Infantizid
glauben Sie, wird in Zukunft mit diesem Land geschehen?«
»Hier in Deutschland? Nun, von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare, heiÃt es. Wenn sich in diesem und in vielen anderen Punkten nicht bald etwas ändert, wird Deutschland totgequatscht und nur noch von Bürokraten, die nichts Produktives leisten, reglementiert werden. Im Land der Dichter und Denker, lächerlich!«
»Was würden Sie tun, um Veränderungen herbeizuführen?«
Matti Klatt überlegte wieder. Er wollte nur nicht zu schnell und zu weit nach vorn preschen.
»Ich als einzelne Person kann nicht viel tun. Leider finde ich keine Partei oder Bewegung, die meinen Vorstellungen entspricht. Entweder zu weit links oder zu weit rechts. Handfeste Vorschläge hat niemand, diesem Land fehlt ein Macher. Es ist leicht, sich über alles aufzuregen, ohne bessere Möglichkeiten bereitzuhalten. Quidproquo, Herr Schitko. Bei welcher Sache wollte mich Jentzsch dabeihaben?«
Wieder das Summen in der Tasche, das Einverständnis, zu antworten.
»Nehmen wir mal an, Jentzsch wollte Ihnen eine Organisation vorstellen, die sich, genau wie Sie, Sorgen um die Zukunft Deutschlands macht, die aber im Gegensatz zu allen anderen mit Lösungen der Probleme dienen kann.«
»Dazu hatte er keine Möglichkeit mehr, er starb ja vorher. Er gab mir diese Nummer, damit ein anderer mir mehr Details erzählen kann. Nämlich Sie. Also, was ist das für eine Organisation und was soll ich dabei für eine Rolle spielen?«
Schitko blickte Klatt nur an und sagte nichts.
»Allein die Tatsache, dass ich über diese Telefonnummer, die teilweise aus meinem Geburtsdatum besteht, bei Ihnen angerufen und das Wort âºInfantizidâ¹ gesagt habe, müsste Ihnen doch die Beantwortung meiner Fragen erleichtern. Die Kombination aus beidem war keinesfalls ein Zufall. Deswegen sitze ich jetzt vor Ihnen.«
Ja, das stimmte. Es war das erste Mal, dass das Notfallprogramm in Kraft trat. Wenn irgendetwas schiefgehen sollte, hatten die Leute der Ermittlungs- oder Ãberwachungsgruppen den Auftrag, ihren Zielpersonen eine Telefonnummer mit dem Hinweis zu geben, bei der Omicron AG eine wissenschaftliche Abhandlung über die Fortpflanzung von Löwen zu bestellen und zum Schluss das Wort Infantizid zu sagen. Jede Zielperson hatte ihre eigene Nummer. Schitko zündete sich eine Zigarette an, bevor er antwortete.
»Richtig.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Herr Schitko. Wenn Sie so einen Aufwand betreiben, dann muss es sich schon um etwas Besonderes handeln. Ich meine die Organisation und die damit verbundene Lösung der Probleme. Stimmtâs?« Jetzt musste er die Katze aus dem Sack lassen.
Schitko lieà sich Zeit mit der Antwort. Ganz langsam blies er den Rauch seiner Zigarette an die Zimmerdecke.
»Wieder richtig. Was würden Sie tun, damit es diesem Land wieder besser geht?«
Der Mistkerl ignoriert meine Fragen, dachte Matti Klatt. Jetzt oder nie.
»Sehr viel. Wenn es sich lohnt.«
»Was lohnt?«, fragte Schitko.
»Dass am Ende die Lösungen der Probleme das Land voranbringen. SchlieÃlich lebe ich hier. Wenn ich dabei mithelfen kann und gut dafür bezahlt werde, gäbe es bei mir keine Kompromisse und ich würde die mir zugedachte Aufgabe zu Ihrer vollsten Zufriedenheit erfüllen. Warum gerade ich?«
Oh Mann, hoffentlich war das nicht zu dick aufgetragen, sagte Matti Klatt im Stillen zu sich.
»Für das, was wir vorhaben, brauchen wir besondere Menschen â Menschen mit speziellen Kenntnissen. Jeder auf seinem Gebiet. Und wir müssen uns zu 100 Prozent ihrer Loyalität sicher sein. Meine Aufgabe ist es, diese Leute zu finden. Wir haben uns natürlich im Vorfeld über Sie erkundigt, Herr Klatt, und hätten eine Aufgabe oder anders ausgedrückt, eine Mission für Sie.«
Matti Klatt spürte, dass sie gleich an einen entscheidenden Punkt kamen.
»Denken Sie daran, Herr Schitko, Quidproquo. Wer sind wir und welche Mission?«
»Wir bieten Ihnen die Möglichkeit, bei groÃen, entscheidenden Veränderungen, die dieses Land betreffen, mitzumachen und bezahlen Sie gut. Das wollen Sie auch, haben wir eben festgestellt. Wie übrigens Tausende andere. Wir können nicht riskieren, dass Sie mit jemandem darüber sprechen. Bevor ich Sie näher informiere, müssen Sie sich entscheiden, ob Sie dabei sind oder nicht.
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