Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
gewesen. Vielleicht war es das auch jetzt nicht. Unglücklicherweise verstand sie nicht das Geringste davon.
Sie stieg die Kellertreppe zur Hälfte hinunter und rief erneut nach Mr. Carter. Keine Antwort. Wenn er dort unten war, zurück von den Toten, sollte er lieber dort bleiben. Wenn die Armee oder sonst jemand ein paar Einheiten bereitstellen konnte, um die Stadt zu säubern, konnten sie Mr. Carter ebenfalls fortschaffen.
Danny kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte sich auf die Couch, doch da hatte sie die Tür im Rücken. Also wechselte sie zum Sessel. Doch von dort konnte sie auf die Straße blicken und die Infizierten umhergehen sehen. Sie brauchte etwas anderes, das sie anschauen konnte. Sie nahm Kelleys Brief aus der Brusttasche und drehte die fest zusammengefalteten Seiten in den Händen. Sie hatte Angst, die Nachricht zu lesen, und fragte sich gleichzeitig, was wohl drinstand. Sie wollte wissen, ob Kelley noch am Leben war. Sie stellte sich ein Gespräch mit ihr vor, wie sie ihr erklärte, dass sie keine andere Möglichkeit gehabt hatte, dass es ihr leidtat, so engstirnig zu sein, dass das Leben es ihnen so bestimmt hatte. Doch Kelley würde ihr unablässig widersprechen. Sie hörte nie zu. Danny wollte sie am liebsten schütteln, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Kehr mir nicht den Rücken zu. Da drehte Kelley sich mit ausgestreckter Hand um und zeigte mit einem abgekauten Finger auf Danny: Sie war tot, ihr Kiefer hing herab, und die Augen glichen Blasen.
» Du«, krächzte sie.
Danny erwachte.
Nur wenige Minuten waren vergangen, seit sie in Mr. Carters Sessel eingenickt war. Es war nicht gerade erholsam gewesen, doch es würde helfen. Sie steckte die Nachricht zurück in die Brusttasche. Als sie den Hausflur entlangging, setzte sie ihr Resümee fort. Waren wirklich Millionen gestorben? Und ein paar Stunden später wieder zum Leben erwacht? Aber nicht alle. Doch die Wiederauferstandenen waren kalt und hatten keinen Herzschlag. Sie waren nicht wirklich lebendig, doch hieß das, dass sie wirklich tot waren? An dieser Stelle geriet Dannys Hypothese ins Stocken. Ein Baum hatte keinen Herzschlag, und wahrscheinlich spürte er es nicht, wenn Käfer seine Blätter fraßen. Trotzdem war ein Baum lebendig. Warum sollten diese Wesen also nicht lebendig sein?, dachte sie. Warum bin ich mir so sicher? Spielt das überhaupt eine Rolle?
Mit pochendem Schädel verließ sie das Haus und wäre beinahe mit einem der Wesen zusammengestoßen. Es stand am Fuß von Mr. Carters Vordertreppe und starrte mit blicklosen Augen und herabhängendem Unterkiefer zu Danny hinauf. Es war das weiche Gesicht eines Jungen, vierzehn oder fünfzehn, der ein T-Shirt der Dodgers trug. Sein Gesicht war bleich wie Kerzenwachs, bis auf die fast schwarzen Lippen, und das Innere seines Mundes war grau. Danny wich zurück. Der Junge zeigte keine Reaktion. Sie fragte sich, ob er überhaupt auf etwas reagierte, vielleicht einfache Befehle.
» Husch«, sagte Danny und fuchtelte mit den Händen vor ihm herum. Die Augen des Jungen richteten sich auf ihre Hände. Er starrte sie immer noch an, als sie sie sinken ließ. Blöd, er war einfach blöd. Er begriff gar nichts. Der Junge war ein Roboter aus Fleisch. Danny schwang sich übers Treppengeländer und ging um den toten Teenager herum.
Sie brauchte einen Plan.
Ein paar von den unerschrockenen Überlebenden hatten selbst einen Plan gemacht, während Danny in Mr. Carters Haus gewesen war. Sie trieben die Infizierten (die sie für Danny nun waren) zusammen. Es hätten auch Schafe oder Schweine sein können, die sie einsammelten. Ein paar der Überlebenden standen mit ausgestreckten Armen in einer Haltung da, die Danny an die Verteidigung beim Basketball erinnerte. Sie blieben vor dem nächsten Infizierten stehen und bewegten sich nach links und rechts. Mit den Handschuhen und Masken sahen sie wie japanische Verkehrspolizisten aus. Andere begaben sich selbst in diesen Kreis, um einen Infizierten anzulocken. Dann ließen sie ihn dort zurück und machten sich auf zum nächsten. Es war wie ein menschlicher Pferch. Danny bewunderte die Tatkraft, mit der sie agierten – die Überlebenden beschäftigten sich selbst, um den Schock und die Verzweiflung zu lindern –, doch sie war sich nicht sicher, ob sie wussten, was zu tun war, wenn die Herde zu groß wurde, um sie in Schach zu halten. Es waren jetzt mindestens vierzig oder fünfzig in der Mitte. Vielleicht die Hälfte der Infizierten auf der Main
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