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Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Tripp
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aufgerissene Münder. Ein Mann in Jeans, die ihm beinahe auf den Knien hingen, kam zur Seitentür des Wohnmobils gerannt und zerrte an der Klinke, als wollte er sie herausreißen. Doch er hatte den Verstand verloren. Er versuchte nicht einmal, den Riegel zurückzuschieben, sondern klammerte sich an die Tür, bis er ebenfalls umfiel. Patrick dachte, dass er selbst einen Anfall bekommen und sterben würde: Sein Herz raste, und Schweiß lief ihm den Rücken hinunter und tropfte aus den Achselhöhlen. Sein Mund war so trocken, dass er hörte, wie seine Zunge über die Zähne rieb.
    » Es ist, als würde ihnen ein unsichtbarer Hammer auf den Kopf geschlagen«, sagte Weaver. Er verschloss die Tür, legte die Kette vor und sicherte die Fenster und die vordere Kabinentür des Wohnmobils. Dann zog er sämtliche Sichtblenden bis auf die an der Windschutzscheibe herunter und schlug vor, in den Aufenthaltsbereich zu gehen und zu warten, bis das Geschrei aufhörte. In der stickigen Luft warteten sie im Dunkeln auf den dick gepolsterten Kapitänsstühlen in ihrem fahrbaren Zuhause. Eine Fliege summte und flog in weiten Schleifen von der Windschutzscheibe zum Schlafbereich. Ihr Brummen war zu hören, wenn das Geschrei für einen Moment nachließ.
    Alle paar Minuten knallte jemand gegen die Aluminiumhaut des Wohnmobils. Die Gläser im Gestell auf der Ablage klirrten. Patrick wusste nicht, ob die Läufer tot umfielen oder sich wieder hochrappelten und weiterrannten. Tausend Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, keiner davon betraf Weaver, was nicht oft geschah. Vielleicht brauchte er einfach nur eine richtige Krise, damit er aufhörte, sich um Belanglosigkeiten Sorgen zu machen. Das wäre das Großereignis der Woche, dachte er. Vielleicht könnte er mit den Leuten reden, die er bei Lifetime kannte.
    Weaver saß da und sah alterslos, robust und stark aus, und seine Augen reflektierten das Licht. Er hätte auch einem Blauhäher statt dem Weltuntergang zuschauen können. Patrick war fest entschlossen, seine Gedanken für sich zu behalten, damit Weaver nicht die Geduld verlor und hinausging, um sich den Rennenden und Schreienden anzuschließen, und er allein im dunklen Wohnmobil zurückblieb. Die Sonne senkte sich über den Bäumen auf dem Bergkamm, als Patrick einschlief.
    Es war dunkel, als er erwachte, und die Seitentür des Wohnmobils stand offen. Patrick konnte das dunkelblaue Rechteck des Mondlichts auf dem Asphalt sehen. Panik befiel ihn, und sein Herz raste. Er stieg die Stufen hinunter, hinaus ins Freie, wobei er die Furcht vor den Toten und den manisch rennenden Menschen vergaß.
    Aber es war völlig still. Keine Schreie, kein Trampeln auf dem Asphalt. Niemand außer ihm.
    Das ist es. Das bedeutet es, wirklich allein zu sein, dachte er.
    Über den gesamten Parkplatz verteilt waren dunkle Stellen auf dem Boden. Es war wie eins der düsteren Bürgerkriegsfotos von den Folgen der Kämpfe, wie sie in Dokumentarfilmen von Ken Burns verwendet wurden.
    » Weaver?«, rief Patrick, jedoch so leise, dass er kaum seine eigene Stimme hörte. Dann vernahm er ein kratzendes Geräusch. Er hielt den Atem an. Es war das Geräusch, das die Füße der Mumie machen würden, die sich über den Steinboden ihres Grabmals schleppte. Patrick trat vom Wohnmobil zurück. Das Geräusch war hinter ihm gewesen.
    Weavers gebeugte Silhouette löste sich von der dunklen Masse des Fahrzeugs. Er schleifte einen Toten weg.
    » Weaver«, flüsterte Patrick. Diesmal hörte Weaver ihn. Er ließ die Arme des Toten los und richtete sich auf, während er sich mit der Hand über die Stirn wischte. » Na«, sagte er.
    » Was machst du da?«
    » Die Leichen beiseiteschaffen, damit wir den Wagen wegfahren können.«
    » Gute Idee.«
    » Willst du helfen?«
    » Lieber nicht.«
    » Unter der Spüle sind Handschuhe.«
    » Geht’s dir gut?«
    » Und dir?«
    Es war keine Frage, die eine Antwort verlangte.
    Einen Augenblick später ertönte eine weitere Stimme in der Nachtluft: » Hallo, sind Sie am Leben?«
    Es war die Frau in dem weißen Arztkittel, die Patrick schon früher gesehen hatte, die sich mit den Zwergziegen abgeplagt hatte. Er erkannte sie im schwachen Mondlicht am Kittel und der Art, wie sie sich einen Weg durch die Leichen bahnte, die Arme in die Luft gestreckt – genau wie sie sich durch einen Pferch voller Tiere bewegte.
    » Ich vermute es«, sagte Weaver.
    » Haben Sie zufällig den Sheriff gesehen?«, fragte sie.
    » Nicht seit dem Chili-Wettbewerb«,

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