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Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Tripp
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sagte Patrick. » Als wär’s schon zehn Jahre her.«
    » Oh«, sagte die Frau und sank ein wenig tiefer in ihren Kittel. Doch schon im nächsten Augenblick hatte sie sich wieder gefangen. » Ich bin Amy Cutter. Die Tierärztin. Wäre ich der Gerichtsmediziner, dann wäre ich jetzt reich.«
    Patrick wusste nicht, ob er lachen oder sich übergeben sollte. Doch Weaver lächelte, und das genügte. Die Lebenden schienen einer exklusiven Bruderschaft anzugehören.
    Dann nahmen sie ein paar Dinge in die Hand. Amy wusste, wo sich die Lichtschalter der Parkplatzbeleuchtung und der Turnhalle befanden und dass im Trainerbüro ein Telefon war. Das Telefon funktionierte nicht, was niemanden überraschte. Doch das Licht war eine große Erleichterung. Amy öffnete die Flügeltüren an der Seite der Turnhalle und kehrte dann zu Patrick und Weaver zurück.
    » Ich denke, wir sollten eine Art Notunterkunft einrichten. Das würde jedenfalls Danny tun. Sie ist der Sheriff. Und eine Freundin von mir. Eine Menge Leute irren da draußen herum, viele sind nicht gestorben. Aber ich fürchte, einige werden es tun, wenn sie in der Dunkelheit von irgendwelchen Felsen stürzen.«
    Sie kehrten also mit Schlüsselanhänger-Taschenlampen zur Main Street zurück und riefen, dass die Leute zur Turnhalle kommen sollten. Es war schwierig, in der Gegenwart so vieler Toter die Stimme zu erheben; vielleicht ein uralter menschlicher Instinkt. Doch irgendwo in der Dunkelheit waren Überlebende, die argwöhnisch aus Autos ausstiegen, aus Türen traten und sich suchend durch die Straße bewegten, wo sie Menschen in den Armen gehalten hatten, die vor ihren Augen gestorben waren, geliebte Menschen mit vertrauten Gesichtern. Amy sorgte sich um sie. Fleischgestank drang aus dem Wooden Spoon. Niemand wollte hineingehen, um herauszufinden, was es war. Niemand tat es.
    Im Supermarkt füllte Weaver eine Mülltüte mit Junkfood aus der Nähe der Kasse, während Patrick einen Doppelkinderwagen mit Wasserkästen belud. Er wusste nicht, was aus den Babys geworden war. Was war überhaupt aus jenen geworden, die nicht davonlaufen konnten? Er schob den Gedanken beiseite.
    Im hinteren Teil des Ladens fand er bei den Regalen mit bunt verpacktem Mist, den er nicht essen durfte, ein Mädchen im Teenageralter mit blauen Haarsträhnen und einen Jungen um die zehn Jahre, die sich an die Leiche einer Frau klammerten, die ihre Mutter gewesen sein musste. Es roch, als hätte sie sich im Todeskampf in die Hose gemacht. Patrick nahm einfach die Hand des Mädchens, und sie folgte ihm lammfromm und mit glasigen Augen. Der Junge kam ihnen hinterher und blickte sich nur noch einmal zu der toten Frau um, als wollte er sichergehen, dass sie blieb, wo sie war.
    » Du schiebst das Wasser, ja?«, sagte Patrick, und der Junge übernahm den Kinderwagen. Es wäre schneller gegangen, ihn selbst zu schieben, aber Patrick wollte nicht, dass der Junge noch einmal zu seiner Mutter zurückblickte. Diese jungen Überlebenden waren wahrscheinlich viel verstörter als Patrick, weil sie ansehen mussten, wie jemand gestorben war, doch sie konnten nicht die ganze Nacht trauernd dort knien, während die Tote kalt wurde. Sie mussten leben.
    Also versammelten sich die Lebenden in der Turnhalle. Auch Patrick und Weaver saßen neben dem blauhaarigen Mädchen und dem Zehnjährigen auf der Tribüne, reichten eine Tüte M&Ms hin und her und aßen nach einer unausgesprochenen Vereinbarung immer nur eins. Das Mädchen erwachte kurz aus ihrer Trance und sagte zu Patrick: » Ich habe deine Fernsehshow gesehen.«
    Sie verriet nicht, ob sie ihr gefallen hatte oder nicht, und verfiel wieder in grüblerisches Schweigen. Sie hatten ungefähr eine halbe Stunde so dagesessen, als der Sheriff in Begleitung einer großen, struppigen Gestalt hereinkam.
    Die Basketballhalle war so hell wie ein Mittag auf dem Mond. Dort hielten sich mehrere Dutzend lebender Menschen auf, Einwohner von Forest Peak sowie Besucher. Schuhe quietschten auf dem gewachsten Holzboden, während sie umhergingen und das Ende der langen Nachtwachen abwarteten. Es gab ein tragbares Kurzwellenradio, das von Leuten umringt war, ähnlich wie die Illustration einer alten Werbung für Phonographen. Hin und wieder waren Stimmen zu hören, die schnell in fremden Sprachen redeten. Irgendwer im Raum schluchzte, einer weinte, und noch ein anderer betete zu Jesus Christus.
    Ein paar Leute unterhielten sich leise. Einmal schrie ein Baby, schlief aber sofort wieder ein.

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