Infantizid
Täter flüchten konnte.«
Er informierte den Innenminister über alle Details, die bis jetzt in Erfahrung gebracht worden waren.
Der hatte aufmerksam zugehört. Einiges von dem, was Bräunig eben erzählt hatte, deckte sich mit den Aussagen von Arndt. Er zündete sich eine neue Zigarette an, bevor er antwortete.
»Wer weià von dieser Sache und was haben Sie als Nächstes vor?«
»Als wir die Hintergründe erfuhren, habe ich meinen Mitarbeitern striktes Redeverbot erteilt. Offiziell ermitteln wir alles über den Raubmörder Jentzsch, der in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt war. Für meine Leute lege ich beide Hände ins Feuer. Allerdings mussten wir feststellen, dass wir das Interesse von irgendjemandem geweckt haben. Zwei meiner Mitarbeiter wurden abgehört. Die Art und Weise dieser Aktion lieà nur einen Schluss zu: Jemand aus unserer Polizeiinspektion hat bestimmte Informationen weitergegeben. Aus diesem Grund habe ich, ohne dass ein anderer davon weiÃ, eine Miniüberwachungskamera in meinem Büro installiert. Alle Akten kommen jeden Abend auf meinen Schreibtisch. Bis jetzt konnte ich noch nichts Auffälliges bemerken. Wegen der Brisanz des Falles habe ich auÃer Staatsanwalt Dr. Müller keinem anderen von den Ermittlungen berichtet. Wir können nicht sagen, wer noch von der Omicron AG angesprochen oder angeworben wurde. Wir haben nämlich festgestellt, dass insgesamt elf verschiedene Personen auf eine spezielle Art und Weise getötet wurden, genau wie die beiden Sicherheitsleute bei dem Raubüberfall auf den Geldtransporter. Es ist zu vermuten, dass sich diese Personen geweigert haben, bei âºInfantizidâ¹ mitzumachen. Wie gesagt, Herr Minister, es handelt sich um Vermutungen. Auch in diese Richtung ermitteln wir derzeit. Ehrlich gesagt weià ich nicht, was wir noch machen sollen. Zu wem soll ich denn gehen? Ohne Beweise? Jeder würde mich für verrückt erklären.«
Tüchtiger Mann, dachte Innenminister Schilling. Er war systematisch und klug vorgegangen. Er hatte recht, zu wem sollte er gehen? Wem konnte man vertrauen? Bis auf ein paar engen, jahrelangen Freunden traue ich in meinem eigenen Umfeld auch niemandem. Schon gar nicht diesen machtgeilen Arschkriechern in Berlin. Er war umgeben von geschniegelten Emporkömmlingen und Leuten ohne Rückgrat.
Ich kann nicht auf weitere Beweise warten, denn das, was mir dieser Hauptkommissar und Arndt erzählt haben, ist alarmierend genug. Von einem Menschen kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass er nicht an dem Staatsstreich beteiligt ist: dem Bundeskanzler. Der wird sich ja nicht selbst stürzen wollen. Er drückte seine Zigarette aus.
»Sie werden diesen Arndt mitnehmen und verhören. Zwei meiner Sicherheitsbeamten werden Sie beide bis in Ihr Büro begleiten. Wenn Sie ihn in Verwahrung nehmen, dann nur in eine Einzelzelle. Er darf mit keinem Menschen auÃer Ihnen reden. Setzen Sie am besten einen Ihrer Mitarbeiter vor seine Zelle. Ab sofort werden Sie nur noch mir persönlich Bericht erstatten. Mein Sicherheitschef wird Ihnen eine geheime Nummer geben, unter der ich ständig erreichbar sein werde. Verlieren Sie keine Zeit und ermitteln Sie weiter. Ich werde von Ihnen über jede Neuigkeit unverzüglich unterrichtet. Sie erhalten von mir die Vollmacht, jeden Verdächtigen, der mit dieser Sache in Zusammenhang gebracht wird, auf der Stelle in Gewahrsam zu nehmen. Bleiben Sie aber unbedingt bei allem, was Sie tun, diskret.«
Sie erhoben sich. Vor der Tür zum angrenzenden Zimmer schauten sie sich in die Augen.
»Glauben Sie das, was Arndt Ihnen erzählt hat?«
»Ja«, sagte Schilling. »Vor allem deshalb, weil Sie mir vieles bestätigt haben. Vernehmen Sie ihn zu allen Einzelheiten, wir brauchen vor allen Dingen Namen. Ich bin sicher, dass Sie mit seinen Aussagen Beweise finden werden. Viel Glück.«
Der Innenminister öffnete die Tür. Arndt stand davor und kam auf den Hauptkommissar zu.
»Guten Tag, Herr Bräunig«, sagte er.
»Sie kennen mich?«
»Nicht persönlich, nur Ihre Akte inklusive Bildern von Ihnen. Sie sind für den Posten des zukünftigen Polizeichefs von Thüringen vorgesehen.«
400 Kilometer weiter in nordöstlicher Richtung saà Matti Klatt in dem ehemaligen Gesindehaus und lieà sich noch einmal alle 16 Fahrzeuge mit Typ, Farbe und Kennzeichen durch
Weitere Kostenlose Bücher