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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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einhundert Meter hoch vor ihnen auf und nahm den größten Teil der breitesten Straße am Neroplatz in Anspruch. Cassie und der Engel lagen auf der Lauer.
    »Was für Hybride?« Sie blinzelte um die Ecke des Schutzwalls.
    »Armilus. Nachkommen Luzifers, eine Art genetische Mutation auf der Basis jeweils eines Sohnes von Luzifer. Es sind nur zwei davon hier, aber sie sind sehr mächtig. Sie bewachen den Eingang zu den Archiven.«
    Cassie betrachtete die grässlichen Wesen. Sie erinnerten sie an überzüchtete Bodybuilder. Muskelwülste wucherten über noch mehr Muskeln, Beine wie Baumstämme bogen und spannten sich unter der schieren Masse, die sie zu tragen hatten. Venen wie Seile pochten unter der fleckigen, karamellbraunen Haut, die glänzte, als wäre sie eingeölt. Wenn sie liefen, donnerten ihre Plattfüße mit den riesigen Fersenklumpen auf das Pflaster. Die kahlen, gehörnten Köpfe wurden von weiteren Muskelsträngen überzogen und auch ihre Augen waren kaum sichtbar unter den massigen Gesichtsmuskeln.
    »Man möchte meinen, es gäbe noch mehr davon«, meinte Cassie. »Wenn die Infernalen Archive so ein bedeutsamer und brisanter Ort sind – wieso gibt es dann hier nur zwei davon?«
    »Sie sind so stark, dass sie mit der Faust Steinwände durchschlagen können«, warnte Angelese. »Sie können Eisenstangen zerbrechen wie Strohhalme und Eisenplatten mit bloßen Füßen durchtreten. Sie können das Hundertfache ihres eigenen Gewichts heben, und Feuer kann ihnen nichts anhaben. Man braucht nicht mehr als zwei davon, um die Archive zu bewachen, weil sie so ungeheuer mächtig sind.«
    Cassie runzelte die Stirn, dann rief sie: »Leichenstarre!«
    Die beiden Wesen wandten sich ruckartig Cassie zu. Sie stampften in die Richtung, aus welcher der Befehl gekommen war, doch schon nach wenigen Schritten verkrampften sich ihre schwerfälligen Muskeln. Cassies ätherischer Befehl ließ die Muskelfasern der plumpen Kreaturen alle myofibrillaren Proteine auf einen Schlag aufbrauchen.
    Zwei dumpfe Schläge erklangen, als beide Armilushybride auf dem Pflaster auftrafen. Sie krümmten sich kurz, dann wurden sie steif wie Statuen.
    »So mächtig sind sie auch wieder nicht«, meinte Cassie launig.
    Angelese lächelte. »Werd nicht übermütig. Wenn du zu viel von deiner Energie zu rasch verbrauchst, wirst du schnell erschöpft sein.«
    Cassie erinnerte sich, was in der Klinik passiert war. Nach ihrem letzten ätherischen Befehl war sie in Ohnmacht gefallen, und der Engel hatte sie hinaustragen müssen. »Ich werde vorsichtig sein«, versicherte sie Angelese.
    »Gut, denn du wirst deine Kräfte noch brauchen können, wenn wir gleich in den Archiven sind.«
    Cassie begriff nicht. »Aber du hast mir doch eben erzählt, dass nur zwei von diesen Armilus-Viechern die Archive bewachen?«
    »Sie bewachen das Äußere des Gebäudes.«
    Cassie fühlte sich durch weitere Armilushybride nicht sonderlich herausgefordert. »Das heißt, drinnen gibt es noch mehr davon?«
    »Nein. Drinnen gibt es etwas viel Schlimmeres.«
    Hm , dachte Cassie. Abwarten.
    Sie gingen an den starr auf dem fleischigen Rücken liegenden Wächtern vorbei zu der Eingangstreppe der Archive. Vor ihnen erhob sich das Gebäude, als warte es auf sie, wie eine Zitadelle, eine mittelalterliche Festung mit Türmchen und Giebeln und unbezwingbaren glatten Außenwänden. »Das ist also quasi die Bibliothek der Hölle?«, fragte Cassie.
    »Genau. Und sie wird von nur einer einzigen Person geleitet. Man kennt sie unter dem Namen Maémaè.«
    Cassie war ganz entspannt. Wie hart im Nehmen kann eine Bibliothekarin schon sein?
    »Aber um sie zu finden, müssen wir durch das Labyrinth hindurch. Das ist der einzige Weg ins Hauptdokumentenmagazin. Das Labyrinth wird von zwei Nekrotikern bewohnt; die sind aber schon tot, also kann man sie nicht töten.«
    Cassies Zuversicht geriet ein wenig ins Wanken. Schon allein der Name Nekrotiker klang irgendwie … beunruhigend.
    Als sie das Labyrinth betraten, musste sie an Theseus und Minotaurus aus der griechischen Mythologie denken: Ein Gewimmel schmaler Durchgänge, beleuchtet lediglich von strahlenden Mondsteinen. Cassie konnte an manchen Stellen kaum etwas erkennen, und genau in einer solch dunklen Ecke prallte sie gegen etwas.
    »Was zum …«
    Eine Hand, die stank und sich skelettiert anfühlte, legte sich auf ihr Gesicht. »Zurück zurück zurück!«, rief sie, und Angelese wich geschickt aus.
    »Was war das?«
    »Irgendwas …« Mehr bekam

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