Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
Infizierte, den sie dorthin geschafft hatten. Sie hatten ihn in den Vorraum des Gebäudes gebracht, weil sie nicht wollten, dass sich die Krankheit dort ausbreitete, wo die Leute schliefen und aßen, obwohl es vielleicht genauso dem Wunsch nach einer todesfreien Zone wie medizinischen Überlegungen entsprang. Die Turnhalle war zu einer Art geheiligtem Ort für die Lebenden geworden. Patrick stand in ein paar Metern Entfernung an der Tür, neben der Frau des toten Mannes. Sie hatte niemandem ihren Namen gesagt, die lebende Leiche jedoch Larry genannt, und sie bestand noch immer darauf, dass jemand herausfand, was mit ihm nicht stimmte. Weil Amy beschlossen hatte, einen der Toten zu untersuchen, konnte sie es genauso gut mit ihm tun. Er erkannte seine Frau nicht.
Amys Tierarztbesteck war dem sehr ähnlich, was bei Menschen benutzt wurde. Sie hatte einen Teil davon aus dem Transporter geholt, der jetzt neben der Turnhalle stand. Ihre pelzigen Freunde waren alle am Morgen geflohen. Sie hoffte, Diggler, dem Schwein, ging es gut. Amys Instrumente befanden sich in einer Skalpelltasche und nicht in ihrem Veterinärkoffer, weil auf der Tasche in goldenen Lettern ihre Berufsbezeichnung stand, und sie glaubte nicht, dass Mrs. Larry damit einverstanden wäre, dass eine Tierärztin ihren Mann untersuchte – nicht einmal, wenn er tot war. Manche Leute waren sehr empfindlich. Neben den Instrumenten waren da noch die Stiftlampe für die Augen, ein Otoskop, ein Stethoskop und ein Doppler-Blutdruckmessgerät, das ganz anders aussah als das für Menschen mit der aufblasbaren Manschette, obwohl sich damit der Blutdruck genauso gut messen ließ. Sie horchte an Larrys kaltem, schwammigem Brustkorb. Es gab schwappende Geräusche, jedoch keinen Herzschlag. Und keinen Puls an den Handgelenken oder dem Hals. Patrick notierte ihre Feststellungen auf ein weißes Blatt aus einem Mathematikheft, das er unter der Tribüne gefunden hatte.
» Ich kann auch am Hals keinen Puls feststellen«, sagte Amy. » Ebenfalls keine Blutzirkulation, keine Pupillenerweiterung, und die Körpertemperatur lag in den letzten zwanzig Minuten beständig bei 26,6 Grad. Der, äh … Korpus … oder die kranke Person, wie auch immer«, verbesserte sich Amy, als Mrs. Larry ihr einen scharfen Blick zuwarf, » zeigt kaum Körperaktivität, weshalb die Temperatur möglicherweise konstant geblieben ist. Muskelaktivität erzeugt Wärme. Okay.«
Das infizierte Wesen öffnete den Mund, und ein schwaches Röcheln kam aus der Kehle. Amy gab unfreiwillig ein angewidertes Geräusch von sich. » Weiter geht’s. Es scheint eine gewisse Atemaktivität zu geben, doch sie ist nicht freiwillig oder so. Ich meine, autonom.«
Larrys verzweifelte Frau fuhr dazwischen: » Wie können Sie die richtigen Wörter dafür nicht kennen? Sie sind Ärztin!«
» Ärzte sind furchtbar vergesslich«, erklärte Amy. » Wir wollten die Begriffe sowieso ändern. Autonom klingt so kalt, nicht wahr?« Sie setzte die Untersuchung fort. » Ich würde gern die Leberkerntemperatur messen, doch die Ehefrau des Betroffenen dürfte nicht damit einverstanden sein …«
Amy blickte zu Mrs. Larry, die den Kopf schüttelte. Sie hatte genug Folgen von CSI gesehen, um zu wissen, dass man das bei Toten machte, und ihr Larry war nicht tot.
» Dann«, fuhr Amy fort, » machen wir ein paar Stichtests.«
» Tun Sie ihm nicht weh«, sagte die Frau und hielt sich die Augen zu. Amy benutzte eine normale Nähnadel, mit der man die Feiertagsflagge zusammenhielt.
Sie stach dem Toten in den Finger und versetzte dann seinem Knöchel und seiner Wange ebenfalls einen Stich. Nicht das leiseste Zucken. » Keine Reaktion auf die Nadelstiche. Keine Empfindung. Wie bei einem Diabetiker oder so.«
Die Untersuchung wurde noch fünfzehn Minuten fortgesetzt. Am Ende schwitzten Weaver und Troy von der Anstrengung, den Körper festzuhalten. Es war keine sichtbare Kraft in den Gliedmaßen, doch die Arme und Beine wanden sich unter dem Griff, und die schlaffe Haut über den Muskeln machte es schwer, sie festzuhalten.
Und Larry wurde nicht müde. Er hörte nicht auf, sich zu bewegen.
Weaver hatte zu Beginn der Untersuchung aufmerksam zugesehen und die Leiche, die er festhielt, genau betrachtet. Er konnte Bartstoppeln im Gesicht erkennen. Die Haut war aschfarben, beinahe metallisch. Er sah, dass es die kleinen, dunklen Adern unter der Haut waren, die diesen Effekt erzeugten. Der Mund schien nicht feucht zu sein, und die Zunge hatte die
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