Infantizid
konnte nicht fassen, was er eben gesehen hatte. Auf Elviras Stirn bildete sich ein kleines rotes Rinnsal, das über ihr Gesicht herunterlief. Die blutige Masse an der Wand lieà vermuten, dass die Austrittswunde an ihrem Hinterkopf groà war.
»Und nun zu uns beiden. Ich stelle Ihnen jetzt ein paar Fragen. Wenn Sie nicht oder falsch antworten, schieÃe ich Ihnen jedes Mal ein Gelenk kaputt. Ich fange mit den Knien an. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja.«
Dr. Röhl fing an zu schwitzen und starrte auf den Schalldämpfer. Was will dieser Wahnsinnige von mir?
»Sehr schön. Was war das ursprüngliche Ziel Ihrer Reise?« Erst mal testen, ob er es auch wirklich verstanden hatte.
»Ich wollte nach Heidelberg zu einem Ãrztesymposium fahren. »
»Warum sind Sie dann hier?«
»Kurz vor Frankfurt habe ich mich entschieden, Elvira zu besuchen. Wir haben uns eine Weile nicht gesehen. Ich wäre heute Abend weitergefahren.« Der Arzt konnte den Blick nicht von dem Schalldämpfer abwenden.
»Lassen wir das. Freitagnacht hatten Sie in der Klinik in Weimar Dienst. Dort wurde ein Mann eingeliefert, der kurz zuvor einen Verkehrsunfall hatte. Erinnern Sie sich?« Der Hesse sah den Arzt an.
»Ja, ich erinnere mich. Der Mann hatte schwere Kopfverletzungen und starb wenig später.«
»Den meine ich. Was genau hat er zu Ihnen gesagt?« Der Hesse zielte jetzt auf das rechte Knie.
»Moment! Ich muss kurz darüber nachdenken. Am Anfang konnte ich nichts verstehen, er fiel immer wieder in Ohnmacht. Dann nannte er einen Namen, den wir unbedingt anrufen und an sein Bett holen sollten. Klast oder Klappt oder so ähnlich. An die Telefonnummer kann ich mich nicht mehr erinnern.«
So, als wollte er sein Knie schützen, legte er seine rechte Hand darauf. Dann redete er weiter.
»Ich rief diesen Klatt, ja, Klatt hieà der, an. Ich bat ihn, zu kommen, und erklärte ihm die Situation. Weil er nur ein paar Blocks entfernt wohnte, schickte ich sofort einen Rettungswagen, um ihn zu holen. Nachdem er eingetroffen war, ging er zu dem Verletzten ins Zimmer, kam aber kurze Zeit später wieder heraus. Wir konnten nur noch den Tod des Patienten feststellen.«
»Weiter. Hat die Polizei auch mit Ihnen gesprochen?«
»Natürlich. Die fragten mich nach dem Zustand des Patienten und genau das, was Sie mich eben gefragt haben. Ich erzählte ihnen von Klatt und das warâs.«
Der Hesse ging an die Seite des Sessels, in dem Dr. Röhl saÃ. Er fragte weiter: »Wissen Sie, was Klatt den Polizisten erzählt hat?«
»Nein, das weià ich nicht. Ich stand ja nicht dabei. Der Polizei teilte ich mit, dass er seinen schweren Kopfverletzungen erlegen ist.«
Der Hesse dachte nach. Nichts deutete darauf hin, dass dieser Dr. Röhl nicht die Wahrheit sagte. Bleibt mir also nichts anderes übrig, als ein Drama zu inszenieren. Dr.  Röhl hielt den Kopf gesenkt und starrte auf den Boden. Diesen Moment nutzte der Hesse. Er stand circa zwei Meter von dem Arzt entfernt. Also er hob die Waffe ein Stück an und schoss ihm in Kopfhöhe in die Schläfe. Er war sofort tot. Dann legte er ihm die Waffe in die Hand und schoss noch einmal in ein Kissen. Damit verursachte er Schmauchspuren auf dessen rechter Hand. Das Kissen mit dem Projektil würde er mitnehmen.
Perfekt, dachte er. Zuerst erschieÃt er seine Freundin und dann sich selbst. Die Lage der beiden Leichen zueinander stimmt, die zwei Projektile werden die Bullen in den Wänden finden, ebenso die Schmauchspuren auf Röhls Hand. Den Ursprung der Waffe werden sie niemals ermitteln. Und wenn sich Ungereimtheiten in den Augen so eines schlauen Ermittlers ergeben sollten, würden sie sich diese nicht erklären können. Schusskanal und fehlende Schmauchspuren an der Schläfe und der ganze Unsinn. Und wenn schon. Wie sollten sie auf ihn, Alfred Krzycztowiak, kommen? Der Hesse war zufrieden. Er verlieà die Wohnung, wobei er darauf achtete, dass ihn niemand sah. Er gelangte unbemerkt auf die StraÃe, ging zu seinem Auto und fuhr Richtung Autobahn. Von einer Telefonzelle aus rief er Staatsanwalt Feller an und berichtete ihm alles ganz genau. Nachdem er geendet hatte, hörte sich Feller zufrieden an. Der Hesse sollte sein Geld abholen und sich ein paar Tage freinehmen. Es hatte wieder mal alles ohne Probleme geklappt. Der ganze Spuk war innerhalb eines Tages erledigt. Das Leben ist
Weitere Kostenlose Bücher