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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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›Tsunami‹? Ich muss eine Kassette für Klimm besprechen. Dann werden wir weitersehen.
    Matti Klatt kratzte sich fortlaufend am Kopf. Seine Haare standen ihm jetzt schon sprichwörtlich zu Berge. Er zündete sich eine neue Zigarette an, die dritte nacheinander, mit der Glut der vorangegangenen. Er stellte den Fernseher an und schaute in Richtung Türschloss.

    Mittwoch, 29. Oktober 2003, 9 Uhr, Polizeiinspektion Weimar
    Â»Damit ich Sie richtig verstehe, Frau Scharf, wiederhole ich das noch einmal: Sie glauben also, dass sie von irgendwelchen Gestalten gekidnappt, in ein Labyrinth gesteckt und mit Chemikalien besprüht wurden? Zu welchem Zweck, frage ich Sie?«
    Oberkommissar Kratzenstein hörte sich nun schon über eine Stunde die Geschichte der älteren Frau an. Der Polizeibeamte, der eine Anzeige aufnehmen wollte, hatte entnervt aufgegeben und sie an die Kriminalpolizei verwiesen. Jetzt hatte Kratzenstein sie am Hals.
    Â»Das sollen Sie herausfinden, deshalb bin ich hier, Herr Detektiv. Glauben Sie mir, die wollen Experimente mit mir machen. Nachts waren sie schon da und haben die Zähne von meinem Gebiss spitz gefeilt. Und sie steckten mir Bleistifte in die Ohren.«
    Frau Scharf wollte sich nicht so einfach abspeisen lassen. Dieser Polizist in seiner schrecklichen Uniform hatte sie vorhin sogar angebrüllt. Aber der junge Mann hier war höflich und nett. Kratzenstein konnte vor Verblüffung nicht gleich antworten. In dem Moment klingelte das Telefon, es war Bräunig.
    Â»Wo bleibst du? Hubaczek und Leichenkolbe sind aus Berlin zurück. Wir sitzen hier und warten auf dich.«
    Kratzenstein erzählte Bräunig kurz von Frau Scharf.
    Â»Du liebe Güte. Übergib sie jemand anderem und der soll die Psychiatrie verständigen. Offensichtlich sind bei der ein … Ach was, tu es einfach und komm in mein Büro, ich brauch dich hier dringender.«
    Bräunig wollte sagen, dass bei der Frau ein paar Lötstellen kalt waren, ließ es aber. Ab und zu kamen die Leute mit den merkwürdigsten Geschichten zur Polizei und wollten eine Anzeige aufgeben. Es waren sehr oft einsame Menschen, die einfach nur mit jemandem reden wollten. Und bei der Polizei fanden sie Zuhörer. In der Regel stellten sich solche Anzeigen als Unsinn heraus.

    In Hauptkommissar Bräunigs Büro hatten alle an dem langen Tisch Platz genommen. Von den zehn Stühlen waren fünf besetzt. Hubaczek, Kratzenstein, Leichenkolbe, Fischer und Klimm hatten alle ihre obligatorische Tasse Kaffee vor sich stehen. Bräunig hatte Hubaczek und Leichenkolbe über ihre Theorie vom Montag unterrichtet und darauf hingewiesen, dass man verschiedene ungeklärte Mordfälle, die Ähnlichkeiten mit den Morden in Weimar aufwiesen, in Zusammenhang bringen könnte. Er begann mit der Besprechung.
    Â»Matti Klatt wird abgehört. In seiner Wohnung fand er einen Sender, versteckt im Türschloss seines Wohnzimmers. Und er wird rund um die Uhr beschattet. Ein VW-Transporter folgt ihm. Gestern hatte er einen Termin bei der Omicron AG. Leider übergibt er uns erst heute Abend die aktuelle Kassette mit den neuesten Informationen über dieses Gespräch. Was gab es in Berlin?«
    Hubaczek und Leichenkolbe sahen müde aus. Sie waren erst in der Nacht gegen 3 Uhr in Weimar angekommen. Viel Zeit zu schlafen blieb da nicht. Hubaczek öffnete seine Mappe, ein paar Fotos lagen ganz oben.
    Â»Es wird euch gleich umhauen. Aber zuerst etwas anderes. Auf der Fahrt nach Berlin hatte ich die ganze Zeit so ein eigenartiges Gefühl. Als ob wir beschattet würden. Wir hielten zwischendurch sogar an, um es zu überprüfen. Nichts. Trotzdem ließ es mich nicht los. Also habe ich eine kleine Falle gebaut. Um zu sehen, ob sich irgendjemand an unserem Auto zu schaffen gemacht hatte, schob ich jeweils zwischen die Fahrer- und Beifahrertür kleine, von außen nicht sichtbare Papierschnitzel. Als wir am Abend zu unserem Hotel fahren wollten, schaute ich in das Innere des Wagens. Und ich hatte recht behalten. Jemand hat unbefugt und ohne die Alarmanlage auszulösen, die Türen geöffnet und wieder verschlossen. Wir ließen den Wagen nach Sprengstoff und Wanzen absuchen. Die Spezialisten fanden nichts. Entwendet wurde auch nichts. Es kann dafür nur eine Erklärung geben. Irgendjemand hat etwas wieder aus dem Auto entfernt, ohne dass wir wussten, dass es da war. Ich vermute einen

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