Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
Vom Netzwerk:
blitzschnell, wie er ihn entwaffnen konnte, entschied sich aber dagegen. Vorerst. Er stand zu weit weg, um ihn anspringen zu können. Die Gefahr, von diesem Riesen verletzt zu werden, war zu groß. Und so, wie der schaute, würde er nicht zögern zu schießen.
    Â»Ich spreche kein Russisch. Ich bin weder Russe noch Pole, ich komme aus Deutschland«, sagte Stüpp.
    Unmerklich ging er ein Stück in die Knie und spannte seine Muskeln an. Stüpp sah dem Riesen direkt in die Augen. Jeder Laie kündigte seine nächste Bewegung mit den Augen an, das wusste der Fallschirmspringer. In dieser Zehntelsekunde konnte er reagieren.
    Â»Aus Deutschland, so, so. Ein Punkt für dich, dass du kein Russe bist. Dann erkläre mir mal Folgendes: Was macht ein Deutscher im Osten Polens in einer schwarzen Uniform auf meinem Hof?« Er sprach jetzt erstaunlich gut Deutsch.
    Stüpp entschied sich dafür, offen zu sein. »Ich bin auf der Flucht. Gestern bin ich aus einem Flugzeug gesprungen, jenseits der Grenze. Gelandet bin ich in Polen und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Berlin. Um die Sache etwas zu beschleunigen, dachte ich mir, ein Motorrad, wie es dort vorne steht, wäre genau das Richtige. Leider fand ich keine zivile Kleidung. Stattdessen stehst du nun vor mir und hältst mir ein Gewehr ins Gesicht.«
    Nach der anfänglichen Verblüffung machte sich nun ein Grinsen auf dem Gesicht des Riesen breit. Er fragte weiter. »Das ist das Verrückteste, was ich je gehört habe. Glaub mir, ich kenne einige Verrückte auf dieser Welt. Aus was für einem Flugzeug bist du gesprungen und warum musst du nach Berlin? Weißt du, wie weit es bis zur deutschen Grenze ist?«
    Stüpp musste jetzt auch grinsen. So aus dem Zusammenhang gerissen, klang es wirklich unglaublich und irr.
    Â»Ja, weiß ich. Es war eine gecharterte russische Maschine. Ich sprang aus großer Höhe ab und konnte die Grenze in der Luft passieren. Ich bin mehrere Wochen in einem Ausbildungslager gewesen. Dort wurden wir auf eine Riesenschweinerei vorbereitet, die bald in Deutschland stattfinden soll. Und wenn diese Schweinerei Wirklichkeit wird, dann nützt auch kein Beten mehr. Ich versuche, das Schlimmste zu verhindern. Und deswegen muss ich schleunigst nach Berlin. Kannst du mir helfen?«
    Der Riese ließ die Waffe sinken. Wie verrückt das alles auch klang, er glaubte dem Mann, so viel Menschenkenntnis besaß er. Er hielt ihm seine große Hand hin.
    Â»Zbigniew mein Name. Die Geschichte ist dermaßen verrückt, dass sie schon wieder wahr sein könnte. Ich werde dich unterstützen. Als Erstes brauchst du wirklich neue Sachen. Du siehst aus, als hättest du lange nichts gegessen. Wir fahren zu mir, ich wohne nur ein paar Kilometer von hier entfernt.«
    Mehr sagte er nicht. Fragen zu stellen, war nicht seine Art. Wenn dieser Deutsche etwas erzählen wollte, würde er es von sich aus tun. Sie gingen zu dem Motorrad. Stüpp setzte seinen Tornister auf. Gerade als Zbigniew das Motorrad starten wollte, hielt ihn der Deutsche am Arm fest.
    Â»Danke, Zbigniew, dass du mir hilfst. Einzelheiten möchte ich dir ersparen, ganz einfach, um dich zu schützen. Mein Name ist auch unwichtig. Ich habe die Maschine gesprengt mit allen, die darin saßen. Es musste sein. Mit ziemlicher Sicherheit wird man annehmen, dass auch ich unter den Toten bin. Das verschafft mir den Vorteil, dass sie mich nicht jagen werden.«
    Zbigniew winkte ab. »Schon gut, Deutscher. Ich weiß, wie es ist, wenn Not am Mann ist. Wir fahren jetzt in mein Dorf, Dzierwiany. Von dort bringe ich dich auf die A 5 oder auch E 67. Du fährst in Richtung Suwałki, dann weiter nach Augustów bis nach Marianowo. Von dort sind es noch vier Kilometer bis Łom ż a. Der große Fluss, den du überqueren musst, heißt Narew. Von Łom ż a bis Warschau sind es noch einmal 135 Kilometer. Du suchst dort eine Adresse auf, die ich dir gebe. Der Mann ist mein Bruder, er wird Bescheid wissen und dich einem Schlepper übergeben, dieser wiederum wird dich dann über die grüne Grenze nach Deutschland bringen. Vertrau ihm. He, willst du wissen, womit ich mein Geld verdiene?« Wieder musste Zbigniew grinsen.
    Stüpp schüttelte den Kopf. »Nein, lieber nicht. Schütze mich auch, Zbigniew. Sag es mir besser nicht.«
    Er setzte sich auf den Rücksitz des Motorrads und beide fuhren in das Dorf

Weitere Kostenlose Bücher