Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
Festung drohte. Die Gefahr war irgendwo in der Stadt, nicht weit entfernt, und sie kam näher. Möglicherweise von allen Seiten. Wo waren die Untoten? Eigentlich hätte es hier jede Menge geben müssen, doch sie und ihre Freunde waren die einzigen Lebewesen, die auf zwei Beinen standen.
Die Fahrzeuge hatten hinter ihnen angehalten, und Tattoo-Gesicht hatte ihnen zugerufen, dass sie stehen bleiben sollten. Also taten sie es, doch nun standen sie einfach nur wie die Idioten herum, völlig im Freien. Sie starrten auf den seltsamen Streifenwagen. Er sah wie ein gedrungenes prähistorisches Sumpfwesen aus, mit einer Schnauze wie ein Alligator.
Zuerst dachte Amy, irgendein Polizeitrottel aus der Stadt würde sich mit einem Mad-Max -Spiel die Zeit vertreiben. Doch dann dachte sie: Vielleicht ist es Danny. Aber die Gestalt im Fahrzeug, die hinter dem Maschendraht und den Stahlrohren nur schwer zu erkennen war, bewegte sich nicht wie Danny. Es sah fast aus, als würde sie sich gegen etwas wehren. Außerdem war Danny tot.
» Leute?«, sagte Amy. Sie hatte dem ASV den Rücken zugewandt und blickte auf das Polizeifahrzeug.
» Ja?« Es war Becky, die antwortete, aber nun hörten alle anderen Frauen auf zu flüstern.
» Hört mir gut zu«, fuhr Amy fort. » Erstens: Wir haben diesen Polizisten vor uns und Murdo hinter uns. Also denke ich, dass es zu einer Schießerei kommen könnte. Nicht bewegen …« Sie sagte es, als sie hörte, wie Füße im Sand auf dem Asphalt scharrten. » Tut nichts Unbedachtes.«
Es war wichtig, mit ruhiger und gleichmäßiger Stimme zu sprechen, damit niemand in Panik geriet. Aber genauso wichtig war es, dass sie taten, was Amy ihnen sagte.
» Ich halte es für das Beste, wenn wir in beide Richtungen loslaufen, ja? Nach links und nach rechts. Wenn ihr auf der Straße bleibt, werden sie euch erwischen. Also zerstreuen wir uns. Lauft in verschiedene Richtungen. Wir können ruck-zuck von der Straße verschwunden sein, wenn wir auf beiden Seiten hinter diesen Häusern verschwinden.«
» Wann laufen wir los?«, zischte eine Stimme. Es war Linda Maas. Sie drückte Michelle und Jimmy James an ihren Busen und machte ihnen damit nur noch mehr Angst.
» Ich bin noch nicht fertig«, sagte Amy. » Da ist nämlich noch eine andere Sache. Seht ihr die Krähen? Sie fliegen fort, wenn Zombies in der Nähe sind.«
» Das haben sie gerade getan«, sagte Pfeiffer mit hörbarer Angst in der Stimme.
» Ja, das haben sie.« Amy redete im gleichen ruhigen Tonfall weiter. » So etwas machen Krähen sehr gern. Wenn ihr also losrennt, rennt nirgendwo hinein, wo ihr nicht mehr rauskommt, okay? Bringt euch einfach nur vor den bösen Jungs hinter uns in Sicherheit. Ich würde vorschlagen, dass ihr in weitem Bogen in die Richtung zurücklauft, aus der wir gekommen sind.«
Es fühlte sich an, als würden sie schon sehr lange auf der Straße stehen. In Wirklichkeit war noch keine Minute vergangen, seit Murdo die Prozession zum Stehen gebracht hatte. Aber mit jeder verstreichenden Sekunde rückte etwas näher heran. Daran ließen die Krähen keinen Zweifel. Selbst wenn es nicht zur drohenden Schießerei kam, würde etwas anderes geschehen.
» Amy?«, sagte Michelle.
Bisher hatte Amy ihre Gefühle einfach ausgeblendet. Das war eine Überlebensstrategie, als würde man versuchen, einen Wagen unter Kontrolle zu bekommen, der auf Glatteis ins Rutschen gekommen war. Als Michelle sprach, kam ein persönliches Element ins Spiel. Es war, als würde sie daran erinnert, dass Kinder auf dem Rücksitz des schlitternden Wagens saßen. Amy holte tief Luft. Die Zeit wurde knapp.
» Ja?«
» Sollten Jimmy James und ich in die gleiche Richtung laufen oder uns zerstreuen?«
» Ihr beiden zerstreut euch in die gleiche Richtung.«
» Danke.«
» Keine Ursache.« Amy befürchtete zu ersticken, wenn das Mädchen noch ein Wort sagte. Obwohl Amy so stand, dass sie niemanden außer der seltsamen Gestalt im Streifenwagen sah, konnte sie sich Michelle lebhaft vorstellen – mit aufgeschürften Knien und blauem Haar, das an den Ansätzen blass wurde.
Die Krähen hatten ihre bevorzugte Flughöhe erreicht und kreisten über der Stadt. Ein gutes Stück höher segelten die Geier in der Atmosphäre. In wenigen Augenblicken …
» Amy?« Schon wieder Becky.
» Seid ihr bereit?« Amy spannte sich an, ohne ihre Haltung zu verändern.
» Einen Moment, Amy. Äh … wer ist das?«
Amy blickte sich um. Becky hielt ihre Freundin an der Schulter fest.
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