Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
Die Geräusche hallten von der Decke wider. Amy füllte eine Kaffeemaschine auf, die am Boden stand neben einem Haufen Junkfood aus dem Supermarkt. Es gab Wasser, Erfrischungsgetränke in Zweiliterflaschen und einen Turm aus weißen Styroporbechern. Es hätte auch eine Stadtversammlung sein können, nur ohne Stühle. Selbst in ihrem benommenen Zustand konnte Danny feststellen, dass die Überlebensrate nicht hoch war, wenn das alle waren, die die Katstrophe überstanden hatten. Wulf, der wie immer nur an seinen unmittelbaren Bedürfnissen interessiert war, hastete sofort zum Essbaren.
Amy drehte sich um, als Wulf an ihr vorbeiging. Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie Danny erkannte, und sie zeigte ihr großes, breites Amy-Lächeln. Sie hätte ihre Freude am liebsten laut zum Ausdruck gebracht, erinnerte sich dann jedoch an den Ernst der Lage. Stattdessen winkte sie und ging zu Danny, um die Arme um sie zu legen und sie fest an sich zu drücken. Danny erwiderte die Umarmung, und der Körperkontakt machte ihr bewusst, wie müde sie war, wie todmüde und abgekämpft.
» Du siehst noch schlimmer aus als vorher«, flüsterte Amy.
» Hab in meinen Klamotten geschlafen«, erwiderte Danny und ging auf das Wasser zu. Sie trank eine ganze Flasche mit zehn geräuschvollen Schlucken, und die kalte Flüssigkeit breitete sich in ihrem Bauch aus. Sie musste pinkeln und sich den Schmutz und das Blut abwaschen. Amys Anwesenheit gab ihr endlich die Möglichkeit, an ihre eigenen Bedürfnisse zu denken.
Amy stand direkt neben ihr und sagte ernst: » Dein Kopf ist voller Blut. Ich habe es nicht gleich gesehen. Geht’s dir gut?«
» Nein«, sagte Danny.
Amy berührte die Wunde an Dannys Kopf.
Es tat weh. Danny schlug ihre Finger weg. Sie konnte das Meer rauschen hören.
» Tut mir leid«, sagte Amy. » Deine glasigen Augen und das Straußenei auf deinem Kopf könnten eine Gehirnerschütterung bedeuten. Vielleicht solltest du dich hinsetzen.«
» In einer Minute«, antwortete Danny und humpelte zu den Toiletten.
» Ich bin froh, dass du nicht tot bist«, rief Amy ihr nach.
Danny zuckte mit den Schultern, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Doch hinter der Lässigkeit war kein Gefühl. Da war nichts anderes, außer am Leben zu sein. Wie in alten Zeiten, sagte die Stimme im Kopf. Sie erinnerte sich daran, den » Key to the Mountains« überreicht bekommen zu haben, und fragte sich, wo er war. Nicht mehr um ihren Hals. Wahrscheinlich irgendwo im Wald. In zehntausend Jahren würde irgendein Archäologe ihn ausgraben und sich fragen, wofür zum Teufel das Ding benutzt worden war.
Als Danny aus der Dunkelheit aufgetaucht war, hatten die meisten Überlebenden die Stadt bereits wieder verlassen, ein paar zu Fuß, ein paar in Fahrzeugen, die Route 144 hinauf nach Big Bear. Weaver hatte ihnen auf seiner topographischen Karte gezeigt, wie man über den Pass hinauf- und über Scobie Tree wieder hinunterkam, wo sie dann auf sich selbst gestellt wären. Sie benutzten Autos und Trucks, die am nördlichen Ende der Stadt standen, am anderen Ende der Autoschlange in Richtung Los Angeles. Viele der Fahrzeuge waren mit Überlebenden vollgepackt, als wären sie auf einem Schulausflug.
Alle verwaisten Kinder, die sie finden konnten, fuhren in dem Konvoi mit, nur Blauhaar und ihr Bruder waren zurückgeblieben. Der Rest wollte einfach nur weg. Nachdem der große Konvoi aufgebrochen war, folgten weitere Gruppen in Fahrzeugen, zu denen sie die Schlüssel gefunden hatten.
Nach ihrer Rückkehr fand Danny knapp hundertfünfzig überlebende Fremde vor, und von den Einwohnern schienen sehr wenige aus ihren Verstecken hervorgekommen zu sein. Dieser Gedanke und auch der Wunsch, den Aufbruch so vieler Menschen in eine völlig unbekannte Situation zu verhindern, bestimmten Dannys Aktionsplan, als sie von der Damentoilette zurückkehrte und Amys Bericht der Ereignisse in der Stadt lauschte. Danny steckte mit Amy und Troy Huppert, einem Feuerwehrmann aus der Stadt, die Köpfe zusammen und trug ihre Idee vor.
» Es gibt keinen Grund dafür«, wandte Amy ein. » Lass uns einfach ein paar Stunden auf dem Fußboden schlafen.«
Danny schüttelte den Kopf. » Wir dürfen diesen Menschen keine Zeit zum Nachdenken geben. Es war in Ordnung, Amy, dass du die Leute hast gehen lassen. Wir wären nicht mit ein paar Hundert fertiggeworden. Es gibt nicht genug Lebensmittel in der Stadt. Es ist spät geworden. Diese Leute sind überreizt, aber auch erschöpft. Sie
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