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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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zurück. Er wippte eine Weile nachdenklich vor und zurück, dabei hielt er die Augen geschlossen und den Kopf, mit seinen Händen im Nacken, entlastend nach oben. Seine Gedanken kreisten wie ein Karussell, ohne dass ihm wirklich etwas einfiel, was er übersehen oder vergessen haben könnte. So vergingen einige Minuten, bis er die Augen wieder öffnete und dabei zur Decke blickte. Er sah den winzigen schwarzen Punkt unterhalb der Gardinenleiste. Er kniff die Augen zweimal zusammen, um es genauer zu erkennen, und plötzlich wurde es ihm schlagartig klar. Seine Gedanken überschlugen sich. Er sprang mit einem Satz von seinem Stuhl auf. Natürlich! Der Zettel! Die Kamera! Wütend darüber, dass ihm das entfallen war, und doch wiederum froh, dass er möglicherweise etwas Wichtiges finden könnte, stürmte er aus seinem Zimmer. Bräunig hastete eine Etage tiefer in das Zimmer, in welchem Aufzeichnungsgeräte und einige Monitore standen. Der Techniker, der diese überwachte, saß an seinem Tisch und biss gerade in sein dick belegtes Brot, eine von vielen Jausen, oder Zwischenmahlzeiten, als Bräunig die Tür aufriss und hereinstürzte.
    Â»Die Überwachung meines Büros. Wo ist das Band der letzten Nacht?«, rief er völlig außer Atem.
    Der Techniker erhob sich gemächlich und schlurfte zu einem Regal. »Schönen guten Morgen erst mal, Herr Hauptkommissar. Wir haben es sofort. Hier ist es.« Er hielt es Bräunig mit ausgestrecktem Arm entgegen und las die Beschriftung ab: »Büro Bräunig, Nacht vom 30. Oktober bis 31. Oktober 2003. Möchten Sie es sehen?«, fragte der Techniker und biss noch einmal in sein Brot.
    Â»Mann, legen Sie das Band ein. Subito! Ihr Brot können Sie später auch noch essen.«
    Der kleine Zettel hatte ihm verraten, dass ihn jemand anderer gelesen haben musste. Bräunig hatte die Angewohnheit, alles Handschriftliche, das er verfasste, immer mit der beschriebenen Seite nach unten zu legen. Als er vor seinem Schreibtisch saß, konnte er aber seine Zeilen lesen. Das war es, was ihm aufgefallen war. Wenn also jemand unbefugt in seinem Zimmer war, musste es die Kamera aufgezeichnet haben.
    Â»Ich wäre dann so weit«, nuschelte der Techniker mit vollem Mund und drückte die Wiedergabetaste.
    Bräunig starrte auf den Monitor und wartete gespannt darauf, was er zu sehen bekommen würde. Das Bild zeigte erst ein paar Streifen und dann erschien sein Büro, unten waren die Uhrzeit und das Datum eingeblendet. Der Start der Aufzeichnung war auf exakt 22 Uhr programmiert. Über fünf Minuten schauten sie auf den Bildschirm, ohne dass etwas passierte. Bräunig wurde ungeduldig.
    Â»Können Sie das langsam vorspulen?«
    Â»Klar, kein Problem.« Inzwischen schlürfte der Techniker etwas, das annähernd so roch wie eine Brühe. Wahrscheinlich hat er seine Katze gekocht, dachte Bräunig. Unwillkürlich lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Als auf dem Bildschirm die Zeit 22:32 Uhr digital angezeigt wurde, stoppte der Techniker den Schnellvorlauf, spulte ein Stück zurück und ließ das Band in Echtzeit laufen. Man konnte erkennen, wie sich die Bürotür öffnete und eine Gestalt das Zimmer betrat. In dem Raum war es fast völlig dunkel. Die Tür wurde wieder geschlossen und die Gestalt sah sich um. Kurz darauf ging sie zu Bräunigs Schreibtisch und versuchte die Schubladen zu öffnen. Ohne Erfolg, alle waren verschlossen.
    Bräunig musste innerlich grinsen, Pech gehabt, du Ratte.
    Die Gestalt begann, auf der rechten Seite des Schreibtisches alles genau zu untersuchen. Dann ging sie um den Stuhl herum und tat dasselbe auf der linken Seite. Dabei fiel ein kleiner Lichtstrahl auf ihre Kleidung. Es war ein Mann, er trug einen Anzug. Er war nicht sehr groß und schlank. Bräunig überlegte wieder. Wenn er bei dem Wetter keinen Mantel trug, kam er nicht von außerhalb. Es war zu vermuten, dass er sein Büro im gleichen Gebäude hatte. Nach einer halben Minute nahm er den handgeschriebenen Zettel auf. Da er offensichtlich nichts richtig erkennen konnte, begab er sich zum Fenster. Kurze Zeit später ließ er den Zettel sinken und schien zu überlegen. Man konnte immer noch nicht sehen, wer dort stand. Er schlich zurück zum Schreibtisch und legte das Papier wieder hin.
    Das ist dein Fehler, dachte Bräunig, der gerade sah, wie der Mann sein Handy

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