Infantizid
gehabt und es stehe nicht gut um ihn. Mit dem Namen des Patienten Arndt konnte ich nichts anfangen und sagte das dem Arzt auch. Dieser meinte, da die Telefonnummer stimme, müsste er mich kennen. Ich willigte ein und lieà mich von einem Rettungswagen abholen, obwohl ich nur fünf Minuten von der Klinik entfernt wohne. Als ich den Mann sah, erkannte ich meinen alten Freund Jentzsch. Natürlich hatte ich eine Menge Fragen. Warum ein anderer Name, wieso will er mich nach über 20 Jahren sprechen und so weiter. Aber er bedeutete mir, nur zuzuhören. Ich sei auserwählt worden, es gehe um eine groÃe Sache und ich müsse diese Telefonnummer anrufen. Ich sollte sagen, dass ich eine Recherche über die Fortpflanzung von Löwen wünsche und zum Schluss das Wort âºInfantizidâ¹ aussprechen. So könne der Besitzer dieser Telefonnummer erkennen, dass er mich erreicht und informiert habe. Ich sollte zu keinem Menschen ein Wort darüber verlieren, schon gar nicht zu den Bullen, die bald auftauchen würden. Und dass ich eine Menge Geld verdienen könnte. Das war alles.«
Schitko fuhr sich mit der Hand über seinen Dreitagebart. »Und weiter?«
»Kurz darauf starb er. Und tatsächlich. Kaum war ich aus dem Zimmer, stand die Polizei vor mir. Sie wollten von mir wissen, ob ich den Mann kenne und was er von mir wollte. Ich sagte, dass ich den Mann noch nie gesehen habe.«
Schitko überlegte kurz.
»Hat Sie die Polizei nicht gefragt, ob Sie sich nicht denken könnten, warum Arndt dem Notarzt ausgerechnet Ihre Telefonnummer gegeben hat? Das wäre doch ein Hinweis darauf, dass Sie sich doch gekannt haben könnten?«
Matti Klatt war auf die Frage vorbereitet.
»Das haben die mich auch gefragt, richtig. Aber ich erklärte denen, dass mir der Mann völlig unbekannt sei und er bereits gestorben war, als ich sein Zimmer betrat. Daraufhin erzählte die Polizei etwas von einem Raubüberfall und zwei toten Wachmännern. Und dass man in Arndts Auto zwei Geldbomben gefunden hatte. Ich teilte den Polizisten mit, dass ich dazu nichts weiter sagen könne. Das gab ich dann auch zu Protokoll. Das war alles.«
Eine Kopie dieser Zeugenvernehmung hatte Schitko vor zwei Stunden gelesen. Sie war ihm aus der Polizeiinspektion zugespielt worden. Von wem, wusste er nicht. Es war auch egal. Bis jetzt klang alles schlüssig.
»Warum haben Sie der Polizei nicht die Wahrheit gesagt?«
Es wird Zeit, dass ich mich mal ein bisschen ins Zeug lege, dachte Matti Klatt. Er wurde etwas lauter.
»Was geht mich die Polizei an? Ralle, ich meine, Jentzsch, alias Arndt, hat mich gebeten, den Mund zu halten. Mich interessiert die Sache, von der er sprach, und die Frage, warum ausgerechnet ich dabei mitmachen soll. Und natürlich, dass man dabei Geld verdienen kann. Reicht Ihnen das als Antwort?«
Schitko lächelte. »Schon gut. Ich verurteile Sie ja nicht für das, was Sie getan beziehungsweise nicht getan haben. Im Gegenteil. Können Sie sich denken, warum Ihr Freund ausgerechnet Sie sprechen wollte?«
Matti Klatt tat so, als platze ihm gleich der Kragen. »Nein, Herr Schitko. Das herauszubekommen, ist der Grund, warum ich hier bin. Was wollte mir Jentzsch sagen? Um was für eine Sache geht es? Warum ich? Sagen Sie es mir!«
»Ich werde Ihnen diese Fragen beantworten. Aber erst später. Bitte haben Sie etwas Geduld. Ich möchte vorher noch ein paar andere Antworten von Ihnen.« Er sah Matti Klatt an.
»Dann machen wir es so: Quidproquo. Ein Tauschgeschäft mit fairem Ausgleich für beide Seiten, ich erzähle Ihnen etwas, Sie erzählen mir etwas.«
Der Summer in Schitkos Hosentasche meldete sich einmal. Matti Klatt bemerkte es, man konnte ganz leise das Vibrieren hören. Also doch, wieder einmal richtig vermutet, jemand verfolgte das Gespräch. Für Schitko war das das Zeichen, dass man mit dem Geschäft einverstanden war.
»Gut, akzeptiert. Wie stellen Sie sich Ihre weitere Zukunft, beruflich und persönlich, vor?«
Matti Klatt überlegte einen Moment. »Es war an der Zeit, einen Schlussstrich unter mein bisheriges Leben zu ziehen. Ich habe aus persönlichen Gründen meine Anteile an der Firma verkauft und werde demnächst ganz normaler Arbeitnehmer. Weniger Stress und Ãrger, mehr Gesundheit und wenn man sich zusammennimmt, verlassen einen nicht Frau und Kind.«
»Das kann ich gut verstehen. Was,
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