte er die Arme vor seinem Gesicht, um sich zu schützen. Die Beine hielt er geschlossen. Nach einem kurzen Knacken und Brechen von Ästen stellte er fest, dass die Landung ohne Probleme verlaufen war. Er hing in seinem Schirm circa 15 Meter über dem Boden und löste die Schlaufen seines Tornisters. Dieser war mit einer Leine an seinem Sitzgurt befestigt und baumelte jetzt zehn   Meter unter ihm. Dann öffnete er das Gurtzeug und glitt an der Leine abwärts. Unten angekommen, schwang er sich zu dem Stamm des Baumes, schnitt die Tornisterleine ab und kletterte bis zum Boden hinab. Die Erde hatte ihn endgültig wieder. Den Fallschirm ließ er im Baum hängen. Er setzte sich seinen Rucksack auf und marschierte in dieselbe Richtung, in die er die ganze Zeit geflogen war, und kam zügig voran, der Wald war nicht sehr dicht. Stüpp lief den ganzen Sonntag und die Nacht hindurch. Die Orientierung war nicht weiter schwierig, keine Wolke war am Himmel. Das Mondlicht reichte aus, um größere Hindernisse schon frühzeitig erkennen zu können. Es folgte ein steter Wechsel von lichten Wäldern und grasbewachsenen freien Flächen.
    Heute ist Montag, überlegte er. In Deutschland ist es jetzt 9 Uhr. Ich brauche zivile Kleidung und ein Fortbewegungsmittel. Egal, was für eines, nur schnell muss es sein. Dieses dort wäre für den Anfang genau das Richtige.
    Seit einer Viertelstunde beobachtete er ein abgelegenes Gehöft, an dessen Toreinfahrt ein Motorrad lehnte.

    Oberkommissar Hubaczek lenkte den Wagen von der A 9 an die Tankstelle Fläming. Unmittelbar hinter der Einfahrt hielt er.
    Â»Was ist los?«, wollte Leichenkolbe wissen.
    Hubaczek schaute in den Rückspiegel. »Ich weiß nicht. Achte mal darauf, welche Autos uns in den nächsten fünf Minuten hier überholen. Ich habe das Gefühl, dass wir verfolgt werden.«
    Zuerst lenkte ein älteres Ehepaar einen weißen Mercedes an die Tankstelle. Kurze Zeit später kamen ein Kurierfahrzeug von DHL und ein großer Lkw langsam angefahren. Sonst nichts.
    Leichenkolbe schaute zu seinem Kollegen herüber und fragte: »Hast

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