Infantizid
militärischen Einheit.«
Die nächste Frage kam von einem Herrn, der groÃ, schlank und Mitte 60 war. Er hatte blonde, schüttere Haare und sprach akzentfrei. Er war Rechtsanwalt und kam aus Köln.
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Aber was passiert zum Beispiel mit den Ausländern und denen, die von der neuen Ordnung nichts halten? Und was heiÃt: âºDas Volk muss vor vollendete Tatsachen gestellt werdenâ¹?«
»Auf diese und ähnliche Fragen finden Sie Antworten in dem strategischen Papier zur Durchführung der Errichtung der neuen Republik, welches ich fast fertiggestellt habe. Nur so viel: Es wird in Zukunft lediglich noch eine Staatsbürgerschaft geben. Für alle. Die Menschen können selbst entscheiden, ob sie Deutsche sein wollen oder nicht. Wenn ja, genieÃen sie alle Rechte und haben natürlich auch Pflichten, die sie erfüllen müssen. Vom Staat nehmen wollen und nichts geben, wird der Vergangenheit angehören. Die Entscheidung wird ab dem 21. Lebensjahr verlangt. Diejenigen, die nicht wollen, können gern woanders ihr Glück versuchen. Niemand wird sie aufhalten. Zu Ihrer zweiten Frage. Die Zeiten der endlosen Diskussionen, nutzlosen Redereien und Debatten sind vorbei. Wir sagen den Leuten, was gut für sie ist und wo der Weg hinführt. Glauben Sie mir, die Masse der Deutschen braucht jemanden, der sie führt und dem sie folgen können. Ich möchte mich für Ihre Aufmerksamkeit bedanken.«
Dr. Rose trat einen Schritt vom Rednerpult zurück. Für den Anfang sollte es das gewesen sein.
Prof. Selbmann ergriff noch einmal das Wort.
»Ich denke, wir sollten eine Entscheidung treffen und die grundsätzliche Frage stellen. Wer dagegen ist, diesen Plan weiterzuverfolgen, den bitte ich um ein Handzeichen.«
Keiner meldete sich.
Dienstag, 28. Oktober 2003, 13Â Uhr, Firmenzentrale Omicron AG
Matti Klatt fand in der Nähe der Omicron AG einen freien Parkplatz. Kurz vor 13 Uhr betrat er das Gebäude. Der Empfangsbereich war sehr groÃzügig gestaltet. Einige kleine Sitzgruppen hatte man geschickt mit groÃen grünen Gewächsen voneinander getrennt, die Sessel waren aus Leder. Eine hübsche Empfangsdame bat Matti Klatt, kurz Platz zu nehmen, er werde abgeholt. Nach ein paar Minuten trat ein Mann auf ihn zu und stellte sich vor.
»Schitko, guten Tag, Herr Klatt. Wir hatten einen Termin vereinbart. Würden Sie bitte mitkommen, es geht aufwärts.«
Damit meinte er den Fahrstuhl, sie fuhren bis in die neunte Etage. Der Mann hatte kurzes, fast gelbes Haar und trug einen Dreitagebart. Sein Anzug stand ihm gut. Sie betraten ein geräumiges Büro, von dem aus man durch eine groÃe Fensterfront einen fantastischen Ausblick auf die Altstadt von Erfurt hatte. Nachdem Matti Klatt den ihm angebotenen Kaffee abgelehnt hatte, nahmen beide an einem groÃen, ovalen Tisch Platz. Das Büro war mit schweren wundervoll verzierten rustikalen Eichenmöbeln, einer dazu passenden Ledercouch und modernsten elektronischen Gerätschaften, ausgestattet. Die FuÃböden waren mit hochwertigen Bodenfliesen ausgelegt und während sich Matti Klatt umsah, ging er gedanklich noch einmal seine Geschichte durch. Bloà keinen Fehler machen, widersprich dir nicht, dachte er.
Da Schitko keinerlei Anstalten machte, sich etwas handschriftlich zu notieren, ging Matti Klatt davon aus, dass alles aufgezeichnet wurde. Wahrscheinlich war auch irgendwo eine Kamera installiert. Bei der Ausstattung hier würde mich das nicht wundern, dachte er. Schitko schob seinen Laptop beiseite, der zwischen beiden stand, schaute Matti Klatt an und fragte: »Herr Klatt, wie sind Sie in den Besitz dieser Telefonnummer gekommen?«
Ich brauche dem Mann nichts vorzumachen, sie wissen sowieso alles, dachte Matti Klatt. SchlieÃlich haben sie die ganze Sache arrangiert. Das Wichtigste ist, dass ich ihnen weismachen kann, dass die Polizei von mir nichts erfahren hat.
»Ein ehemals sehr guter Freund von mir bat mich kurz vor seinem Tod, diese Nummer anzurufen. Man soll einem Sterbenden den letzten Wunsch nicht abschlagen.«
Schitko nickte. »Wie hat er Sie kurz vor seinem Tod noch erreichen können und was genau hat er zu Ihnen gesagt?«
»Freitagnacht bekam ich einen Anruf aus dem Hufeland-Klinikum in Weimar. Der Notarzt teilte mir mit, dass mich ein Patient unbedingt sprechen wolle. Er habe einen schweren Verkehrsunfall
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