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Infektiöse Visionen (German Edition)

Infektiöse Visionen (German Edition)

Titel: Infektiöse Visionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Kopf.
    „ Wenn du in einer solchen Verfassung bist, wie könnte ich da... unsere ganzen Pläne... Ich muss mit deinem Vater sprechen. Vielleicht können wir alles doch noch rückgängig machen.“
    Sie bückte sich, hob Jeans und T-Shirt auf, drehte sich abrupt um und wollte, die Sachen fest umkrallt, aus meinem Zimmer stürzen. Schlagartig wurde mir bewusst, was ich da losgetreten hatte, sprang auf und hielt sie fest.
    „ Also gut, ich sag’s dir ja.“
    Ich nahm ihr mein verdrecktes, zerrissenes Zeug aus der Hand, und sie ließ es geschehen. Wie betäubt sah sie mich an.
    „ Ich hab gelogen und Theater gespielt“, sagte ich, und versuchte, den Schuldbewussten zu markieren.
    „ In Wirklichkeit...“
    Fieberhaft reimte ich mir eine Geschichte zusammen, die zu dem absurden Mülleimerfund hätte passen können. Sie schaute mich nur an und wusste nicht, was sie von meiner Kehrtwendung halten sollte.
    „ Also, in Wirklichkeit... – war das eine Art Abi-Streich, verstehst du?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „ Na ja, wir hatten getrunken und uns verrückte Sachen überlegt. Lehrer und Eltern auf den Arm nehmen und so. Und ich hab mir das ausgedacht.“
    „ Ausgedacht?“
    „ Um dich ein bisschen zu erschrecken. Tut mir leid. Sonst hätte ich doch das Hosenbein nicht aus der Tonne hängen lassen, wenn ich was hätte verbergen wollen, oder?“
    „ Aber die Striemen an deinen Armen.“
    Ich schaute kurz meine Unterarme an und biss mir auf die Lippen. Wie hatte ich diese Wunden zwei Tage lang nicht entdecken können? Durch den Kälteeinbruch war ich nur langärmelig herumgelaufen, aber nachts oder beim Duschen...
    Verdammt, ich konnte mich einfach nicht erinnern. Der Zeitraum zwischen meinem Einstieg in das Loch und dem Moment Tage später, als ich es verrammelt und mit einem Bauzaun umschlossen vorgefunden hatte, war wie in Trance verlaufen. Ich wusste so viel davon wie von einem längst verwehten Alptraum.
    „ Die Kratzer, ach, halb so schlimm, ich hatte einen... Fahrradsturz. Weil wir doch getrunken hatten, verstehst du.“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „ War ne glatte Bauchlandung auf dem Kiesweg, die Arme ausgestreckt voraus.“
    Ich lachte gekünstelt auf und machte ein Delirium-Gesicht.
    „ Wann soll denn das überhaupt gewesen sein?“
    „ Vor zwei Tagen, was weiß ich, ist doch auch egal. Hör zu, es tut mir leid. Das war blöd.“
    „ Saublöd. Wenn es wirklich so war.“
    „ Ich bring das in Ordnung“, sagte ich kleinlaut mit Blick auf den Klumpen aus Dreck und Stoff.
    Sie straffte sich und wollte danach greifen. Ich trat ihr schnell in den Weg.
    „ Ich mach das schon.“
    „ Aber steck das bloß nicht so in die Waschmaschine.“
    „ Nein, keine Angst.“
    „ Am besten, so zerfetzt wie das alles ist... Und wenn dein Vater das sieht...“
    „ Ich vergrabe es so in der Mülltonne, dass er es nicht zu Gesicht bekommt, okay?“
    Sie nickte und öffnete langsam die Tür. Ich sah ihr an, dass sie noch irgendeinen Nachsatz erwartete, eine abschließende Erklärung, die wirklich erklärt hätte statt nur abzuwiegeln. Ich hatte keine und beließ es dabei, schuldbewusst und versöhnlich zu schauen, bis sie die Tür von außen geschlossen hatte.
    Natürlich hoffte ich, eine Erklärung zu finden. Ich holte eine alte Decke aus meinem Schrank, breitete sie am Boden aus, legte Jeans und T-Shirt darauf und zog vorsichtig die ekelhaften Stofffetzen aus den Taschen.

Kapitel 11: Erster Kuss
     

    „ Hübsch hier.“
    „ Danke. Nimm Platz.“
    Myriam deutete auf ihr Bett und ging aus ihrem Zimmer, kaum dass ich mich gesetzt hatte.
    Hübsch war der Gesamteindruck. Eine unterscheidbare Summe an Einzelheiten nahm ich nie wirklich wahr, wenn ich in einen Raum kam. Höchstens irgendein dominierendes Detail. Wie Blümchentapeten. Oder hier, in diesem Fall, einen bis zur Decke reichenden Kleiderschrank mit Spiegeltüren direkt gegenüber vom Bett, auf dem ich saß.
    Tatsächlich könnte ich aus der Erinnerung heraus nicht mehr im Einzelnen beschreiben, wie es in Myriams Zimmer ausgesehen hatte. Natürlich gab es einen Schreibtisch mit Bürostuhl, beides schräg in einer Ecke am Fenster. Ich glaube, da waren auch Topfpflanzen auf dem Fensterbrett und irgendwelche netten kleinen Bildchen an den Wänden. Fernseher? Da bin ich mir nicht mehr sicher, aber eine Stereoanlage spielte leise Musik.
    Myriam kam mit einer Flasche Coke und zwei Gläsern zurück.
    „ Cola magst du doch, oder?“
    Ich nickte, obwohl ich eigentlich

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