Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
ihr von einem Sheriff aus San Bernardino berichtet worden waren, vermutete Danny. Die Senatorin warf den Kugelschreiber hin, faltete das Blatt Papier zusammen und hielt es hoch, als wollte sie einen Kellner heranwinken. Sie hielt den Arm gerade ausgestreckt, und das Blatt raschelte in ihrem Griff. Sie blickte nicht auf. Sie würde jetzt niemanden anblicken. Sie wedelte einmal kurz mit dem Blatt, um ihre Ungeduld zu signalisieren. Sie schmollte, vermutete Danny. Die Assistenten sahen sich an und verdrehten die Augen. Dann nahm die einzige Assistentin ihr das Blatt ab und verließ den Raum
» Sie glauben so viel zu wissen«, murmelte Anka. » Jeder weiß mehr als ich, während ich von allem abgeschnitten mit meinem ganzen Führungspotenzial eingepfercht in diesem architektonischen Unsinn hocke. Alle haben selbstverständlich ihre Befehle. Hawkstone, ausgezeichnete Leute, aber ich zahle ihnen nicht das Gehalt. Das ist das Problem. Wir haben viel zu viel privatisiert. Es geht nur ums Geld. Seit dem Abschwung zählt nur noch das Geld, vorzugsweise Gold. Wo sind die Loyalität und die Liebe zu unserem Land geblieben? Der Patriotismus? Ich wurde außer Gefecht gesetzt, wahrscheinlich durch die Oppositionsführer. Darauf haben sie nur gewartet. Dies ist ihre Chance, mich für ihre Niederlagen zu bestrafen.«
» Ich danke Ihnen, dass Sie mir diesen Einblick in die größeren politischen Zusammenhänge geben«, sagte Danny, um das anhaltende Schweigen zu brechen. Sie stand auf und war bereit, nach draußen geführt zu werden. Doch Anka schien sich nun wieder zu fassen und in die Gegenwart zurückzukehren. Sie erwiderte Dannys Blick. Ihre düstere Stimmung schien sich verflüchtigt zu haben. Sie lächelte sogar mit ihren glänzenden Politikerzähnen zurück.
Danny versuchte es noch einmal: » Ich kann Ihre Leute mit ein paar taktischen Informationen versorgen, wie sie mit diesen Wesen umgehen sollten. Und ich kann Ihnen ein paar Routen aus der Stadt nennen. Ich habe eine ungefähre Vorstellung, wo sich die größeren Konzentrationen befinden, falls Sie evakuieren müssen.« Danny legte ihre Karten auf den Tisch. Dabei wurde ihr klar, dass es keine besonders guten Karten waren. Aber es klang so, als wäre die verstörte Senatorin genauso isoliert wie Danny. Selbst die Illusion von Information könnte nützlich sein. » Außerdem habe ich eine Vorstellung, woher die Überlebenden kommen. Wenn Sie mir eine Liste der Leute geben, die eingetroffen sind, mit Angaben, woher sie kamen, kann ich die Daten vielleicht mit dem abgleichen, was ich weiß, und ein paar Lücken ausfüllen.«
» Das wäre ausgezeichnet«, sagte Senatorin Anka. Danny spürte, wie das Interesse der Frau nachließ. Anka hatte so verzweifelt auf Informationen gehofft, dass sie sogar dieses widerwärtige Geschöpf in ihr Allerheiligstes vorgelassen hatte, und nun wollte sie, dass es möglichst schnell wieder verschwand. Danny sah es deutlich in ihren Gesichtszügen. » Unten werden sich meine Leute um Sie kümmern«, fuhr sie fort. » In Kürze. Sie werden wiederum mir Bericht erstatten. Gibt es noch etwas, das Sie wissen wollen?«
Danny überlegte, ob sie ganz offen um Hilfe bei der Suche nach ihrer Schwester bitten sollte, aber das hatte sie indirekt bereits getan, als es um die Namenslisten der Flüchtlinge ging. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass der direkte Ansatz nicht funktionieren würde. Diese Leute hatten weder die Zeit noch die Mittel, sich um persönliche Sorgen zu kümmern. Wahrscheinlich hatte jeder von ihnen Freunde und Verwandte verloren. Danny wäre dann nur noch irgendeine verzweifelte Angehörige statt eines nützlichen Profis. Sie glaubte nicht, dass man ihr eine weitere Audienz bei der Grande Dame gewähren würde, also war das hier ihre einzige Chance, einen Blick aus der Vogelperspektive auf die landesweite Katastrophe zu erhalten. Es musste noch andere Dinge geben, die sie in Erfahrung bringen sollte. Man hatte ihr so wenig erzählt.
Aber vielleicht gab es gar nicht mehr Informationen. Danny dachte an die Waldbrände, die gelegentlich in ihrer Heimatregion ausbrachen und die Berghänge verwüsteten. In solchen Fällen suchte man immer nach Augenzeugen, um sich ein besseres Bild von der Lage machen zu können, während die Augenzeugen wissen wollten, wie die Gesamtsituation aussah. Wie weit war das Feuer eingedämmt, wie viele Menschen waren evakuiert worden?
» Eins noch«, sagte Danny. » Wie weit wurde die Situation inzwischen
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