Infantizid
schön, dachte der Hesse. Was meinte der Staatsanwalt nur mit den groÃen Ereignissen? Ich werde es schon früh genug erfahren. Er fuhr gut gelaunt Richtung Erfurt.
Am späten Nachmittag kehrte Matti Klatt in seine Wohnung zurück. Als er den Flur betrat, winkte er in Richtung Türschloss. Ich bin wieder da, Leute, sagte er sich im Stillen. Gab es etwas Besonderes? Eigentlich war ihm gar nicht zum Witzeln zumute. Er setzte sich erschöpft in seinen Wohnzimmersessel. In Gedanken lieà er das Gespräch mit Schitko noch einmal Revue passieren.
Als er Schitko mitgeteilt hatte, dass sie auf ihn zählen konnten, hatten sie eine kurze Pause eingelegt. Matti Klatt wurde allein gelassen, nach einer Viertelstunde kam Schitko wieder. In der Zwischenzeit waren er und der Chef der Omicron AG, Siegfried Walbe, das per Video und Audio aufgezeichnete Gespräch schnell durchgegangen. Walbe hatte gelacht, als er meinte: »Der hat sich nicht geändert. Keine Geduld, er will alles sofort und in allen Einzelheiten wissen. Unsere Abhöraktion und die Ãberwachung mit dem VW-Transporter haben nichts Erwähnenswertes gebracht?«
»Nein, nichts. Zu Hause schaut er fern und hat keinen Kontakt mit anderen Leuten. Bis jetzt jedenfalls nicht. Sonntag musste er noch mal zur Polizei, um seine Aussage protokollieren zu lassen. Die liegt hier auf dem Schreibtisch. Wollen Sie sich ihm zu erkennen geben?«, fragte Schitko.
»Nein, erst beim nächsten Treffen. Die Zeugenaussage habe ich auch gelesen. Ich bekam eben die Mitteilung, dass dieser Dr. Röhl von Jentzsch nichts Relevantes erfahren hat. Wir können davon ausgehen, dass Klatt gegenüber der Polizei ein paar wichtige Details verschwiegen hat. Ich hatte recht mit der Annahme, dass er der Richtige für uns ist, und denke, unsere Ãberprüfungen bezüglich seiner Person können wir beenden. Mehr konnten wir in der Kürze der Zeit nicht tun. Weihen Sie ihn in groben Zügen ein und umreiÃen Sie seine Aufgabe. Konkreter werden wir erst beim nächsten Treffen am Donnerstag. Dann spreche ich auch mit ihm. Ãbrigens, dieser Arzt, Dr. Röhl, hat seine Freundin und sich selbst in Frankfurt erschossen. So wird es zumindest aussehen. Tragisch, aber solche Dinge geschehen nun mal. Es weià allerdings noch niemand.«
Schitko verlieà Walbes Büro und wählte von einem anderen Apparat eine hauseigene Telefonnummer.
»Schitko hier. Ziehen Sie alle Observationskräfte von Matti Klatt ab. Verkaufen Sie den VW-Transporter. Am Samstag fahren Sie in seine Wohnung und entfernen die Sender. Er wird sich auf einer sehr weiten und langen Reise befinden.«
Nachdem er aufgelegt hatte, begab er sich wieder zu Klatt.
»Gut. Sie erhalten zunächst einen ersten Ãberblick«, hatte Schitko gesagt.
Matti Klatt war fassungslos, als er Einzelheiten über das Komitee und dessen Plan erfuhr.
»Im Frühjahr 1996 verabschiedete ein selbst ernanntes 21-köpfiges Komitee ein strategisches Papier zur Errichtung einer neuen präsidialen Republik in Deutschland. Darin wurden die Ziele und Aufgaben für die kommenden Jahre festgelegt. Die erste Phase war die Vorbereitung. Dazu gab es zwei Gruppen: die Alphagruppe, die sich mit der Rekrutierung und dem Aufbau der neuen Führungsebene auf militärischem und sicherheitspolitischem Gebiet befassen sollte, und die Betagruppe, die das Gleiche zu tun hatte, nur auf politischem, gesellschaftlichem und vor allem auf wirtschaftlichem Terrain. Basis dafür war natürlich die Beschaffung der notwendigen Informationen über geeignete Führungskräfte. Hier kam die Firma Omicron ins Spiel. Wir konnten den beiden eben erwähnten Gruppen entsprechendes Material beziehungsweise Informationen liefern. Allerdings durften wir auch nach Absprache mit dem Komitee einige besondere Leute selbst akquirieren. Wie wir das mit Ihnen gemacht haben, Herr Klatt. Diese Vorbereitungsphase ist fast abgeschlossen. Soweit mir bekannt ist, enthielt dieses strategische Papier auch eine neue Verwaltungsgliederung für Deutschland. Statt 16 Bundesländern wird es in Zukunft nur noch zwölf geben. Wie der künftige Einsatz der Führungskräfte in jedem Bundesland realisiert werden soll, ist nicht unsere Aufgabe. Die zweite Phase beinhaltet die Durchführung. Der Tag X steht schon fest, er ist uns jedoch nicht bekannt. Ich nehme an, Sie haben sich mit der Bedeutung des Wortes
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