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Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Tripp
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sträflichen Mangel an Neugier an den Tag gelegt, was das alltägliche Leben ihrer Schwester betraf. Die ganze Zeit hatte Danny ihr vorgeworfen, krankhaft ichbezogen zu sein – doch nun erkannte Danny mit qualvoller Deutlichkeit, dass sie selbst nur an sich gedacht hatte.
    Sie erinnerte sich an ihre betrunkenen Tiraden, wie sie Kelley stundenlang wegen ihrer Sturheit und ihres Egoismus’ tyrannisiert und verflucht hatte, und bedauerte es zutiefst. Ihre Vorwürfe waren völlig ungerechtfertigt gewesen.
    In diesem Moment wünschte sich Danny mehr als alles andere, etwas zu trinken. Das Auto brauchte Benzin, die Fahrerin brauchte Suff. Unbedingt. Aber ihre Vorräte waren seit dem Vorabend erschöpft. Der Pegel der kostbaren Flüssigkeit im Flachmann, den sie sich zwischen die Schenkel geklemmt hatte, war immer niedriger geworden. Potter war nur noch ein paar Meilen entfernt. Dort konnte sie alle Flüssigkeiten wieder auftanken.
    Was außer Geld würde Kelley noch durch den Kopf gehen? In ihrer Nachricht gab es offenbar keine weiteren Hinweise, sodass Danny ihre geistige Landkarte aufrief. Rund um Forest Peak war sie äußerst detailliert und wurde immer vager, je weiter sie sich davon entfernte. Befand sich Kelley überhaupt noch auf dieser Karte? Und wenn ja, lebte sie, war sie tot oder untot? Das ließ sich jetzt noch nicht sagen. Aber vielleicht ließ es sich auch nicht genau sagen, wenn mehr Zeit vergangen war.
    Zeit. Untot. Ein paar rostige Zahnräder drehten sich in Dannys Kopf, und dazwischen klemmte eine vage Idee, an die sie noch nicht herankam. Danny versuchte sie aus ihrem Unterbewusstsein hervorzulocken. Zeit war eine Variable. Sie würde Kelleys Verhalten bestimmen. Das war es! Kelley war irgendwann nach Mitternacht am Vierten Juli aus Forest Peak geflohen. Sie konnte die ganze Nacht lang gefahren sein. Wahrscheinlich hatte sie es auch getan. Damit wäre sie gegen Morgen in Potter gewesen, lange vor Beginn der Krise. Wäre Kelley für längere Zeit in Potter geblieben? Gegen zwei Uhr nachmittags hatte der Zusammenbruch der Ordnung begonnen. Falls sie im Mustang Radio gehört hatte, was Kelley zweifellos getan hatte, hätte sie früher als die meisten anderen Menschen von der Katastrophe erfahren, die Los Angeles heimsuchte. Möglicherweise hatte sie entschieden, zu bleiben, wo sie war, bis sie Genaueres wusste.
    Nein, das konnte sich Danny nicht vorstellen. Kelley hätte die Katastrophe als Hand des Schicksals gesehen, die versuchte, sie nach Forest Peak zurückzutreiben. Sie hätte es persönlich genommen – genauso wie es Danny getan hatte. Sie hätte sich dagegengestemmt.
    Danny wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, aber ihre Haut war trotzdem klitschnass. Ihr Herz pochte gegen die Rippen. Sie bemühte sich, die restlichen Variablen zu bestimmen, die letzten möglichen Vermutungen, die sie über Kelley anstellen konnte. Bald war es so weit, dass sie mit dem Grübeln aufhören und mit der Suche anfangen musste. Dann gab es nichts mehr, worüber sie nachdenken konnte. Zumindest nichts mehr, worüber sie nachdenken wollte. Dann würde sich die Flasche als nützlich erweisen. Wäre Kelley allein weitergezogen, obwohl sie wusste, dass eine Welle des Todes das Land überschwemmte? Hätte Kelley ihre Reise in jedem Fall allein fortgesetzt?
    Aber Kelley kannte niemanden. Sich einer immer gravierender werdenden Krise entgegenzustellen, ganz allein ohne Handy oder Kreditkarten oder auch nur ein Fahrzeug, das ihr gehörte, war etwas ziemlich Gewagtes für ein behütetes Kind aus einer Kleinstadt. So etwas hätte sich nicht einmal Danny in ihrem Alter getraut – höchstens in Begleitung von Amy. Aber Kelley hatte keine Freunde, mit denen sie so etwas hätte tun können.
    Freunde? Vielleicht hatte Kelley einen Lover, der irgendwo auf sie wartete. Schwer zu sagen. Danny wusste es einfach nicht. Sie war immer davon ausgegangen, dass jeder Mann mit Augen im Kopf Kelley hinterherstarrte, dem finsteren Grufti-Mädchen mit längeren Beinen als ihre Schwester und ohne wuchernde Verbrennungsnarben, die über 30 Prozent ihres Körpers bedeckten. Danny war klar, dass es zum Teil ein Schutzreflex und zum Teil Eifersucht war, wenn sie so dachte. Sie hatte seit einem guten Jahr keinen Sex mehr gehabt, und sie erinnerte sich nicht sehr genau an das letzte Mal, weil viel Rum mit Cola im Spiel gewesen war. Sie kam sich hässlich vor. Also hatte sie gar nicht wissen wollen, was Kelley trieb

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