Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Tripp
Vom Netzwerk:
Farbe eines einen Tag alten gebratenen Steaks. Die Zähne waren unnatürlich gelb, fast wie Getreidekörner, wahrscheinlich weil die bläuliche Haut diesen Kontrast bewirkte, und nicht, weil sie die Farbe geändert hatten. Patrick hielt häufig lange Vorträge darüber, welche Wirkung Farbe hatte. Weaver hatte dazu immer nur gegrunzt, obwohl es im Grunde interessant war. Er fühlte sich nur nicht kompetent genug, um etwas zu erwidern.
    Und die Augen – Weaver konnte sie nicht anschauen, obwohl es auch bei Augenkontakt kein Erkennen gab. Es war, als hätte jemand mit Wasser verdünnte Magermilch in den Augapfel injiziert. Doch besonders verstörte, wie die Augen fast blind durch den Raum wanderten, aber dann bei einem menschlichen Gesicht innehielten und es intensiv anstarrten.
    Weaver wandte den Blick ab und ertappte sich dabei, wie er Patrick ansah, der mit Heft und Stift in der Hand in einer merkwürdigen Haltung dastand, die Schultern hochgezogen und die Knie zusammengepresst. Weaver machte sich Sorgen um ihn. Patrick war viel stärker, als er selbst glaubte, doch er war so darauf fixiert, auf alles zu reagieren, so in seiner Rolle, dass man nicht sagen konnte, wo die wahren Gefühle begannen und die gespielten aufhörten. Andererseits mochte Weaver auch das an ihm.
    Weaver hielt sich selbst für gehemmt und verschlossen. Patrick war im Grunde genau das Gegenteil. Im Moment sah der arme Kerl aus, als wüsste er nicht, ob er sich übergeben oder in Ohnmacht fallen sollte, obwohl ihn die Frau der Leiche in seiner Schauspielkunst übertraf. Was ist ihm Hekuba, was ist er ihr, erinnerte sich Weaver. Aus dem Shakespeare-Drama Hamlet. Patrick (der das Bühnenbild für die Inszenierung gestaltet hatte, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten) hatte Weaver erklärt, wer Hekuba war, obwohl Weaver es sofort wieder vergessen hatte. Patrick kannte sich mit vielen Themen aus, einschließlich der Klassiker des Theaters. Alan Rickman hatte den Polonius gespielt, und Weaver hatte Rickman sehr gemocht, wie er sich jetzt erinnerte. Sie hatten sich auf einer der Partys nach der Inszenierung die Hand geschüttelt. Larrys Frau erinnerte sehr an Hekuba.
    Weaver kam plötzlich der Gedanke, dass die Schwulenehe nicht mehr das kontroverseste Beziehungsthema in der Gesellschaft war. Ehen zwischen Lebenden und Toten, wie das, was sie gerade mit ansahen, wären das neue Problemthema. Die katholische Kirche hätte damit ihren ganz großen Auftritt. War Alan Rickman noch am Leben? Weaver riss sich zusammen. Ich schweife ab, dachte er.
    Nachdem Amy fertig war, stellten Troy und Weaver den Ehemann trotz der Proteste von Mrs. Larry auf die Füße und schoben ihn hinaus auf den Parkplatz. Sie verschlossen die Tür, als der Leichnam zu den Lebenden zurückgewankt kam. » Das können Sie nicht tun, das ist ein freies Land!«, protestierte die Frau.
    » Tote haben keine Menschenrechte«, sagte Troy und ging zur Herrentoilette, um sich die Hände zu waschen. Wie Amy feststellte, war Mrs. Larry nicht bereit, allein dort draußen bei ihrem Mann zu sein.
    In der Polizeiwache sagte Danny zu Maria, dass alles unter Kontrolle war, und ging durch die Hintertür hinaus. Das brachte Maria auf den Gedanken, dass nicht alles unter Kontrolle war, weil sie selbst immer genau das sagte, wenn das Taxi während der Arbeitszeit den Geist aufgab. Sie fragte sich, ob ihr Mann da draußen war, und falls ja, wie sie das Ganze überstehen sollten. Er war ständig irgendwie in Schwierigkeiten. Jetzt war er wahrscheinlich tot, und nicht einmal dabei war Verlass auf ihn. Sie schluckte ihren Kummer hinunter und drehte auf der Suche nach Leben den Funkknopf über die Frequenzskala. Der rothaarige Sheriff tat sein Bestes.
    Als sie die Gasse entlangging, überkam Danny der gleiche Anflug von Panik wie am Vorabend, als sie in der Dunkelheit auf die Main Street zugegangen war und sich gefragt hatte, ob noch irgendjemand am Leben war.
    Gleich nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie mehrere solcher Träume gehabt, von Menschen, die ohne ein Wort fortgingen und sie allein an Orten wie Schulen und Krankenhäusern zurückließen.
    Auf einmal sah sie das Mädchen mit den blauen Haaren.
    Die Kleine kauerte zwischen zwei Autos, die zur einen Seite der Absperrung gehörten, die Arme um die knochigen Knie geschlungen. Sie beobachtete die gefangenen Infizierten, wie sie sich gegenseitig anrempelten. Danny ging zu ihr hinüber. Der Gestank der verfaulenden Körper in der Mittagssonne war

Weitere Kostenlose Bücher