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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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distanzieren.
    Nach und nach kehrte sein Lebensmut zurück. Es tat zwar immer noch weh, aber Matti Klatt ging anders damit um. Er hatte wieder ein Ziel und das wollte er unbedingt erreichen.
    Inzwischen war er allein in der Sauna. Zeit zu gehen, sagte er sich. Nach dem obligatorischen Sprung in das mit eiskaltem Wasser gefüllte Becken duschte er, zog sich an und verließ das Fitnessstudio. Es war 22 Uhr. Der Regen war wieder schwächer geworden und in ein leichtes Nieseln übergegangen.

    Die Befragungen durch Hubaczek und Kratzenstein brachten nicht die geringsten Hinweise. Hauptkommissar Bräunig informierte gerade die beiden über die ersten Ergebnisse des Gerichtsmediziners, als die Kriminaltechniker zu ihnen kamen.
    Â»Viel ist es noch nicht, was wir euch sagen können«, begann Leichenkolbe. »Beiden Opfern wurden die rechten Schnürsenkel aus den Schuhen gezogen, um ihnen damit die Daumen auf dem Rücken festzubinden. Es handelt sich hierbei um einen Webleinsteg, mit einem halben Schlag gesichert. Soweit mir bekannt ist, werden solche Knoten verwendet, wenn man einen Strick oder ein Seil an einer Stange oder Ähnlichem befestigen will. In der Seefahrt, bei Tauchern und Anglern wird das in der Knotenkunde gelehrt. Wir haben es eben bei uns ausprobiert, es ist unmöglich, sich selbst zu befreien. Außer der Stichwunde bei dem einen und dem nach innen gedrückten Kehlkopf bei dem anderen sind bis jetzt keine weiteren äußeren Verletzungen erkennbar. Bei dem mit der Stichwunde fanden wir seitlich in Höhe des Bauchnabels auf der Uniform frischen schwarzen Abrieb, wahrscheinlich Schuhcreme. Wir lassen das im Labor untersuchen. Wir konnten Fingerabdruckspuren im Fahrzeug sichern, die aber mit ziemlicher Sicherheit den beiden Toten zuzuordnen sind. Es gab keine Schleifspuren auf dem Boden, auch keinen Abrieb an den Schuhen der Toten. Das heißt, beide wurden in das Gebüsch getragen. Auch keine weiteren Fußab- oder -eindruckspuren, nirgendwo. Der Blutverlust des einen Opfers ist praktisch gleich null, also wird es wohl auch keine Spritzer auf der Kleidung des Täters geben. Genau wüssten wir das natürlich erst, wenn wir die Kleidung des Täters untersuchen könnten. Wenn man das Gesamtbild betrachtet, könnt ihr davon ausgehen, dass es sich tatsächlich nur um einen Täter handelt. Um ganz sicherzugehen, beginnen wir nach dem Abtransport der Leichen noch mal von vorn.«
    Alle schwiegen, das waren in der Tat nicht viele Spuren. Und es war nicht zu erwarten, dass noch etwas Neues hinzukam.
    Â»So eine verdammte Affenkacke«, sagte Hubaczek. »Wie kann dieser schwarze Abrieb auf die Uniform gekommen sein? Durch einen Tritt?«
    Â»Nein, wenn man jemanden von vorn in den Bauch tritt, dann trifft die Fußsohle auf den Körper. Und da befindet sich in der Regel keine Schuhcreme. Und außerdem, warum sollte er den Wachmann zuerst treten? Nein, sein Tod war Sekundensache, ich denke, er wurde von hinten angesprungen. Der Täter umklammerte mit seinen Beinen den Körper und riss gleichzeitig mit dem rechten Arm am Kinn den Kopf zur Seite. Mit der anderen, der linken Hand stach er sein Messer in die Gegend hinter das Schlüsselbein«, folgerte Leichenkolbe.
    Es klang ziemlich einleuchtend.
    Â»Dann haben wir also«, sagte Bräunig, »einen starken männlichen Täter, der Rechtshänder ist. Stark, weil er die Opfer getragen hat. Die Opfer wiegen beide jeweils an die 90 Kilo, schätze ich. Eine Frau scheidet sicher aus. Linkshänder scheiden aus, weil der Kopf nach rechts gedreht ist und sich die Einstichwunde auf der linken Körperseite befindet. Wenn der Täter wirklich von hinten kam, und danach sieht es aus, kann es sich nur so abgespielt haben. Weiter können wir annehmen, dass er das nicht zum ersten Mal gemacht hat, sondern zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort dafür ausgebildet wurde. Ein paar Ansatzpunkte haben wir, um …«
    Weiter kam er nicht, denn Polizeimeister Klimm kam laut rufend angerannt. Die Mütze rutschte ihm durch das Laufen jetzt tief ins Gesicht. Jeden Moment musste er stolpern und hinfallen.
    Â»Herr Hauptkommissar, Hauptkommissar Bräunig! Wir haben eben eine Mitteilung der Autobahnpolizei erhalten. Auf der A 4, bei Jena, hat es einen schweren Verkehrsunfall mit Personenschaden gegeben«, rief er, nach Atem ringend.
    Kratzenstein stöhnte. »Wir haben

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