Infantizid
Andernfalls müssen Sie mit Konsequenzen rechnen. Ich sage es noch einmal, wir können kein Risiko eingehen.«
Er windet sich wie ein Aal. Was würde denn passieren, wenn ich jetzt ablehne? Mir bleibt gar nichts weiter übrig, als mitzumachen, dachte Matti Klatt.
Ihm kam die Mitteilung auf Bräunigs Kassette in den Sinn, der davon sprach, dass man den Mord in Weimar wahrscheinlich mit anderen ungeklärten Fällen in Zusammenhang bringen konnte. Vermutlich handelte es sich um Leute, die genau dieses Angebot, wie er, Klatt, es gerade bekam, abgelehnt hatten. So eine ScheiÃe.
»Konsequenzen?«
»Wir müssten Sie im Falle einer Ablehnung bis zum Tag X von der Ãffentlichkeit fernhalten. Wie gesagt, nicht jetzt, sondern nur, wenn Sie uns zugehört haben, wissen, worum es geht, und Nein sagen. Es liegt an Ihnen«, formulierte Schitko teilnahmslos.
Fernhalten, ha. Das kannst du deiner GroÃmutter erzählen. Nicht gleich antworten, tu so, als denkst du darüber nach.
»In Ordnung. Meine Entscheidung steht fest, ich bin dabei. Ich hoffe nur, dass Sie sich zukünftig an vorher getroffene Absprachen halten. Quidproquo, erinnern Sie sich, Herr Schitko? Sie haben bis jetzt nicht eine meiner Fragen beantwortet.«
Als der Hesse sah, dass sich die Fahrstuhltür hinter Dr. Röhl geschlossen hatte, rannte er zum Treppenflur. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal. Kurz bevor er die erste Etage erreichte, bemerkte er, dass er schneller war als der Lift. Die letzten Stufen ging er langsam hoch. Im Treppenabsatz zwischen dem zweiten und dritten Stockwerk blieb er stehen und lauschte. Der Fahrstuhl fuhr vorbei. Gerade als er weitergehen wollte, hörte er, wie der Aufzug anhielt. Dritter Stock also. Vorsichtig begab er sich zu dem Zugang, der Treppenhaus und Etage voneinander trennte.
Dr. Röhl stand vor einer der hinteren Wohnungen und klingelte. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und der Arzt verschwand. Der Hesse wartete noch drei Minuten, zog eine Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer aus seiner Jacke und stellte sich vor die Wohnungstür, durch die eben Dr. Röhl verschwunden war. âºE. Vogtâ¹ stand auf dem Namensschild. Ich bin gespannt, wer das wohl ist, überlegte der Hesse und klingelte. Die Waffe hielt er auf dem Rücken. Eine Frau im Morgenmantel öffnete. Sie war ungefähr Mitte 30, blond und sehr attraktiv.
»Sind Sie Frau Vogt?«, fragte der Hesse.
»Ja. Und wer sind Sie?«, fragte sie zurück und erschrak im selben Moment, als sie die Pistole vor ihrem Gesicht sah.
»Unwichtig. Wenn Sie laut werden, drücke ich ab. Und jetzt rein da.«
Er schob sie vor sich her und schloss die Tür hinter sich. Durch einen länglichen Flur gelangten sie in das Wohnzimmer. Dort saà in einem Sessel Dr. Röhl mit heruntergelassenen Hosen. Der Hesse stieà die Frau auf die Couch.
»Störe ich?« Der Hesse grinste, wahrscheinlich wollte sie ihm gerade einen blasen. Das ging ja ziemlich schnell in der kurzen Zeit.
»Wer sind Sie und was wollen Sie?«, fragte Dr. Röhl, der Anstalten machte, seine Hosen wieder hochzuziehen.
»Finger weg von den Hosen, die bleiben da, wo sie sind. Vielleicht bin ich ein Privatdetektiv und möchte ein paar Fotos machen und sie Ihrer Frau schicken? Vielleicht habe ich auch nur ein paar Fragen.«
Dr. Röhl war blass geworden. Er schaute zu seiner Freundin Elvira herüber, die ebenfalls erblasste.
»Das mit dem Privatdetektiv können wir vergessen. Keiner würde sich so verhalten wie Sie. Also, was wollen Sie?« Dr. Röhl versuchte, sich zu beruhigen.
»Ich komme gleich zu Ihnen. Doch zuerst habe ich noch zwei Fragen an die Dame des Hauses.«
Damit wandte er sich an die blonde Elvira auf der Couch und zielte mit der Waffe auf sie. Sie riss vor Schreck ihre Augen auf, unterdrückte jedoch ein Schreien.
»Leben Sie allein in dieser Wohnung?«
»Ja, ab und zu besucht mich Eginhardt, er ist mein Freund.«
»Erwarten Sie noch jemanden?«
»Nein. Hören Sie â¦Â«
Das war das Letzte, was Elvira in ihrem Leben von sich gab, und das Letzte, was sie hörte, war ein kurzes âºPlopâ¹. Der Hesse hatte ihr genau zwischen die Augen geschossen.
»Danke für die Auskunft. Also brauchen wir keinen unliebsamen Besuch zu fürchten.«
Damit drehte er sich zu Dr. Röhl. Der saà wie versteinert in seinem Sessel und
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