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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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geschlafen, seit Jane verschwunden ist, und sie haben darauf bestanden, das Zimmer neben Marcs Schlafzimmer zu beziehen, weil sie nicht in ihrem weiter abseits gelegenen Kinderzimmer ein Stockwerk höher bleiben wollten.
    Als wir ins Wohnzimmer zurückkehren, öffnet Marc eine zweite Flasche Wein, und wir trinken sie größtenteils leer, während wir in Erinnerungen an Jane versinken. Marc hat nicht gelogen, als er sagte, dass er sie vermisst. Als er den letzten Schluck Wein einschenkt, sind seine Augen glasig.
    »Ich weiß, du hältst mich für einen Mistkerl, weil ich den Kindern gesagt habe, Jane sei tot. Aber ich versuche nur, ihnen die Sache so leicht wie möglich zu machen.«
    Ich nicke versöhnlich. »Nachdem ich sie gesehen habe, verstehe ich besser, warum du es getan hast. Aber was, wenn sich herausstellt, dass du falsch liegst?«
    Er schnaubt. »Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass all diese Frauen noch am Leben sind?«
    »Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Ich hatte mich fast damit abgefunden, dass Jane tot ist. Aber jetzt gebe ich nicht eher auf, bis ich ihren Leichnam gesehen habe.«
    »Genau wie bei deinem Vater«, murmelt er. »Du gibst niemals auf.«
    »Ich wünschte, du würdest es ebenfalls nicht tun. Zumindest im Herzen.«
    »Im Herzen?« Er deutet mit dem Weinkelch auf seine Brust und verschüttet dabei Wein auf sein Hemd. »Seit dreizehn Monaten ist mein Leben nur noch beschissen. Wenn die Kinder nicht wären, hätte ich vielleicht längst Schluss gemacht.«
    »Marc ...«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich bin ein selbstmitleidiger Schwächling.«
    »Das wollte ich nicht sagen, und so denke ich nicht von dir.«
    Er hört mir nicht mehr zu. Er hat die Hände vor die Augen geschlagen und schluchzt. Alkohol und Depressionen passen definitiv nicht zusammen. Ich fühle mich ein wenig verlegen, doch ich stehe auf, gehe zu ihm und lege ihm die Hand auf die Schulter.
    »Ich weiß, wie hart es für dich sein muss. Ich hatte selbst eine schwere Zeit.«
    Er schüttelt heftig den Kopf, wie um die Tränen zu vertreiben, dann setzt er sich auf und wischt sich das Gesicht mit dem Hemdsärmel. »Gottverdammt! Tut mir Leid, dass ich mich habe gehen lassen.«
    Ich setze mich auf die Ottomane und lege ihm die Hände auf die Schultern. »Hey, du hast mit das Schlimmste durchgemacht, was man sich vorstellen kann. Du hast ein Recht darauf, dich auszuweinen.«
    Seine blutunterlaufenen Augen suchen meinen Blick. »Ich kriege es einfach nicht auf die Reihe.«
    »Vielleicht brauchst du eine Pause. Hast du eigentlich einmal Urlaub genommen, seit es passiert ist?«
    »Nein. Die Arbeit hilft mir, damit fertig zu werden.«
    »Vielleicht hindert sie dich aber auch daran. Hast du einmal darüber nachgedacht?«
    Er lacht auf, als würde er keine Ratschläge von Amateurpsychologen benötigen. Privilegierte Männer sind Meister der ironischen Distanz. »Ich bin jedenfalls froh, dass du gekommen bist.«
    »Ich kann nicht fassen, wie stark ich auf die beiden reagiert habe. Fast so stark, als wären sie mein Fleisch und Blut.«
    »Ich weiß.« Sein Lächeln verschwindet. »Danke ... danke, dass du hier bist.« Er beugt sich vor und umarmt mich. Die Umarmung tut mir gut, das muss ich zugeben. Ich hatte nicht viele in den letzten Monaten. Doch plötzlich durchzuckt mich ein Schock. An meinem Hals ist etwas Feuchtes. Er küsst mich auf den Hals! Und es ist überhaupt nichts Brüderliches an diesem Kuss.
    Ich werde steif trotz meines Verlangens, nicht zu heftig zu reagieren. »Marc?«
    Er nimmt seine Lippen von meiner Haut, doch bevor ich meine Gedanken ordnen kann, küsst er mich auf den Mund. Ich zucke zurück und stemme mich mit den Händen gegen seine Arme, um ihn auf Distanz zu halten.
    Seine Augen flehen lautlos. »Du weißt nicht, wie es war ohne sie. Für dich ist es nicht das Gleiche. Ich kann mich nicht einmal dazu überwinden, eine andere Frau anzusehen . Ich sehe immer nur Jane vor mir. Aber als ich dich heute Abend beobachtet habe, am Tisch, mit den Kindern ... es ist, als wärst du sie .«
    »Ich bin nicht Jane.«
    »Das weiß ich. Aber sobald ich mir das nicht ständig ins Gedächtnis rufe, ist es, als wärst du es. Du fühlst dich sogar an wie sie.« Er löst sich aus meinem Griff und drückt meine Hände. »Deine Hände sind wie ihre, deine Augen, deine Brüste, einfach alles.« Seine blauen Augen fixieren mich mit der Intensität eines Mönchs. »Weißt du, wie viel es mir bedeuten würde, eine Nacht mit dir zu

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