Infernal: Thriller (German Edition)
verbringen? Nur eine einzige Nacht? Es wäre, als wäre Jane zurückgekehrt. Es würde ...«
»Hör auf!« , fauche ich leise, um die Kinder nicht aufzuwecken. »Hörst du eigentlich, was du da sagst? Ich bin nicht Jane, und ich kann nicht so tun als ob! Nicht, um deinen Kummer zu erleichtern. Nicht für die Kinder, und ganz gewiss nicht in deinem Bett. In ihrem Bett! Mein Gott!«
Er sieht zu Boden, dann wieder zu mir, und in seinen Augen leuchtet ein unangenehmes Funkeln. »Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass du in ihre Rolle schlüpfst, nicht wahr?«
Ich fühle mich, als hätte ich plötzlich flüssigen Stickstoff in den Adern. Ich bin sprachlos und unfähig, mich zu bewegen. Erst als er meine Hände drückt, reiße ich mich reflexartig los.
»Wovon redest du da?«
Er grinst wie ein kleiner Junge mit einem Geheimnis. »Das weißt du genau.«
Ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen bin, finde ich mich plötzlich einen Meter von ihm weg und habe die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich gehe. Ich werde im Hotel schlafen. Sag den Kindern, dass ich morgen im Laufe des Tages wiederkomme.«
Er blinzelt, dann scheint er ein wenig zur Besinnung zu kommen, oder zumindest regt sich sein Schamgefühl. »Tu das nicht, Jordan. Ich wollte dich nicht verärgern. Es ist nur, dass du so verdammt schön bist.« Er stolpert über die Ottomane, als er auf mich zukommt. Mein Instinkt drängt mich nach vorn, um ihm zu helfen, doch ich rühre mich nicht. Ich will nicht, dass die Dinge noch schlimmer werden, als sie ohnehin schon sind.
»Ich gehe nach oben und hole meine Sachen. Du bleibst so lange hier unten.«
»Sei nicht so melodramatisch. Du musst keine Angst mehr haben.«
»Ich meine es ernst, Marc.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, renne ich die Treppe hinauf und reiße meinen Koffer an mich, während ich Gott danke, dass ich noch nicht ausgepackt habe. Als ich wieder nach unten steige, wartet er am Fuß der Treppe auf mich.
»Und was soll ich den Kindern sagen?«, fragt er.
»Wage es nicht, sie gegen mich zu benutzen! Sag ihnen, ich hätte einen Anruf erhalten und hätte weggemusst, um ein paar Bilder zu machen. Ich komme morgen wieder. Ich bleibe nur nicht über Nacht.«
Er sieht reuig aus, doch das Gefühl von Anspruch, dass erst Augenblicke zuvor in seiner Stimme gelegen hat, geistert noch immer durch meinen Kopf. Bevor er sich in betrunkenen Entschuldigungen ergeht, schiebe ich mich an ihm vorbei und verlasse das Haus ohne ein weiteres Wort.
Als ich auf dem Bürgersteig stehe, öffnet sich ein paar Meter entfernt eine Wagentür, und eine dunkle Gestalt steigt aus.
»Jordan?«, fragt eine weibliche Stimme. »Was ist?«
»Alles bestens, Wendy. Ich schlafe nur woanders.«
»Was ist passiert?«
Meine scherzhafte Bemerkung gegenüber Kaiser, dass Wendy einen Annäherungsversuch starten könnte, erscheint mir in diesem Augenblick wie eine Vorahnung. Es hat tatsächlich einen Annäherungsversuch gegeben – doch ich hätte nicht im Traum geglaubt, dass er vom Ehemann meiner Zwillingsschwester würde kommen können. »Männerprobleme«, murmele ich nur.
»Kapiert. Wohin fahren wir?«
»In ein Hotel, schätze ich.«
Sie nimmt mir den Koffer ab und setzt sich in Richtung Mustang in Bewegung, doch dann zögert sie. »Äh, hören Sie ... ich weiß nicht, was Sie von Hotels halten, aber in meiner Wohnung gibt es ein Gästezimmer. Ich muss bei Ihnen bleiben, ganz gleich, wohin Sie gehen, wissen Sie? Aber wenn wir zu mir fahren, haben wir etwas zu essen und Kaffee und ein anständiges Bad, was immer Sie wollen.«
Es hat Nächte gegeben, da hätte ich für ein Hotelzimmer gemordet. Ich habe in Bombentrichtern geschlafen und war dankbar dafür. Doch heute Nacht will ich kein steriles, leeres Zimmer. Ich möchte warme Dinge um mich herum, eine normale, unordentliche Küche und CDs und einen gehäkelten Schal auf der Couch. Ich hoffe nur, Wendy hat keinen zwanghaften Putzfimmel. »Das klingt wunderbar. Also zu Ihnen.«
Ich will den Mustang gerade starten, als ein leises piepsendes Geräusch ertönt. »Was ist das?«, frage ich und sehe mich verwirrt um.
»Mobiltelefon«, erwidert sie. »Ein Nokia. Ich erkenne den Klingelton. Wir haben ein paar davon im Büro.«
»Oh.« Ich nehme meine Gürteltasche vom Rücksitz, öffne den Reißverschluss und nehme das Telefon heraus, das Kaiser mir gegeben hat. »Hallo?«
»Miss Glass? Daniel Baxter.«
»Was gibt’s?«
»Ich habe mit Monsieur de Becque von den
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